Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Kauffarbei-Schiffe. Zudem ist ein Schiff allemal
desto schwerer zu regieren, je grösser es ist. Vielleicht
liesse sich behaupten, daß der Verlust so vieler Kriegs-
Schiffe, den die V. Niederländer im lezten Kriege
durch Stranden und Versinken erlitten haben, daran
liege, daß sie jezt schlechtere Seeschulen als andere
Staaten haben. Wie viel für die Seemächte auf
die Kunst des Schiffbaues ankomme, werde ich nicht
beweisen, sondern bloß anführen dürfen, daß jezt die
Franzosen in derselben einen Vorzug gewonnen ha-
ben, welcher ihnen selbst von den Engländern willig
eingestanden wird.

§. 20.

Aber ist es schweer eine Seemacht zu errichten,
so ist es nicht minder schweer sie zu erhalten. Ein
Fürst kann, wenn er eines langen Friedens gewiß ist,
seine Landmacht schwächen und gewiß sein, daß, wenn
er nur die Truppen, die er auf den Beinen hält, in
Disciplin und Kriegsfertigkeit nicht zurück gehen läßt,
und Geld und volle Magazine beim Ausbruch eines
Krieges hat, er seine neu vermehrte Armee bald wie-
der werde in Stand sezen können. Aber in Anse-
hung der Seemacht gilt dieses nicht. Man muß im
Frieden nicht viel weniger Aufmerksamkeit auf sie
wenden, als im Kriege. Das schlimmste ist, daß
die Schiffe selbst, wenn sie ruhig im Hafen liegen,

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Kauffarbei-Schiffe. Zudem iſt ein Schiff allemal
deſto ſchwerer zu regieren, je groͤſſer es iſt. Vielleicht
lieſſe ſich behaupten, daß der Verluſt ſo vieler Kriegs-
Schiffe, den die V. Niederlaͤnder im lezten Kriege
durch Stranden und Verſinken erlitten haben, daran
liege, daß ſie jezt ſchlechtere Seeſchulen als andere
Staaten haben. Wie viel fuͤr die Seemaͤchte auf
die Kunſt des Schiffbaues ankomme, werde ich nicht
beweiſen, ſondern bloß anfuͤhren duͤrfen, daß jezt die
Franzoſen in derſelben einen Vorzug gewonnen ha-
ben, welcher ihnen ſelbſt von den Englaͤndern willig
eingeſtanden wird.

§. 20.

