Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
warum? Als ich aber nachher in den Zeitungen von
mehrern derselben gelesen hatte, daß sie von den
Engländern genommen wären, so erfuhr ich auch bald
darauf, daß dieser Mann einen grossen Bankerott ge-
macht hatte. Ich habe schon erwähnt, was ohnehin
bekannt genug ist, daß gegen das Ende des Krieges
alle in demselben begriffene Nationen den neutralen
Flaggen die Fahrt auf ihre Colonien erlaubten. Nun
hatte die Kaperei der Engländer, wie der Franzosen,
wenig andere Gegenstände, als etwa noch die Osten-
disirten Schiffe. Sie ward also fast ganz aufgegeben.

Fast mögte man die Hofnung fassen, daß die krieg-
begierigen Nationen bei künftig ausbrechenden Kri[e]-
gen endlich weise genug werden werden, um in Anse-
hung der Kauffardeischiffe es eben so zu halten, wie
man, bei der jezt allgemein eingeführten mildern Art
Krieg zu führen, es in Ansehung der Landfrachten
hält, welche mit ihren Kaufmannsgütern von regu-
lären Truppen nichts, und, wenn überhaupt die gute
Disciplin bei den Heeren sich erhält, wenig von den
Marodören zu fürchten haben. In dem ganzen sie-
benjährigen Kriege sind gewiß wenig Beispiele von
Beraubung der Landfrachten vorgefallen. Und warum
sollte nicht mit gleichem Grunde ein wehrloses Kauffar-
dieschiff, das nichts als Waaren fährt, die keine Bezie-
hung auf den Krieg haben, eben so sicher über Meere

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
warum? Als ich aber nachher in den Zeitungen von
mehrern derſelben geleſen hatte, daß ſie von den
Englaͤndern genommen waͤren, ſo erfuhr ich auch bald
darauf, daß dieſer Mann einen groſſen Bankerott ge-
macht hatte. Ich habe ſchon erwaͤhnt, was ohnehin
bekannt genug iſt, daß gegen das Ende des Krieges
alle in demſelben begriffene Nationen den neutralen
Flaggen die Fahrt auf ihre Colonien erlaubten. Nun
hatte die Kaperei der Englaͤnder, wie der Franzoſen,
wenig andere Gegenſtaͤnde, als etwa noch die Oſten-
diſirten Schiffe. Sie ward alſo faſt ganz aufgegeben.

