Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.1. Buch. Vom Gelde. Indessen ist auch der geringe Mann nicht mehr ein-fältig genug, um das bessere Geld für das schlechtere in gleichem Zahlwehrt hinzugeben, oder mit Einem Tahler des bessern Geldes zu kaufen, was er für Einen Tahler des schlechteren haben kann. Der Wehrt des bessern wird demnach durch eine Zugabe des schlechtern ausgeglichen, die man das Aufgeld oder Agio nennt. Diese Ausgleichung wird von dem Kaufmann für grössere Summen nach Procenten mit vieler Genauigkeit gemacht. In kleinern Zah- lungen wird jeder grossen Münze das ihr zukommende Aufgeld zugelegt. Dies kann nicht mit gleicher Ge- nauigkeit geschehen, und giebt einzelnen Gewinn- süchtigen Gelegenheit zu Vorteilen auf Unkosten derer, die mindere Einsicht von dem Gehalt der bessern Münzsorte haben. Bei Weggebung kleiner Münzen läßt sich das Agio nicht mehr bestimmen. Und weil in dem Verkehr aller Staaten an ihren Grenzen der Fall so oft vorkömmt, daß man aus dem Lande, welches das bessere Geld hat, Kleinigkeiten in das- jenige, welches das schlechtere hat, bezahlt, und um- gekehrt, so liegt darin eine Ursache, daß das Geld des erstern allmählig mit Verlust in den andern über- geht. In beiden stellen sich auch die Bedürfnisse des geringen Mannes, die mit wenigem Gelde bezah- let werden, auf einen gleichen Zahlwehrt bei sonst gleichen Umständen. Von dem Schaden, der daraus 1. Buch. Vom Gelde. Indeſſen iſt auch der geringe Mann nicht mehr ein-faͤltig genug, um das beſſere Geld fuͤr das ſchlechtere in gleichem Zahlwehrt hinzugeben, oder mit Einem Tahler des beſſern Geldes zu kaufen, was er fuͤr Einen Tahler des ſchlechteren haben kann. Der Wehrt des beſſern wird demnach durch eine Zugabe des ſchlechtern ausgeglichen, die man das Aufgeld oder Agio nennt. Dieſe Ausgleichung wird von dem Kaufmann fuͤr groͤſſere Summen nach Procenten mit vieler Genauigkeit gemacht. In kleinern Zah- lungen wird jeder groſſen Muͤnze das ihr zukommende Aufgeld zugelegt. Dies kann nicht mit gleicher Ge- nauigkeit geſchehen, und giebt einzelnen Gewinn- ſuͤchtigen Gelegenheit zu Vorteilen auf Unkoſten derer, die mindere Einſicht von dem Gehalt der beſſern Muͤnzſorte haben. Bei Weggebung kleiner Muͤnzen laͤßt ſich das Agio nicht mehr beſtimmen. Und weil in dem Verkehr aller Staaten an ihren Grenzen der Fall ſo oft vorkoͤmmt, daß man aus dem Lande, welches das beſſere Geld hat, Kleinigkeiten in das- jenige, welches das ſchlechtere hat, bezahlt, und um- gekehrt, ſo liegt darin eine Urſache, daß das Geld des erſtern allmaͤhlig mit Verluſt in den andern uͤber- geht. In beiden ſtellen ſich auch die Beduͤrfniſſe des geringen Mannes, die mit wenigem Gelde bezah- let werden, auf einen gleichen Zahlwehrt bei ſonſt gleichen Umſtaͤnden. Von dem Schaden, der daraus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0074" n="52"/><fw place="top" type="header">1. Buch. Vom Gelde.