Aber iſt es ſchweer eine Seemacht zu errichten,
ſo iſt es nicht minder ſchweer ſie zu erhalten. Ein
Fuͤrſt kann, wenn er eines langen Friedens gewiß iſt,
ſeine Landmacht ſchwaͤchen und gewiß ſein, daß, wenn
er nur die Truppen, die er auf den Beinen haͤlt, in
Diſciplin und Kriegsfertigkeit nicht zuruͤck gehen laͤßt,
und Geld und volle Magazine beim Ausbruch eines
Krieges hat, er ſeine neu vermehrte Armee bald wie-
der werde in Stand ſezen koͤnnen. Aber in Anſe-
hung der Seemacht gilt dieſes nicht. Man muß im
Frieden nicht viel weniger Aufmerkſamkeit auf ſie
wenden, als im Kriege. Das ſchlimmſte iſt, daß
die Schiffe ſelbſt, wenn ſie ruhig im Hafen liegen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0318" n="310"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/>
Kauffarbei-Schiffe. Zudem i&#x017F;t ein Schiff allemal<lb/>
de&#x017F;to &#x017F;chwerer zu regieren, je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er es i&#x017F;t. Vielleicht<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich behaupten, daß der Verlu&#x017F;t &#x017F;o vieler Kriegs-<lb/>
Schiffe, den die V. Niederla&#x0364;nder im lezten Kriege<lb/>
durch Stranden und Ver&#x017F;inken erlitten haben, daran<lb/>
liege, daß &#x017F;ie jezt &#x017F;chlechtere See&#x017F;chulen als andere<lb/>
Staaten haben. Wie viel fu&#x0364;r die Seema&#x0364;chte auf<lb/>
die Kun&#x017F;t des Schiffbaues ankomme, werde ich nicht<lb/>
bewei&#x017F;en, &#x017F;ondern bloß anfu&#x0364;hren du&#x0364;rfen, daß jezt die<lb/>
Franzo&#x017F;en in der&#x017F;elben einen Vorzug gewonnen ha-<lb/>
ben, welcher ihnen &#x017F;elb&#x017F;t von den Engla&#x0364;ndern willig<lb/>
einge&#x017F;tanden wird.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 20.</head><lb/>
                <p>Aber i&#x017F;t es &#x017F;chweer eine Seemacht zu errichten,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es nicht minder &#x017F;chweer &#x017F;ie zu erhalten. Ein<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t kann, wenn er eines langen Friedens gewiß i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;eine Landmacht &#x017F;chwa&#x0364;chen und gewiß &#x017F;ein, daß, wenn<lb/>
er nur die Truppen, die er auf den Beinen ha&#x0364;lt, in<lb/>
Di&#x017F;ciplin und Kriegsfertigkeit nicht zuru&#x0364;ck gehen la&#x0364;ßt,<lb/>
und Geld und volle Magazine beim Ausbruch eines<lb/>
Krieges hat, er &#x017F;eine neu vermehrte Armee bald wie-<lb/>
der werde in Stand &#x017F;ezen ko&#x0364;nnen. Aber in An&#x017F;e-<lb/>
hung der Seemacht gilt die&#x017F;es nicht. Man muß im<lb/>
Frieden nicht viel weniger Aufmerk&#x017F;amkeit auf &#x017F;ie<lb/>
wenden, als im Kriege. Das &#x017F;chlimm&#x017F;te i&#x017F;t, daß<lb/>
die Schiffe &#x017F;elb&#x017F;t, wenn &#x017F;ie ruhig im Hafen liegen,<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0318] 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. Kauffarbei-Schiffe. Zudem iſt ein Schiff allemal deſto ſchwerer zu regieren, je groͤſſer es iſt. Vielleicht lieſſe ſich behaupten, daß der Verluſt ſo vieler Kriegs- Schiffe, den die V. Niederlaͤnder im lezten Kriege durch Stranden und Verſinken erlitten haben, daran liege, daß ſie jezt ſchlechtere Seeſchulen als andere Staaten haben. Wie viel fuͤr die Seemaͤchte auf die Kunſt des Schiffbaues ankomme, werde ich nicht beweiſen, ſondern bloß anfuͤhren duͤrfen, daß jezt die Franzoſen in derſelben einen Vorzug gewonnen ha- ben, welcher ihnen ſelbſt von den Englaͤndern willig eingeſtanden wird. §. 20. Aber iſt es ſchweer eine Seemacht zu errichten, ſo iſt es nicht minder ſchweer ſie zu erhalten. Ein Fuͤrſt kann, wenn er eines langen Friedens gewiß iſt, ſeine Landmacht ſchwaͤchen und gewiß ſein, daß, wenn er nur die Truppen, die er auf den Beinen haͤlt, in Diſciplin und Kriegsfertigkeit nicht zuruͤck gehen laͤßt, und Geld und volle Magazine beim Ausbruch eines Krieges hat, er ſeine neu vermehrte Armee bald wie- der werde in Stand ſezen koͤnnen. Aber in Anſe- hung der Seemacht gilt dieſes nicht. Man muß im Frieden nicht viel weniger Aufmerkſamkeit auf ſie wenden, als im Kriege. Das ſchlimmſte iſt, daß die Schiffe ſelbſt, wenn ſie ruhig im Hafen liegen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/318
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/318>, abgerufen am 22.12.2024.