Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.Wenn, vor den Almanach, ich schier Dich liess' in Kupfer stechen: Was hilft's? was hörst du? wenn von dir Die Leut' ein Weilchen sprechen? Was hast du von dem allen? Sklav! Wenn ich's zusammen presse, Ist's kürzlich dies: Despotenschlaf, Und Inquisitenblässe. Hör' auf! Ich gab mein Herz dir hin Eh du ein Blat geschrieben; Hör' auf! und die Frau Amtmannin Wird dich noch lieber lieben. Hör' auf! Als Dichter kent man dich, Als Mensch lebst du verborgen; Kein Christenkind bekümmert sich Um alle deine Sorgen. Ja!
Wenn, vor den Almanach, ich ſchier Dich lieſſ’ in Kupfer ſtechen: Was hilft’s? was hoͤrſt du? wenn von dir Die Leut’ ein Weilchen ſprechen? Was haſt du von dem allen? Sklav! Wenn ich’s zuſammen preſſe, Iſt’s kuͤrzlich dies: Deſpotenſchlaf, Und Inquiſitenblaͤſſe. Hoͤr’ auf! Ich gab mein Herz dir hin Eh du ein Blat geſchrieben; Hoͤr’ auf! und die Frau Amtmannin Wird dich noch lieber lieben. Hoͤr’ auf! Als Dichter kent man dich, Als Menſch lebſt du verborgen; Kein Chriſtenkind bekuͤmmert ſich Um alle deine Sorgen. Ja!
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Wenn, vor den Almanach, ich ſchier
Dich lieſſ’ in Kupfer ſtechen:
Was hilft’s? was hoͤrſt du? wenn von dir
Die Leut’ ein Weilchen ſprechen?
Was haſt du von dem allen? Sklav!
Wenn ich’s zuſammen preſſe,
Iſt’s kuͤrzlich dies: Deſpotenſchlaf,
Und Inquiſitenblaͤſſe.
Hoͤr’ auf! Ich gab mein Herz dir hin
Eh du ein Blat geſchrieben;
Hoͤr’ auf! und die Frau Amtmannin
Wird dich noch lieber lieben.
Hoͤr’ auf! Als Dichter kent man dich,
Als Menſch lebſt du verborgen;
Kein Chriſtenkind bekuͤmmert ſich
Um alle deine Sorgen.
Ja!
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Zitationshilfe: | Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/325>, abgerufen am 16.02.2025. |