Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.
Cap. I. Von den Waaren überhaupt. chen, und sie für den künftigen Verbrauch vorzube-reiten, auch die Verführung derselben zu erleichtern. Diese Arbeit erhöhet schon den Gewinn eines Volkes, das nur den Produktenhandel treibt. Nur von einem Volke, dem aller Kunstfleis mangelt, wird man solche Produkte in ihrem ganz rohen Zustande holen müssen oder dürfen. Dürfen sage ich. Denn kein Volk wird es erlauben, in welchem man sich auf diese Vorarbeit versteht. Aber manches Volk kann in einer solchen Unwissenheit stekken, daß es auch diese Vorarbeit nicht einmal versteht. In Schweden verstand man bis zu den Zeiten Königs Gustavs I nicht den Eisenstein zu schmelzen. In Deutschland verstand man es; und so war es ein ge- winnvolles Gewerbe für die Hanse-Städte an der Ost-See, daß sie den Schweden ihren rohen Eisen- Stein wegholten, schmolzen, zu Stangen schmie- deten, und diese selbst den Schweden wieder ver- kauften. Noch dann, wenn eine solche Vorarbeit an ein J
Cap. I. Von den Waaren uͤberhaupt. chen, und ſie fuͤr den kuͤnftigen Verbrauch vorzube-reiten, auch die Verfuͤhrung derſelben zu erleichtern. Dieſe Arbeit erhoͤhet ſchon den Gewinn eines Volkes, das nur den Produktenhandel treibt. Nur von einem Volke, dem aller Kunſtfleis mangelt, wird man ſolche Produkte in ihrem ganz rohen Zuſtande holen muͤſſen oder duͤrfen. Duͤrfen ſage ich. Denn kein Volk wird es erlauben, in welchem man ſich auf dieſe Vorarbeit verſteht. Aber manches Volk kann in einer ſolchen Unwiſſenheit ſtekken, daß es auch dieſe Vorarbeit nicht einmal verſteht. In Schweden verſtand man bis zu den Zeiten Koͤnigs Guſtavs I nicht den Eiſenſtein zu ſchmelzen. In Deutſchland verſtand man es; und ſo war es ein ge- winnvolles Gewerbe fuͤr die Hanſe-Staͤdte an der Oſt-See, daß ſie den Schweden ihren rohen Eiſen- Stein wegholten, ſchmolzen, zu Stangen ſchmie- deten, und dieſe ſelbſt den Schweden wieder ver- kauften. Noch dann, wenn eine ſolche Vorarbeit an ein J
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0151" n="129"/><fw place="top" type="header">Cap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Von den Waaren uͤberhaupt.</fw><lb/> chen, und ſie fuͤr den kuͤnftigen Verbrauch vorzube-<lb/> reiten, auch die Verfuͤhrung derſelben zu erleichtern.<lb/> Dieſe Arbeit erhoͤhet ſchon den Gewinn eines Volkes,<lb/> das nur den Produktenhandel treibt. Nur von<lb/> einem Volke, dem aller Kunſtfleis mangelt, wird<lb/> man ſolche Produkte in ihrem ganz rohen Zuſtande<lb/> holen muͤſſen oder duͤrfen. <hi rendition="#g">Duͤrfen</hi> ſage ich.<lb/> Denn kein Volk wird es erlauben, in welchem man<lb/> ſich auf dieſe Vorarbeit verſteht. Aber manches Volk<lb/> kann in einer ſolchen Unwiſſenheit ſtekken, daß es<lb/> auch dieſe Vorarbeit nicht einmal verſteht. In<lb/> Schweden verſtand man bis zu den Zeiten Koͤnigs<lb/> Guſtavs <hi rendition="#aq">I</hi> nicht den Eiſenſtein zu ſchmelzen. In<lb/> Deutſchland verſtand man es; und ſo war es ein ge-<lb/> winnvolles Gewerbe fuͤr die Hanſe-Staͤdte an der<lb/> Oſt-See, daß ſie den Schweden ihren rohen Eiſen-<lb/> Stein wegholten, ſchmolzen, zu Stangen ſchmie-<lb/> deten, und dieſe ſelbſt den Schweden wieder ver-<lb/> kauften.</p><lb/> <p>Noch dann, wenn eine ſolche Vorarbeit an ein<lb/> Produkt gewandt wird, nennt man dies Produkt<lb/> ein <hi rendition="#g">rohes Produkt</hi>. Denn es iſt noch fern von<lb/> ſeiner eigentlichen Brauchbarkeit, und erwartet noch<lb/> manche Arbeit der Kunſt, ehe es an den lezten Ver-<lb/> braucher verkaͤuflich wird.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0151]
Cap. I. Von den Waaren uͤberhaupt.
chen, und ſie fuͤr den kuͤnftigen Verbrauch vorzube-
reiten, auch die Verfuͤhrung derſelben zu erleichtern.
Dieſe Arbeit erhoͤhet ſchon den Gewinn eines Volkes,
das nur den Produktenhandel treibt. Nur von
einem Volke, dem aller Kunſtfleis mangelt, wird
man ſolche Produkte in ihrem ganz rohen Zuſtande
holen muͤſſen oder duͤrfen. Duͤrfen ſage ich.
Denn kein Volk wird es erlauben, in welchem man
ſich auf dieſe Vorarbeit verſteht. Aber manches Volk
kann in einer ſolchen Unwiſſenheit ſtekken, daß es
auch dieſe Vorarbeit nicht einmal verſteht. In
Schweden verſtand man bis zu den Zeiten Koͤnigs
Guſtavs I nicht den Eiſenſtein zu ſchmelzen. In
Deutſchland verſtand man es; und ſo war es ein ge-
winnvolles Gewerbe fuͤr die Hanſe-Staͤdte an der
Oſt-See, daß ſie den Schweden ihren rohen Eiſen-
Stein wegholten, ſchmolzen, zu Stangen ſchmie-
deten, und dieſe ſelbſt den Schweden wieder ver-
kauften.
Noch dann, wenn eine ſolche Vorarbeit an ein
Produkt gewandt wird, nennt man dies Produkt
ein rohes Produkt. Denn es iſt noch fern von
ſeiner eigentlichen Brauchbarkeit, und erwartet noch
manche Arbeit der Kunſt, ehe es an den lezten Ver-
braucher verkaͤuflich wird.
J
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/151 |
| Zitationshilfe: | Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/151>, abgerufen am 25.11.2024. |
