Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Cap. 4. Von Zinsen und Credit.
die Zinsen immer hoch. Z. E. In Polen kann der
reichste Edelmann nicht unter 8 bis 10 Procent Geld
bekommen; in der Türkei sind 10 Procent, in Ost-
indien fast durchgängig 8 pr. C. die üblichen Zinsen.

2) Nach der Sicherheit, welche der Zustand des
Schuldners seinem Gläubiger für sein Capital und
Zinsen zu geben scheint.

3) Nach der Menge des Geldes, welche unter
einem Volk ist. Doch kömmt es hiebei insonderheit
darauf an, ob es viele und glückliche Gelderwerber
giebt, in deren Händen sich das Geld stärker anhäuft,
als sie es in ihrer Lebensart oder Gewerbe verbrau-
chen können.

§. 3.

Credit ist der Glaube oder die Meinung von der
Sicherheit, die man von der Wiederbezahlung einer
Schuld hat, welche durch Ausleihen oder Handlung
entstanden ist, oder noch entstehen kann. Dieser
Credit ist zweierlei: 1) Ein hypothekarischer
Credit, der sich auf ein von dem Schuldner gege-
benes Pfand, gewöhnlich aber auf ein durch die Lan-
desgesezze bestättigtes Recht gründet, des Eigentums
des Schuldners sich zu bemächtigen, wenn derselbe
Zinsen oder Capital, oder beides nicht abtragen kann.

C

Cap. 4. Von Zinſen und Credit.
die Zinſen immer hoch. Z. E. In Polen kann der
reichſte Edelmann nicht unter 8 bis 10 Procent Geld
bekommen; in der Tuͤrkei ſind 10 Procent, in Oſt-
indien faſt durchgaͤngig 8 pr. C. die uͤblichen Zinſen.

2) Nach der Sicherheit, welche der Zuſtand des
Schuldners ſeinem Glaͤubiger fuͤr ſein Capital und
Zinſen zu geben ſcheint.

3) Nach der Menge des Geldes, welche unter
einem Volk iſt. Doch koͤmmt es hiebei inſonderheit
darauf an, ob es viele und gluͤckliche Gelderwerber
giebt, in deren Haͤnden ſich das Geld ſtaͤrker anhaͤuft,
als ſie es in ihrer Lebensart oder Gewerbe verbrau-
chen koͤnnen.

§. 3.

Credit iſt der Glaube oder die Meinung von der
Sicherheit, die man von der Wiederbezahlung einer
Schuld hat, welche durch Ausleihen oder Handlung
entſtanden iſt, oder noch entſtehen kann. Dieſer
Credit iſt zweierlei: 1) Ein hypothekariſcher
Credit, der ſich auf ein von dem Schuldner gege-
benes Pfand, gewoͤhnlich aber auf ein durch die Lan-
desgeſezze beſtaͤttigtes Recht gruͤndet, des Eigentums
des Schuldners ſich zu bemaͤchtigen, wenn derſelbe
Zinſen oder Capital, oder beides nicht abtragen kann.

C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0055" n="33"/><fw place="top" type="header">Cap. 4. Von Zin&#x017F;en und Credit.</fw><lb/>
die Zin&#x017F;en immer hoch. Z. E. In Polen kann der<lb/>
reich&#x017F;te Edelmann nicht unter 8 bis 10 Procent Geld<lb/>
bekommen; in der Tu&#x0364;rkei &#x017F;ind 10 Procent, in O&#x017F;t-<lb/>
indien fa&#x017F;t durchga&#x0364;ngig 8 pr. C. die u&#x0364;blichen <choice><sic>Z in&#x017F;en</sic><corr>Zin&#x017F;en</corr></choice>.</p><lb/>
                <p>2) Nach der Sicherheit, welche der Zu&#x017F;tand des<lb/>
Schuldners &#x017F;einem Gla&#x0364;ubiger fu&#x0364;r &#x017F;ein Capital und<lb/>
Zin&#x017F;en zu geben &#x017F;cheint.</p><lb/>
                <p>3) Nach der Menge des Geldes, welche unter<lb/>
einem Volk i&#x017F;t. Doch ko&#x0364;mmt es hiebei in&#x017F;onderheit<lb/>
darauf an, ob es viele und glu&#x0364;ckliche Gelderwerber<lb/>
giebt, in deren Ha&#x0364;nden &#x017F;ich das Geld &#x017F;ta&#x0364;rker anha&#x0364;uft,<lb/>
als &#x017F;ie es in ihrer Lebensart oder Gewerbe verbrau-<lb/>
chen ko&#x0364;nnen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 3.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Credit</hi> i&#x017F;t der Glaube oder die Meinung von der<lb/>
Sicherheit, die man von der Wiederbezahlung einer<lb/>
Schuld hat, welche durch Ausleihen oder Handlung<lb/>
ent&#x017F;tanden i&#x017F;t, oder noch ent&#x017F;tehen kann. Die&#x017F;er<lb/>
Credit i&#x017F;t zweierlei: 1) Ein <hi rendition="#g">hypothekari&#x017F;cher<lb/>
Credit</hi>, der &#x017F;ich auf ein von dem Schuldner gege-<lb/>
benes Pfand, gewo&#x0364;hnlich aber auf ein durch die Lan-<lb/>
desge&#x017F;ezze be&#x017F;ta&#x0364;ttigtes Recht gru&#x0364;ndet, des Eigentums<lb/>
des Schuldners &#x017F;ich zu bema&#x0364;chtigen, wenn der&#x017F;elbe<lb/>
Zin&#x017F;en oder Capital, oder beides nicht abtragen kann.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0055] Cap. 4. Von Zinſen und Credit. die Zinſen immer hoch. Z. E. In Polen kann der reichſte Edelmann nicht unter 8 bis 10 Procent Geld bekommen; in der Tuͤrkei ſind 10 Procent, in Oſt- indien faſt durchgaͤngig 8 pr. C. die uͤblichen Zinſen. 2) Nach der Sicherheit, welche der Zuſtand des Schuldners ſeinem Glaͤubiger fuͤr ſein Capital und Zinſen zu geben ſcheint. 3) Nach der Menge des Geldes, welche unter einem Volk iſt. Doch koͤmmt es hiebei inſonderheit darauf an, ob es viele und gluͤckliche Gelderwerber giebt, in deren Haͤnden ſich das Geld ſtaͤrker anhaͤuft, als ſie es in ihrer Lebensart oder Gewerbe verbrau- chen koͤnnen. §. 3. Credit iſt der Glaube oder die Meinung von der Sicherheit, die man von der Wiederbezahlung einer Schuld hat, welche durch Ausleihen oder Handlung entſtanden iſt, oder noch entſtehen kann. Dieſer Credit iſt zweierlei: 1) Ein hypothekariſcher Credit, der ſich auf ein von dem Schuldner gege- benes Pfand, gewoͤhnlich aber auf ein durch die Lan- desgeſezze beſtaͤttigtes Recht gruͤndet, des Eigentums des Schuldners ſich zu bemaͤchtigen, wenn derſelbe Zinſen oder Capital, oder beides nicht abtragen kann. C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/55
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/55>, abgerufen am 23.11.2024.