den loszureißen. So saßen sie denn alle daran, wie Perlen an der Schnur. Ich zog sie gar allerliebst ans Land, schlang mir die Schnur ein halbes Du- tzendmal um Schultern und Leib, und ging meines Weges nach Hause zu. Da ich noch eine ziemliche Strecke dovon entfernt war, und mir die Last von einer solchen Menge Enten ziemlich beschwerlich fiel, so wollte es mir fast leid thun, ihrer allzu viele eingefangen zu haben. Da kam mir aber ein seltsamer Vorfall zu Statten, der mich Anfangs in nicht geringe Ver- legenheit setzte. Die Enten waren nehm- lich noch alle lebendig, fingen, als sie von der ersten Bestürzung sich erhohlt hatten, gar mächtig an mit den Flü- geln zu schlagen und sich mit mir hoch in die Luft zu erheben. Nun wäre bey manchem wohl guter Rath theuer ge- wesen. Allein ich benutzte diesen Um- stand, so gut ich konnte, zu meinem Vor- theil, und ruderte mich mit meinen
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den loszureißen. So ſaßen ſie denn alle daran, wie Perlen an der Schnur. Ich zog ſie gar allerliebſt ans Land, ſchlang mir die Schnur ein halbes Du- tzendmal um Schultern und Leib, und ging meines Weges nach Hauſe zu. Da ich noch eine ziemliche Strecke dovon entfernt war, und mir die Laſt von einer ſolchen Menge Enten ziemlich beſchwerlich fiel, ſo wollte es mir faſt leid thun, ihrer allzu viele eingefangen zu haben. Da kam mir aber ein ſeltſamer Vorfall zu Statten, der mich Anfangs in nicht geringe Ver- legenheit ſetzte. Die Enten waren nehm- lich noch alle lebendig, fingen, als ſie von der erſten Beſtuͤrzung ſich erhohlt hatten, gar maͤchtig an mit den Fluͤ- geln zu ſchlagen und ſich mit mir hoch in die Luft zu erheben. Nun waͤre bey manchem wohl guter Rath theuer ge- weſen. Allein ich benutzte dieſen Um- ſtand, ſo gut ich konnte, zu meinem Vor- theil, und ruderte mich mit meinen
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[28/0035]
den loszureißen. So ſaßen ſie denn
alle daran, wie Perlen an der Schnur.
Ich zog ſie gar allerliebſt ans Land,
ſchlang mir die Schnur ein halbes Du-
tzendmal um Schultern und Leib, und
ging meines Weges nach Hauſe zu.
Da ich noch eine ziemliche Strecke
dovon entfernt war, und mir die
Laſt von einer ſolchen Menge Enten
ziemlich beſchwerlich fiel, ſo wollte es
mir faſt leid thun, ihrer allzu viele
eingefangen zu haben. Da kam mir
aber ein ſeltſamer Vorfall zu Statten,
der mich Anfangs in nicht geringe Ver-
legenheit ſetzte. Die Enten waren nehm-
lich noch alle lebendig, fingen, als ſie
von der erſten Beſtuͤrzung ſich erhohlt
hatten, gar maͤchtig an mit den Fluͤ-
geln zu ſchlagen und ſich mit mir hoch
in die Luft zu erheben. Nun waͤre bey
manchem wohl guter Rath theuer ge-
weſen. Allein ich benutzte dieſen Um-
ſtand, ſo gut ich konnte, zu meinem Vor-
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[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/35>, abgerufen am 17.02.2025.
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