Es führt ihn almählich mit heimlichem Trit: "Kom süsser, kom lieblicher Junge, kom mit! Kalt wehen die Lüftchen; kein Dach und kein Fach Beschirmt uns; kom in mein stilles Gemach!"
Und führt' ihn, durch Dornen und Nessel und Stein, In einen zertrümmerten Keller hinein. Hier flimmert' ein Lämpchen; es zog ihn entlang, Beim Schimmer des Lämpchens, den heimlichen Gang. --
In Schlummer gehüllet war jedes Gesicht; Doch ach! das Verrätheraug' schlummerte nicht. Lenardo! Lenardo! wie wird dir's ergehn, Noch ehe die Hähne das Morgenlied krähn? --
Weit her, von Hispaniens reichster Provinz, War kommen ein hochstolzirender Prinz, Mit Perlen, Gold, Ringen und Edelgestein, Die schönste der schönen Prinzessen zu frei'n
Ihm
O 3
Es fuͤhrt ihn almaͤhlich mit heimlichem Trit: „Kom ſuͤſſer, kom lieblicher Junge, kom mit! Kalt wehen die Luͤftchen; kein Dach und kein Fach Beſchirmt uns; kom in mein ſtilles Gemach!„
Und fuͤhrt’ ihn, durch Dornen und Neſſel und Stein, In einen zertruͤmmerten Keller hinein. Hier flimmert’ ein Laͤmpchen; es zog ihn entlang, Beim Schimmer des Laͤmpchens, den heimlichen Gang. —
In Schlummer gehuͤllet war jedes Geſicht; Doch ach! das Verraͤtheraug’ ſchlummerte nicht. Lenardo! Lenardo! wie wird dir’s ergehn, Noch ehe die Haͤhne das Morgenlied kraͤhn? —
Weit her, von Hiſpaniens reichſter Provinz, War kommen ein hochſtolzirender Prinz, