geben. Vielleicht liegt es eben hieran, weswegen auch noch in neuern Zeiten alte grosse Städte, z. E. Nürnberg und Augsburg, deren bis dahin fortgedauerten Manufacturen größtenteils verloren haben.
Deutschland hat der Hofstädte so sehr viele, und fast keine derselben ist eine Manufacturstadt. Hier scheint mir eine andere Ursache zu wirken, weil nem- lich die Tähtigkeit des Bürgers durch seine mehr oder mindre Teilnehmung an dem Hofleben eingeschläfert wird, auch der Landmann um solche Städte her mit dem Wolleben zu sehr bekannt wird, und einen zu sichern Verdienst durch den Absaz seiner Producte in der Hofstadt findet, dei welchem er nicht Lust behält an der Arbeit der ersten Hand Teil zu nehmen. Aehn- liche Ursachen unterdrükken die Manufacturen in sol- chen Städten, welche stark besezte Universitäten haben. Wenn aber einmal eine Stadt so groß geworden ist, daß der Hof dem geringen in derselben wohnenden Mann minder bemerkbar wird, wie in London, Pa- ris und Berlin, oder wenn derselbe zahlreiche Vor- städte hat, wie Wien und auch Paris, so können Manufacturen in derselben blühen und der sichere Absaz bei so vielen grossen Geldverzehreren hebt die- jenigen, welche für das hohe Wolleben arbeiten. Aber auch dann entsteht ihnen eine andere Gefahr au[s]
Q 2
C. 4. In Anſehung des Manuf. Handels.
geben. Vielleicht liegt es eben hieran, weswegen auch noch in neuern Zeiten alte groſſe Staͤdte, z. E. Nuͤrnberg und Augsburg, deren bis dahin fortgedauerten Manufacturen groͤßtenteils verloren haben.
Deutſchland hat der Hofſtaͤdte ſo ſehr viele, und faſt keine derſelben iſt eine Manufacturſtadt. Hier ſcheint mir eine andere Urſache zu wirken, weil nem- lich die Taͤhtigkeit des Buͤrgers durch ſeine mehr oder mindre Teilnehmung an dem Hofleben eingeſchlaͤfert wird, auch der Landmann um ſolche Staͤdte her mit dem Wolleben zu ſehr bekannt wird, und einen zu ſichern Verdienſt durch den Abſaz ſeiner Producte in der Hofſtadt findet, dei welchem er nicht Luſt behaͤlt an der Arbeit der erſten Hand Teil zu nehmen. Aehn- liche Urſachen unterdruͤkken die Manufacturen in ſol- chen Staͤdten, welche ſtark beſezte Univerſitaͤten haben. Wenn aber einmal eine Stadt ſo groß geworden iſt, daß der Hof dem geringen in derſelben wohnenden Mann minder bemerkbar wird, wie in London, Pa- ris und Berlin, oder wenn derſelbe zahlreiche Vor- ſtaͤdte hat, wie Wien und auch Paris, ſo koͤnnen Manufacturen in derſelben bluͤhen und der ſichere Abſaz bei ſo vielen groſſen Geldverzehreren hebt die- jenigen, welche fuͤr das hohe Wolleben arbeiten. Aber auch dann entſteht ihnen eine andere Gefahr au[s]
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C. 4. In Anſehung des Manuf. Handels.
geben. Vielleicht liegt es eben hieran, weswegen
auch noch in neuern Zeiten alte groſſe Staͤdte,
z. E. Nuͤrnberg und Augsburg, deren bis dahin
fortgedauerten Manufacturen groͤßtenteils verloren
haben.
Deutſchland hat der Hofſtaͤdte ſo ſehr viele, und
faſt keine derſelben iſt eine Manufacturſtadt. Hier
ſcheint mir eine andere Urſache zu wirken, weil nem-
lich die Taͤhtigkeit des Buͤrgers durch ſeine mehr oder
mindre Teilnehmung an dem Hofleben eingeſchlaͤfert
wird, auch der Landmann um ſolche Staͤdte her
mit dem Wolleben zu ſehr bekannt wird, und einen zu
ſichern Verdienſt durch den Abſaz ſeiner Producte in
der Hofſtadt findet, dei welchem er nicht Luſt behaͤlt
an der Arbeit der erſten Hand Teil zu nehmen. Aehn-
liche Urſachen unterdruͤkken die Manufacturen in ſol-
chen Staͤdten, welche ſtark beſezte Univerſitaͤten haben.
Wenn aber einmal eine Stadt ſo groß geworden iſt,
daß der Hof dem geringen in derſelben wohnenden
Mann minder bemerkbar wird, wie in London, Pa-
ris und Berlin, oder wenn derſelbe zahlreiche Vor-
ſtaͤdte hat, wie Wien und auch Paris, ſo koͤnnen
Manufacturen in derſelben bluͤhen und der ſichere
Abſaz bei ſo vielen groſſen Geldverzehreren hebt die-
jenigen, welche fuͤr das hohe Wolleben arbeiten.
Aber auch dann entſteht ihnen eine andere Gefahr aus
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/251>, abgerufen am 22.11.2024.
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