Faſt moͤgte man die Hofnung faſſen, daß die krieg-
begierigen Nationen bei kuͤnftig ausbrechenden Kri[e]-
gen endlich weiſe genug werden werden, um in Anſe-
hung der Kauffardeiſchiffe es eben ſo zu halten, wie
man, bei der jezt allgemein eingefuͤhrten mildern Art
Krieg zu fuͤhren, es in Anſehung der Landfrachten
haͤlt, welche mit ihren Kaufmannsguͤtern von regu-
laͤren Truppen nichts, und, wenn uͤberhaupt die gute
Diſciplin bei den Heeren ſich erhaͤlt, wenig von den
Marodoͤren zu fuͤrchten haben. In dem ganzen ſie-
benjaͤhrigen Kriege ſind gewiß wenig Beiſpiele von
Beraubung der Landfrachten vorgefallen. Und warum
ſollte nicht mit gleichem Grunde ein wehrloſes Kauffar-
dieſchiff, das nichts als Waaren faͤhrt, die keine Bezie-
hung auf den Krieg haben, eben ſo ſicher uͤber Meere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0314" n="306"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/>
warum? Als ich aber nachher in den Zeitungen von<lb/>
mehrern der&#x017F;elben gele&#x017F;en hatte, daß &#x017F;ie von den<lb/>
Engla&#x0364;ndern genommen wa&#x0364;ren, &#x017F;o erfuhr ich auch bald<lb/>
darauf, daß die&#x017F;er Mann einen gro&#x017F;&#x017F;en Bankerott ge-<lb/>
macht hatte. Ich habe &#x017F;chon erwa&#x0364;hnt, was ohnehin<lb/>
bekannt genug i&#x017F;t, daß gegen das Ende des Krieges<lb/>
alle in dem&#x017F;elben begriffene Nationen den neutralen<lb/>
Flaggen die Fahrt auf ihre Colonien erlaubten. Nun<lb/>
hatte die Kaperei der Engla&#x0364;nder, wie der Franzo&#x017F;en,<lb/>
wenig andere Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde, als etwa noch die O&#x017F;ten-<lb/>
di&#x017F;irten Schiffe. Sie ward al&#x017F;o fa&#x017F;t ganz aufgegeben.</p><lb/>
                <p>Fa&#x017F;t mo&#x0364;gte man die Hofnung fa&#x017F;&#x017F;en, daß die krieg-<lb/>
begierigen Nationen bei ku&#x0364;nftig ausbrechenden Kri<supplied>e</supplied>-<lb/>
gen endlich wei&#x017F;e genug werden werden, um in An&#x017F;e-<lb/>
hung der Kauffardei&#x017F;chiffe es eben &#x017F;o zu halten, wie<lb/>
man, bei der jezt allgemein eingefu&#x0364;hrten mildern Art<lb/>
Krieg zu fu&#x0364;hren, es in An&#x017F;ehung der Landfrachten<lb/>
ha&#x0364;lt, welche mit ihren Kaufmannsgu&#x0364;tern von regu-<lb/>
la&#x0364;ren Truppen nichts, und, wenn u&#x0364;berhaupt die gute<lb/>
Di&#x017F;ciplin bei den Heeren &#x017F;ich erha&#x0364;lt, wenig von den<lb/>
Marodo&#x0364;ren zu fu&#x0364;rchten haben. In dem ganzen &#x017F;ie-<lb/>
benja&#x0364;hrigen Kriege &#x017F;ind gewiß wenig Bei&#x017F;piele von<lb/>
Beraubung der Landfrachten vorgefallen. Und warum<lb/>
&#x017F;ollte nicht mit gleichem Grunde ein wehrlo&#x017F;es Kauffar-<lb/>
die&#x017F;chiff, das nichts als Waaren fa&#x0364;hrt, die keine Bezie-<lb/>
hung auf den Krieg haben, eben &#x017F;o &#x017F;icher u&#x0364;ber Meere<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0314] 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. warum? Als ich aber nachher in den Zeitungen von mehrern derſelben geleſen hatte, daß ſie von den Englaͤndern genommen waͤren, ſo erfuhr ich auch bald darauf, daß dieſer Mann einen groſſen Bankerott ge- macht hatte. Ich habe ſchon erwaͤhnt, was ohnehin bekannt genug iſt, daß gegen das Ende des Krieges alle in demſelben begriffene Nationen den neutralen Flaggen die Fahrt auf ihre Colonien erlaubten. Nun hatte die Kaperei der Englaͤnder, wie der Franzoſen, wenig andere Gegenſtaͤnde, als etwa noch die Oſten- diſirten Schiffe. Sie ward alſo faſt ganz aufgegeben. Faſt moͤgte man die Hofnung faſſen, daß die krieg- begierigen Nationen bei kuͤnftig ausbrechenden Krie- gen endlich weiſe genug werden werden, um in Anſe- hung der Kauffardeiſchiffe es eben ſo zu halten, wie man, bei der jezt allgemein eingefuͤhrten mildern Art Krieg zu fuͤhren, es in Anſehung der Landfrachten haͤlt, welche mit ihren Kaufmannsguͤtern von regu- laͤren Truppen nichts, und, wenn uͤberhaupt die gute Diſciplin bei den Heeren ſich erhaͤlt, wenig von den Marodoͤren zu fuͤrchten haben. In dem ganzen ſie- benjaͤhrigen Kriege ſind gewiß wenig Beiſpiele von Beraubung der Landfrachten vorgefallen. Und warum ſollte nicht mit gleichem Grunde ein wehrloſes Kauffar- dieſchiff, das nichts als Waaren faͤhrt, die keine Bezie- hung auf den Krieg haben, eben ſo ſicher uͤber Meere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/314
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/314>, abgerufen am 14.08.2024.