Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.5. Buch. Von der Handlungs-Politik. "nach dem Geständnis der Franzosen, die Schlesi-"schen Contrefaits den Mustern in Nichts nachstehen "und in Wolfeilheit sie noch sehr übertreffen, daher "auch die Franzosen sich ihrer zu ihren Sortements "bedienen. Man rechnet, daß Schlesien jezt halb "so viel Contrefaits liefert, als überhaupt an Fran- "zösischer Leinwand, Schleier und Cambray durch "Europa und Amerika vertrieben wird. Fast alle "Arten Schlesischer Leinwand führen daher auch "Französische Namen, als Rouennes, Bretagnes, "Platilles &c." Daraus ist nun ein Gewerbe ent- standen, welches in guten Jahren nach dem Zeug- nisse dieser Schriftsteller zwischen 5 und 6 Millionen fremdes Geld ins Land zieht. Herr Gilbert schlägt S. 428 den Vorteil der Hamburgischen, Holländi- schen, Englischen und Spanischen Kaufleute in dem weitern Betriebe dieser Leinen zu 50 bis 60 p. C. an. "Könnte," sagt er weiter, "die Leinwand über "Stettin aus unmittelbar nach Holland, England, "Spanien, Portugal und Amerika geführt werden, "so würden die Schlesischen Kaufleute wenigstens "fünfmal so viel als jezt gewinnen." Diese Zahl mögte noch vielleicht zu klein sein, wenn sie für den Unterschied des Preises, für welchen diese Leinen in Schlesien zu haben sind, und desjenigen, für wel- chen sie tief in Amerika verkauft werden, gilt. Denn in Peru und Chili werden sie wenigstens 100 p. C. teurer. 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. “nach dem Geſtaͤndnis der Franzoſen, die Schleſi-“ſchen Contrefaits den Muſtern in Nichts nachſtehen “und in Wolfeilheit ſie noch ſehr uͤbertreffen, daher “auch die Franzoſen ſich ihrer zu ihren Sortements “bedienen. Man rechnet, daß Schleſien jezt halb “ſo viel Contrefaits liefert, als uͤberhaupt an Fran- “zoͤſiſcher Leinwand, Schleier und Cambray durch “Europa und Amerika vertrieben wird. Faſt alle “Arten Schleſiſcher Leinwand fuͤhren daher auch “Franzoͤſiſche Namen, als Rouennes, Bretagnes, “Platilles &c.“ Daraus iſt nun ein Gewerbe ent- ſtanden, welches in guten Jahren nach dem Zeug- niſſe dieſer Schriftſteller zwiſchen 5 und 6 Millionen fremdes Geld ins Land zieht. Herr Gilbert ſchlaͤgt S. 428 den Vorteil der Hamburgiſchen, Hollaͤndi- ſchen, Engliſchen und Spaniſchen Kaufleute in dem weitern Betriebe dieſer Leinen zu 50 bis 60 p. C. an. “Koͤnnte,“ ſagt er weiter, “die Leinwand uͤber “Stettin aus unmittelbar nach Holland, England, “Spanien, Portugal und Amerika gefuͤhrt werden, “ſo wuͤrden die Schleſiſchen Kaufleute wenigſtens “fuͤnfmal ſo viel als jezt gewinnen.“ Dieſe Zahl moͤgte noch vielleicht zu klein ſein, wenn ſie fuͤr den Unterſchied des Preiſes, fuͤr welchen dieſe Leinen in Schleſien zu haben ſind, und desjenigen, fuͤr wel- chen ſie tief in Amerika verkauft werden, gilt. Denn in Peru und Chili werden ſie wenigſtens 100 p. C. teurer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0276" n="268"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/> “nach dem Geſtaͤndnis der Franzoſen, die Schleſi-<lb/> “ſchen