"Hier, rief der Graf, mein wakrer Freund! Hier ist dein Preis! Kom her! Nim hin!" -- Sag an, war das nicht brav gemeint? -- Bei Gott! der Graf trug hohen Sin. -- Doch höher und himlischer, warlich! schlug Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
"Mein Leben ist für Gold nicht feil. Arm bin ich zwar, doch ess' ich sat. Dem Zölner werd' eur Gold zu Theil, Der Hab' und Gut verloren hat!" So rief er, mit adlichem Biederton, Und wandte den Rücken und ging davon. --
Hoch klingst du, Lied vom braven Man, Wie Orgelton und Glockenklang! Wer solches Muts sich rühmen kan, Den lohnt kein Gold, den lohnt Gesang. Gottlob! daß ich singen und preisen kan, Unsterblich zu preisen den braven Man.
Das
„Hier, rief der Graf, mein wakrer Freund! Hier iſt dein Preis! Kom her! Nim hin!„ — Sag an, war das nicht brav gemeint? — Bei Gott! der Graf trug hohen Sin. — Doch hoͤher und himliſcher, warlich! ſchlug Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
„Mein Leben iſt fuͤr Gold nicht feil. Arm bin ich zwar, doch eſſ’ ich ſat. Dem Zoͤlner werd’ eur Gold zu Theil, Der Hab’ und Gut verloren hat!„ So rief er, mit adlichem Biederton, Und wandte den Ruͤcken und ging davon. —
Hoch klingſt du, Lied vom braven Man, Wie Orgelton und Glockenklang! Wer ſolches Muts ſich ruͤhmen kan, Den lohnt kein Gold, den lohnt Geſang. Gottlob! daß ich ſingen und preiſen kan, Unſterblich zu preiſen den braven Man.
Das
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„Hier, rief der Graf, mein wakrer Freund!
Hier iſt dein Preis! Kom her! Nim hin!„ —
Sag an, war das nicht brav gemeint? —
Bei Gott! der Graf trug hohen Sin. —
Doch hoͤher und himliſcher, warlich! ſchlug
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
„Mein Leben iſt fuͤr Gold nicht feil.
Arm bin ich zwar, doch eſſ’ ich ſat.
Dem Zoͤlner werd’ eur Gold zu Theil,
Der Hab’ und Gut verloren hat!„
So rief er, mit adlichem Biederton,
Und wandte den Ruͤcken und ging davon. —
Hoch klingſt du, Lied vom braven Man,
Wie Orgelton und Glockenklang!
Wer ſolches Muts ſich ruͤhmen kan,
Den lohnt kein Gold, den lohnt Geſang.
Gottlob! daß ich ſingen und preiſen kan,
Unſterblich zu preiſen den braven Man.
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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/309>, abgerufen am 16.02.2025.
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