Misgrif so vieler Deutschen Fürsten gewesen, als in der lezten Hälfte dieses Jahrhunderts ihnen der erste Gedanke entstand, daß ihren Staaten Manufactu- ren nüze sein könnten. Friedrich glaubt noch in der Geschichte seiner Zeit Cap. 2 des 5. Teils durch die Porzellan-Fabrik ein grosses geleistet zu haben. Aber weit glüklicher werde ich denjenigen Deutschen Staat schäzen, dem es gelingen wird, das Englische weisse irdene Tischgeschirr, dessen Einfuhr er verbot, so in dem Preise und in der Güte nachzuahmen, daß es in der Concurrenz mit dem Britischen bestehen kann.
§. 27.
Auch in der Wahl des Orts versieht man es oft, in welchem man eine Manufactur von Belang ent- stehen zu machen sucht. Alte Städte schikken sich durchaus nicht für die Manufacturen unserer Zeit, wenn nicht die Anlage der Häuser, welche zufällig einer ältern Manufactur gedient haben, so beschaffen ist, daß sie für die neue Manufactur umgebauet werden können. Die in Hamburg ehemals so hoch getriebene Brauerei erfoderte vielen Raum in mehre- ren nicht hohen luftigen Stockwerken. Weil dies auch die erste Erfodernis für eine Zukkersiederei ist, so die- nen wenigstens hundert der grösten alten Brauhäuser jezt für diese. Aber keines derselben würde für eine Manufactur dienen, welche mit grossen Maschinen
5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Misgrif ſo vieler Deutſchen Fuͤrſten geweſen, als in der lezten Haͤlfte dieſes Jahrhunderts ihnen der erſte Gedanke entſtand, daß ihren Staaten Manufactu- ren nuͤze ſein koͤnnten. Friedrich glaubt noch in der Geſchichte ſeiner Zeit Cap. 2 des 5. Teils durch die Porzellan-Fabrik ein groſſes geleiſtet zu haben. Aber weit gluͤklicher werde ich denjenigen Deutſchen Staat ſchaͤzen, dem es gelingen wird, das Engliſche weiſſe irdene Tiſchgeſchirr, deſſen Einfuhr er verbot, ſo in dem Preiſe und in der Guͤte nachzuahmen, daß es in der Concurrenz mit dem Britiſchen beſtehen kann.
§. 27.
Auch in der Wahl des Orts verſieht man es oft, in welchem man eine Manufactur von Belang ent- ſtehen zu machen ſucht. Alte Staͤdte ſchikken ſich durchaus nicht fuͤr die Manufacturen unſerer Zeit, wenn nicht die Anlage der Haͤuſer, welche zufaͤllig einer aͤltern Manufactur gedient haben, ſo beſchaffen iſt, daß ſie fuͤr die neue Manufactur umgebauet werden koͤnnen. Die in Hamburg ehemals ſo hoch getriebene Brauerei erfoderte vielen Raum in mehre- ren nicht hohen luftigen Stockwerken. Weil dies auch die erſte Erfodernis fuͤr eine Zukkerſiederei iſt, ſo die- nen wenigſtens hundert der groͤſten alten Brauhaͤuſer jezt fuͤr dieſe. Aber keines derſelben wuͤrde fuͤr eine Manufactur dienen, welche mit groſſen Maſchinen
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5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Misgrif ſo vieler Deutſchen Fuͤrſten geweſen, als in
der lezten Haͤlfte dieſes Jahrhunderts ihnen der erſte
Gedanke entſtand, daß ihren Staaten Manufactu-
ren nuͤze ſein koͤnnten. Friedrich glaubt noch in der
Geſchichte ſeiner Zeit Cap. 2 des 5. Teils durch
die Porzellan-Fabrik ein groſſes geleiſtet zu haben.
Aber weit gluͤklicher werde ich denjenigen Deutſchen
Staat ſchaͤzen, dem es gelingen wird, das Engliſche
weiſſe irdene Tiſchgeſchirr, deſſen Einfuhr er verbot,
ſo in dem Preiſe und in der Guͤte nachzuahmen, daß
es in der Concurrenz mit dem Britiſchen beſtehen kann.
§. 27.
Auch in der Wahl des Orts verſieht man es oft,
in welchem man eine Manufactur von Belang ent-
ſtehen zu machen ſucht. Alte Staͤdte ſchikken ſich
durchaus nicht fuͤr die Manufacturen unſerer Zeit,
wenn nicht die Anlage der Haͤuſer, welche zufaͤllig
einer aͤltern Manufactur gedient haben, ſo beſchaffen
iſt, daß ſie fuͤr die neue Manufactur umgebauet
werden koͤnnen. Die in Hamburg ehemals ſo hoch
getriebene Brauerei erfoderte vielen Raum in mehre-
ren nicht hohen luftigen Stockwerken. Weil dies auch
die erſte Erfodernis fuͤr eine Zukkerſiederei iſt, ſo die-
nen wenigſtens hundert der groͤſten alten Brauhaͤuſer
jezt fuͤr dieſe. Aber keines derſelben wuͤrde fuͤr eine
Manufactur dienen, welche mit groſſen Maſchinen
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/248>, abgerufen am 22.02.2025.
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