er mich wohl gern wieder los gewesen. Weil es mir gar nicht an Raume fehlte, so spielte ich ihm durch Tritt und Schritt, durch Hopp und He, gar manchen Possen. Nichts schien ihn aber mehr zu beunruhigen, als die schnelle Bewe- gung meiner Füße, da ichs versuchte, einen schottischen Triller zu tanzen. Ganz entsetzlich schrie er auf und erhob sich fast senkrecht mit seinem halben Leibe aus dem Wasser. Hierdurch ward er aber von dem Volke eines vorbeysegeln- den italiänischen Kauffarthey-Schiffes entdeckt, und in wenigen Minuten mit Harpunen erlegt. Sobald er an Bord gebracht war, hörte ich das Volk sich berathschlagen, wie sie ihn aufschneiden wollten, um die größte Quantität Oehl von ihm zu gewinnen. Da ich nun Italiänisch verstand, so gerieth ich in die schrecklichste Angst, daß ihre Messer auch mich par Compagnie mit aufschneiden möchten. Daher stellte ich mich so viel möglich in die Mitte des Magens,
worin
er mich wohl gern wieder los geweſen. Weil es mir gar nicht an Raume fehlte, ſo ſpielte ich ihm durch Tritt und Schritt, durch Hopp und He, gar manchen Poſſen. Nichts ſchien ihn aber mehr zu beunruhigen, als die ſchnelle Bewe- gung meiner Fuͤße, da ichs verſuchte, einen ſchottiſchen Triller zu tanzen. Ganz entſetzlich ſchrie er auf und erhob ſich faſt ſenkrecht mit ſeinem halben Leibe aus dem Waſſer. Hierdurch ward er aber von dem Volke eines vorbeyſegeln- den italiaͤniſchen Kauffarthey-Schiffes entdeckt, und in wenigen Minuten mit Harpunen erlegt. Sobald er an Bord gebracht war, hoͤrte ich das Volk ſich berathſchlagen, wie ſie ihn aufſchneiden wollten, um die groͤßte Quantitaͤt Oehl von ihm zu gewinnen. Da ich nun Italiaͤniſch verſtand, ſo gerieth ich in die ſchrecklichſte Angſt, daß ihre Meſſer auch mich par Compagnie mit aufſchneiden moͤchten. Daher ſtellte ich mich ſo viel moͤglich in die Mitte des Magens,
worin
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"n="72"/>
er mich wohl gern wieder los geweſen.<lb/>
Weil es mir gar nicht an Raume fehlte,<lb/>ſo ſpielte ich ihm durch Tritt und Schritt,<lb/>
durch Hopp und He, gar manchen<lb/>
Poſſen. Nichts ſchien ihn aber mehr<lb/>
zu beunruhigen, als die ſchnelle Bewe-<lb/>
gung meiner Fuͤße, da ichs verſuchte,<lb/>
einen ſchottiſchen Triller zu tanzen.<lb/>
Ganz entſetzlich ſchrie er auf und erhob<lb/>ſich faſt ſenkrecht mit ſeinem halben Leibe<lb/>
aus dem Waſſer. Hierdurch ward er<lb/>
aber von dem Volke eines vorbeyſegeln-<lb/>
den italiaͤniſchen Kauffarthey-Schiffes<lb/>
entdeckt, und in wenigen Minuten mit<lb/>
Harpunen erlegt. Sobald er an Bord<lb/>
gebracht war, hoͤrte ich das Volk ſich<lb/>
berathſchlagen, wie ſie ihn aufſchneiden<lb/>
wollten, um die groͤßte Quantitaͤt Oehl<lb/>
von ihm zu gewinnen. Da ich nun<lb/>
Italiaͤniſch verſtand, ſo gerieth ich in<lb/>
die ſchrecklichſte Angſt, daß ihre Meſſer<lb/>
auch mich <hirendition="#aq">par Compagnie</hi> mit aufſchneiden<lb/>
moͤchten. Daher ſtellte ich mich ſo viel<lb/>
moͤglich in die Mitte des Magens,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">worin</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[72/0091]
er mich wohl gern wieder los geweſen.
Weil es mir gar nicht an Raume fehlte,
ſo ſpielte ich ihm durch Tritt und Schritt,
durch Hopp und He, gar manchen
Poſſen. Nichts ſchien ihn aber mehr
zu beunruhigen, als die ſchnelle Bewe-
gung meiner Fuͤße, da ichs verſuchte,
einen ſchottiſchen Triller zu tanzen.
Ganz entſetzlich ſchrie er auf und erhob
ſich faſt ſenkrecht mit ſeinem halben Leibe
aus dem Waſſer. Hierdurch ward er
aber von dem Volke eines vorbeyſegeln-
den italiaͤniſchen Kauffarthey-Schiffes
entdeckt, und in wenigen Minuten mit
Harpunen erlegt. Sobald er an Bord
gebracht war, hoͤrte ich das Volk ſich
berathſchlagen, wie ſie ihn aufſchneiden
wollten, um die groͤßte Quantitaͤt Oehl
von ihm zu gewinnen. Da ich nun
Italiaͤniſch verſtand, ſo gerieth ich in
die ſchrecklichſte Angſt, daß ihre Meſſer
auch mich par Compagnie mit aufſchneiden
moͤchten. Daher ſtellte ich mich ſo viel
moͤglich in die Mitte des Magens,
worin
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/91>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.