Contrefaits den Muſtern in Nichts nachſtehen<lb/> “und in Wolfeilheit ſie noch ſehr uͤbertreffen, daher<lb/> “auch die Franzoſen ſich ihrer zu ihren Sortements<lb/> “bedienen. Man rechnet, daß Schleſien jezt halb<lb/> “ſo viel Contrefaits liefert, als uͤberhaupt an Fran-<lb/> “zoͤſiſcher Leinwand, Schleier und Cambray durch<lb/> “Europa und Amerika vertrieben wird. Faſt alle<lb/> “Arten Schleſiſcher Leinwand fuͤhren daher auch<lb/> “Franzoͤſiſche Namen, als <hi rendition="#aq">Rouennes, Bretagnes,</hi><lb/> “<hi rendition="#aq">Platilles &c.</hi>“ Daraus iſt nun ein Gewerbe ent-<lb/> ſtanden, welches in guten Jahren nach dem Zeug-<lb/> niſſe dieſer Schriftſteller zwiſchen 5 und 6 Millionen<lb/> fremdes Geld ins Land zieht. Herr <hi rendition="#g">Gilbert</hi> ſchlaͤgt<lb/> S. 428 den Vorteil der Hamburgiſchen, Hollaͤndi-<lb/> ſchen, Engliſchen und Spaniſchen Kaufleute in dem<lb/> weitern Betriebe dieſer Leinen zu 50 bis 60 p. C. an.<lb/> “Koͤnnte,“ ſagt er weiter, “die Leinwand uͤber<lb/> “Stettin aus unmittelbar nach Holland, England,<lb/> “Spanien, Portugal und Amerika gefuͤhrt werden,<lb/> “ſo wuͤrden die Schleſiſchen Kaufleute wenigſtens<lb/> “fuͤnfmal ſo viel als jezt gewinnen.“ Dieſe Zahl<lb/> moͤgte noch vielleicht zu klein ſein, wenn ſie fuͤr den<lb/> Unterſchied des Preiſes, fuͤr welchen dieſe Leinen in<lb/> Schleſien zu haben ſind, und desjenigen, fuͤr wel-<lb/> chen ſie tief in Amerika verkauft werden, gilt. Denn in<lb/> Peru und Chili werden ſie wenigſtens 100 p. C. teurer.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0276]
5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
“nach dem Geſtaͤndnis der Franzoſen, die Schleſi-
“ſchen Contrefaits den Muſtern in Nichts nachſtehen
“und in Wolfeilheit ſie noch ſehr uͤbertreffen, daher
“auch die Franzoſen ſich ihrer zu ihren Sortements
“bedienen. Man rechnet, daß Schleſien jezt halb
“ſo viel Contrefaits liefert, als uͤberhaupt an Fran-
“zoͤſiſcher Leinwand, Schleier und Cambray durch
“Europa und Amerika vertrieben wird. Faſt alle
“Arten Schleſiſcher Leinwand fuͤhren daher auch
“Franzoͤſiſche Namen, als Rouennes, Bretagnes,
“Platilles &c.“ Daraus iſt nun ein Gewerbe ent-
ſtanden, welches in guten Jahren nach dem Zeug-
niſſe dieſer Schriftſteller zwiſchen 5 und 6 Millionen
fremdes Geld ins Land zieht. Herr Gilbert ſchlaͤgt
S. 428 den Vorteil der Hamburgiſchen, Hollaͤndi-
ſchen, Engliſchen und Spaniſchen Kaufleute in dem
weitern Betriebe dieſer Leinen zu 50 bis 60 p. C. an.
“Koͤnnte,“ ſagt er weiter, “die Leinwand uͤber
“Stettin aus unmittelbar nach Holland, England,
“Spanien, Portugal und Amerika gefuͤhrt werden,
“ſo wuͤrden die Schleſiſchen Kaufleute wenigſtens
“fuͤnfmal ſo viel als jezt gewinnen.“ Dieſe Zahl
moͤgte noch vielleicht zu klein ſein, wenn ſie fuͤr den
Unterſchied des Preiſes, fuͤr welchen dieſe Leinen in
Schleſien zu haben ſind, und desjenigen, fuͤr wel-
chen ſie tief in Amerika verkauft werden, gilt. Denn in
Peru und Chili werden ſie wenigſtens 100 p. C. teurer.
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