wöhnlich so geht, sind leicht anzugeben. Ich ver- spare sie indessen für die Zusäze.
Aber den wichtigen Raht, den ich seit fünf und zwanzig Jahren so manchem jungen Manne gegeben habe, kann ich nicht bis dahin aussezzen. Wenn du, habe ich ihm gesagt, dich so sehr auf dein väter- liches Vermögen verlässest, daß du glaubst, du kön- nest dessen ohne eigne Arbeit geniessen, so handle lieber gar nicht. Wilst du jedoch nicht anders, glaubst du, die väterliche Handlung fortsezen zu müssen, oder wilst du deswegen gar eine neue Handlung er- richten, weil du glaubst, mit deren Gewinn besser daran zu sein, als mit den Zinsen deines Erbteils, und vermagst du nicht so viel über dich, daß du deine Kräfte selbst den Geschäften widmest, so lerne we- nigstens das, was dir nötig ist, um einen richtigen Blick auf deines Compagnons Arbeiten zu werfen, um ihn nicht blindlings handeln zu lassen, und immer wissen zu können, wie deine Sachen stehen. Bringst du nicht wenigstens es so weit, so bist du über kurz oder lang verlohren, und ich wiederhole dir: Lieber handle nicht!
Freilich läßt dieser Raht nur dem Jünglinge sich geben, der nicht gar schwach von Kopfe ist, und keine ganz entschiedne Abneigung von der Arbeit und
Cap. 4. Von Geſellſchafts-Handlung.
woͤhnlich ſo geht, ſind leicht anzugeben. Ich ver- ſpare ſie indeſſen fuͤr die Zuſaͤze.
Aber den wichtigen Raht, den ich ſeit fuͤnf und zwanzig Jahren ſo manchem jungen Manne gegeben habe, kann ich nicht bis dahin ausſezzen. Wenn du, habe ich ihm geſagt, dich ſo ſehr auf dein vaͤter- liches Vermoͤgen verlaͤſſeſt, daß du glaubſt, du koͤn- neſt deſſen ohne eigne Arbeit genieſſen, ſo handle lieber gar nicht. Wilſt du jedoch nicht anders, glaubſt du, die vaͤterliche Handlung fortſezen zu muͤſſen, oder wilſt du deswegen gar eine neue Handlung er- richten, weil du glaubſt, mit deren Gewinn beſſer daran zu ſein, als mit den Zinſen deines Erbteils, und vermagſt du nicht ſo viel uͤber dich, daß du deine Kraͤfte ſelbſt den Geſchaͤften widmeſt, ſo lerne we- nigſtens das, was dir noͤtig iſt, um einen richtigen Blick auf deines Compagnons Arbeiten zu werfen, um ihn nicht blindlings handeln zu laſſen, und immer wiſſen zu koͤnnen, wie deine Sachen ſtehen. Bringſt du nicht wenigſtens es ſo weit, ſo biſt du uͤber kurz oder lang verlohren, und ich wiederhole dir: Lieber handle nicht!
Freilich laͤßt dieſer Raht nur dem Juͤnglinge ſich geben, der nicht gar ſchwach von Kopfe iſt, und keine ganz entſchiedne Abneigung von der Arbeit und
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Cap. 4. Von Geſellſchafts-Handlung.
woͤhnlich ſo geht, ſind leicht anzugeben. Ich ver-
ſpare ſie indeſſen fuͤr die Zuſaͤze.
Aber den wichtigen Raht, den ich ſeit fuͤnf und
zwanzig Jahren ſo manchem jungen Manne gegeben
habe, kann ich nicht bis dahin ausſezzen. Wenn
du, habe ich ihm geſagt, dich ſo ſehr auf dein vaͤter-
liches Vermoͤgen verlaͤſſeſt, daß du glaubſt, du koͤn-
neſt deſſen ohne eigne Arbeit genieſſen, ſo handle
lieber gar nicht. Wilſt du jedoch nicht anders, glaubſt
du, die vaͤterliche Handlung fortſezen zu muͤſſen,
oder wilſt du deswegen gar eine neue Handlung er-
richten, weil du glaubſt, mit deren Gewinn beſſer
daran zu ſein, als mit den Zinſen deines Erbteils,
und vermagſt du nicht ſo viel uͤber dich, daß du deine
Kraͤfte ſelbſt den Geſchaͤften widmeſt, ſo lerne we-
nigſtens das, was dir noͤtig iſt, um einen richtigen
Blick auf deines Compagnons Arbeiten zu werfen,
um ihn nicht blindlings handeln zu laſſen, und immer
wiſſen zu koͤnnen, wie deine Sachen ſtehen. Bringſt
du nicht wenigſtens es ſo weit, ſo biſt du uͤber kurz
oder lang verlohren, und ich wiederhole dir: Lieber
handle nicht!
Freilich laͤßt dieſer Raht nur dem Juͤnglinge ſich
geben, der nicht gar ſchwach von Kopfe iſt, und
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/267>, abgerufen am 16.02.2025.
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