</fw><lb/> Indeſſen iſt auch der geringe Mann nicht mehr ein-<lb/> faͤltig genug, um das beſſere Geld fuͤr das ſchlechtere<lb/> in gleichem Zahlwehrt hinzugeben, oder mit Einem<lb/> Tahler des beſſern Geldes zu kaufen, was er fuͤr<lb/> Einen Tahler des ſchlechteren haben kann. Der<lb/> Wehrt des beſſern wird demnach durch eine Zugabe<lb/> des ſchlechtern ausgeglichen, die man das <hi rendition="#g">Aufgeld</hi><lb/> oder <hi rendition="#g">Agio</hi> nennt. Dieſe Ausgleichung wird von<lb/> dem Kaufmann fuͤr groͤſſere Summen nach Procenten<lb/> mit vieler Genauigkeit gemacht. In kleinern Zah-<lb/> lungen wird jeder groſſen Muͤnze das ihr zukommende<lb/> Aufgeld zugelegt. Dies kann nicht mit gleicher Ge-<lb/> nauigkeit geſchehen, und giebt einzelnen Gewinn-<lb/> ſuͤchtigen Gelegenheit zu Vorteilen auf Unkoſten<lb/> derer, die mindere Einſicht von dem Gehalt der beſſern<lb/> Muͤnzſorte haben. Bei Weggebung kleiner Muͤnzen<lb/> laͤßt ſich das Agio nicht mehr beſtimmen. Und weil<lb/> in dem Verkehr aller Staaten an ihren Grenzen der<lb/> Fall ſo oft vorkoͤmmt, daß man aus dem Lande,<lb/> welches das beſſere Geld hat, Kleinigkeiten in das-<lb/> jenige, welches das ſchlechtere hat, bezahlt, und um-<lb/> gekehrt, ſo liegt darin eine Urſache, daß das Geld<lb/> des erſtern allmaͤhlig mit Verluſt in den andern uͤber-<lb/> geht. In beiden ſtellen ſich auch die Beduͤrfniſſe<lb/> des geringen Mannes, die mit wenigem Gelde bezah-<lb/> let werden, auf einen gleichen Zahlwehrt bei ſonſt<lb/> gleichen Umſtaͤnden. Von dem Schaden, der daraus<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0074]
1. Buch. Vom Gelde.
Indeſſen iſt auch der geringe Mann nicht mehr ein-
faͤltig genug, um das beſſere Geld fuͤr das ſchlechtere
in gleichem Zahlwehrt hinzugeben, oder mit Einem
Tahler des beſſern Geldes zu kaufen, was er fuͤr
Einen Tahler des ſchlechteren haben kann. Der
Wehrt des beſſern wird demnach durch eine Zugabe
des ſchlechtern ausgeglichen, die man das Aufgeld
oder Agio nennt. Dieſe Ausgleichung wird von
dem Kaufmann fuͤr groͤſſere Summen nach Procenten
mit vieler Genauigkeit gemacht. In kleinern Zah-
lungen wird jeder groſſen Muͤnze das ihr zukommende
Aufgeld zugelegt. Dies kann nicht mit gleicher Ge-
nauigkeit geſchehen, und giebt einzelnen Gewinn-
ſuͤchtigen Gelegenheit zu Vorteilen auf Unkoſten
derer, die mindere Einſicht von dem Gehalt der beſſern
Muͤnzſorte haben. Bei Weggebung kleiner Muͤnzen
laͤßt ſich das Agio nicht mehr beſtimmen. Und weil
in dem Verkehr aller Staaten an ihren Grenzen der
Fall ſo oft vorkoͤmmt, daß man aus dem Lande,
welches das beſſere Geld hat, Kleinigkeiten in das-
jenige, welches das ſchlechtere hat, bezahlt, und um-
gekehrt, ſo liegt darin eine Urſache, daß das Geld
des erſtern allmaͤhlig mit Verluſt in den andern uͤber-
geht. In beiden ſtellen ſich auch die Beduͤrfniſſe
des geringen Mannes, die mit wenigem Gelde bezah-
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gleichen Umſtaͤnden. Von dem Schaden, der daraus
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