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[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

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Nach gerade wars nun Zeit in
Großkairo anzulangen. Sobald ich da-
selbst meinen Auftrag nach Wunsch aus-
gerichtet hatte, gefiel es mir, mein
ganzes unnützes Gesandten-Gefolge,
außer meinen neuangenommenen nützli-
chern Subjecten zu verabschieden, und
mit diesen als ein bloßer Privatmann
zurück zu reisen. Da nun das Wetter
gar herrlich und der berufene Nilstrom
über alle Beschreibung reizend war, so
gerieth ich in Versuchung eine Barke
zu miethen und bis Alexandrien zu Wasser
zu reisen. Das ging nun ganz vor-
treflich, bis in den dritten Tag. Sie
haben, meine Herren, vermuthlich schon
mehrmals von den jährlichen Ueber-
schwemmungen des Nils gehört. Am
dritten Tage, wie gesagt, fing der Nil
ganz unbändig an zu schwellen, und
am folgenden Tage war links und rechts
das ganze Land viele Meilen weit und
breit überschwemmet. Am fünften Tage
nach Sonnen-Untergang verwickelte sich

meine
F 4

Nach gerade wars nun Zeit in
Großkairo anzulangen. Sobald ich da-
ſelbſt meinen Auftrag nach Wunſch aus-
gerichtet hatte, gefiel es mir, mein
ganzes unnuͤtzes Geſandten-Gefolge,
außer meinen neuangenommenen nuͤtzli-
chern Subjecten zu verabſchieden, und
mit dieſen als ein bloßer Privatmann
zuruͤck zu reiſen. Da nun das Wetter
gar herrlich und der berufene Nilſtrom
uͤber alle Beſchreibung reizend war, ſo
gerieth ich in Verſuchung eine Barke
zu miethen und bis Alexandrien zu Waſſer
zu reiſen. Das ging nun ganz vor-
treflich, bis in den dritten Tag. Sie
haben, meine Herren, vermuthlich ſchon
mehrmals von den jaͤhrlichen Ueber-
ſchwemmungen des Nils gehoͤrt. Am
dritten Tage, wie geſagt, fing der Nil
ganz unbaͤndig an zu ſchwellen, und
am folgenden Tage war links und rechts
das ganze Land viele Meilen weit und
breit uͤberſchwemmet. Am fuͤnften Tage
nach Sonnen-Untergang verwickelte ſich

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[87/0108] Nach gerade wars nun Zeit in Großkairo anzulangen. Sobald ich da- ſelbſt meinen Auftrag nach Wunſch aus- gerichtet hatte, gefiel es mir, mein ganzes unnuͤtzes Geſandten-Gefolge, außer meinen neuangenommenen nuͤtzli- chern Subjecten zu verabſchieden, und mit dieſen als ein bloßer Privatmann zuruͤck zu reiſen. Da nun das Wetter gar herrlich und der berufene Nilſtrom uͤber alle Beſchreibung reizend war, ſo gerieth ich in Verſuchung eine Barke zu miethen und bis Alexandrien zu Waſſer zu reiſen. Das ging nun ganz vor- treflich, bis in den dritten Tag. Sie haben, meine Herren, vermuthlich ſchon mehrmals von den jaͤhrlichen Ueber- ſchwemmungen des Nils gehoͤrt. Am dritten Tage, wie geſagt, fing der Nil ganz unbaͤndig an zu ſchwellen, und am folgenden Tage war links und rechts das ganze Land viele Meilen weit und breit uͤberſchwemmet. Am fuͤnften Tage nach Sonnen-Untergang verwickelte ſich meine F 4

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Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/108>, abgerufen am 23.11.2024.