Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 1. Von der Eignen Handlung.
daß eine so grosse Menge und Mannigfaltigkeit von
Waaren zu ihr oder durch sie geführt wird, als welche
nur zu wenig andern Handelspläzzen gelangen kann.

See- und Fluß-Fahrt vereint sind es, welche
solchen grossen Marktpläzzen ihren Ort bestimmen;
doch mehr in der neuern als in der alten Zeit. Denn
die Handlung der Vorzeit hatte ihren Sitz an dem
mittelländischen Meere, in welches wenig Flüsse sich
ergiessen, welche weit hinauf ins Land schiffbar
wären. An dessen Ufern entstanden also, so wie an
den Ufern der Ostsee, fast allenthalben Handels-
Pläzze, wo nur die Natur einen Haven darbot.
Die Güte eines solchen Havens entschied zwar in
etwas, aber doch noch mehr der Fleis und die Täh-
tigket der Einwohner darüber, ob sich ein solcher Han-
delsplaz zu dem Range eines Marktplazzes erheben
sollte und könnte. Als aber in späteren Zeiten die
Handlung im Norden Leben gewann, da ward es
natürlich, daß sie den Vorteil benuzte, welchen die
ins Meer auslaufenden Flüsse ihr gewährten, und daß
ihre Schiffe so weit in dieselben hinauf liefen, als die
Meeres-Fluht sie führen konnte. Denn jenseits
dieser Stelle fieng auch in den meisten Flüssen die
Tiefe für beladene Seeschiffe zu fehlen an. Hier
wechselte also die Flußfahrt mit der Seefahrt. Ein
jeder beträchtlicher Fluß bekam also eine Handels-

Cap. 1. Von der Eignen Handlung.
daß eine ſo groſſe Menge und Mannigfaltigkeit von
Waaren zu ihr oder durch ſie gefuͤhrt wird, als welche
nur zu wenig andern Handelsplaͤzzen gelangen kann.

See- und Fluß-Fahrt vereint ſind es, welche
ſolchen groſſen Marktplaͤzzen ihren Ort beſtimmen;
doch mehr in der neuern als in der alten Zeit. Denn
die Handlung der Vorzeit hatte ihren Sitz an dem
mittellaͤndiſchen Meere, in welches wenig Fluͤſſe ſich
ergieſſen, welche weit hinauf ins Land ſchiffbar
waͤren. An deſſen Ufern entſtanden alſo, ſo wie an
den Ufern der Oſtſee, faſt allenthalben Handels-
Plaͤzze, wo nur die Natur einen Haven darbot.
Die Guͤte eines ſolchen Havens entſchied zwar in
etwas, aber doch noch mehr der Fleis und die Taͤh-
tigket der Einwohner daruͤber, ob ſich ein ſolcher Han-
delsplaz zu dem Range eines Marktplazzes erheben
ſollte und koͤnnte. Als aber in ſpaͤteren Zeiten die
Handlung im Norden Leben gewann, da ward es
natuͤrlich, daß ſie den Vorteil benuzte, welchen die
ins Meer auslaufenden Fluͤſſe ihr gewaͤhrten, und daß
ihre Schiffe ſo weit in dieſelben hinauf liefen, als die
Meeres-Fluht ſie fuͤhren konnte. Denn jenſeits
dieſer Stelle fieng auch in den meiſten Fluͤſſen die
Tiefe fuͤr beladene Seeſchiffe zu fehlen an. Hier
wechſelte alſo die Flußfahrt mit der Seefahrt. Ein
jeder betraͤchtlicher Fluß bekam alſo eine Handels-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0223" n="201"/><fw place="top" type="header">Cap. 1. Von der Eignen Handlung.</fw><lb/>
daß eine &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Menge und Mannigfaltigkeit von<lb/>
Waaren zu ihr oder durch &#x017F;ie gefu&#x0364;hrt wird, als welche<lb/>
nur zu wenig andern Handelspla&#x0364;zzen gelangen kann.</p><lb/>
                <p>See- und Fluß-Fahrt vereint &#x017F;ind es, welche<lb/>
&#x017F;olchen gro&#x017F;&#x017F;en Marktpla&#x0364;zzen ihren Ort be&#x017F;timmen;<lb/>
doch mehr in der neuern als in der alten Zeit. Denn<lb/>
die Handlung der Vorzeit hatte ihren Sitz an dem<lb/>
mittella&#x0364;ndi&#x017F;chen Meere, in welches wenig Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich<lb/>
ergie&#x017F;&#x017F;en, welche weit hinauf ins Land &#x017F;chiffbar<lb/>
wa&#x0364;ren. An de&#x017F;&#x017F;en Ufern ent&#x017F;tanden al&#x017F;o, &#x017F;o wie an<lb/>
den Ufern der O&#x017F;t&#x017F;ee, fa&#x017F;t allenthalben Handels-<lb/>
Pla&#x0364;zze, wo nur die Natur einen Haven darbot.<lb/>
Die Gu&#x0364;te eines &#x017F;olchen Havens ent&#x017F;chied zwar in<lb/>
etwas, aber doch noch mehr der Fleis und die Ta&#x0364;h-<lb/>
tigket der Einwohner daru&#x0364;ber, ob &#x017F;ich ein &#x017F;olcher Han-<lb/>
delsplaz zu dem Range eines Marktplazzes erheben<lb/>
&#x017F;ollte und ko&#x0364;nnte. Als aber in &#x017F;pa&#x0364;teren Zeiten die<lb/>
Handlung im Norden Leben gewann, da ward es<lb/>
natu&#x0364;rlich, daß &#x017F;ie den Vorteil benuzte, welchen die<lb/>
ins Meer auslaufenden Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihr gewa&#x0364;hrten, und daß<lb/>
ihre Schiffe &#x017F;o weit in die&#x017F;elben hinauf liefen, als die<lb/>
Meeres-Fluht &#x017F;ie fu&#x0364;hren konnte. Denn jen&#x017F;eits<lb/>
die&#x017F;er Stelle fieng auch in den mei&#x017F;ten Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Tiefe fu&#x0364;r beladene See&#x017F;chiffe zu fehlen an. Hier<lb/>
wech&#x017F;elte al&#x017F;o die Flußfahrt mit der Seefahrt. Ein<lb/>
jeder betra&#x0364;chtlicher Fluß bekam al&#x017F;o eine Handels-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0223] Cap. 1. Von der Eignen Handlung. daß eine ſo groſſe Menge und Mannigfaltigkeit von Waaren zu ihr oder durch ſie gefuͤhrt wird, als welche nur zu wenig andern Handelsplaͤzzen gelangen kann. See- und Fluß-Fahrt vereint ſind es, welche ſolchen groſſen Marktplaͤzzen ihren Ort beſtimmen; doch mehr in der neuern als in der alten Zeit. Denn die Handlung der Vorzeit hatte ihren Sitz an dem mittellaͤndiſchen Meere, in welches wenig Fluͤſſe ſich ergieſſen, welche weit hinauf ins Land ſchiffbar waͤren. An deſſen Ufern entſtanden alſo, ſo wie an den Ufern der Oſtſee, faſt allenthalben Handels- Plaͤzze, wo nur die Natur einen Haven darbot. Die Guͤte eines ſolchen Havens entſchied zwar in etwas, aber doch noch mehr der Fleis und die Taͤh- tigket der Einwohner daruͤber, ob ſich ein ſolcher Han- delsplaz zu dem Range eines Marktplazzes erheben ſollte und koͤnnte. Als aber in ſpaͤteren Zeiten die Handlung im Norden Leben gewann, da ward es natuͤrlich, daß ſie den Vorteil benuzte, welchen die ins Meer auslaufenden Fluͤſſe ihr gewaͤhrten, und daß ihre Schiffe ſo weit in dieſelben hinauf liefen, als die Meeres-Fluht ſie fuͤhren konnte. Denn jenſeits dieſer Stelle fieng auch in den meiſten Fluͤſſen die Tiefe fuͤr beladene Seeſchiffe zu fehlen an. Hier wechſelte alſo die Flußfahrt mit der Seefahrt. Ein jeder betraͤchtlicher Fluß bekam alſo eine Handels-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/223
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/223>, abgerufen am 25.11.2024.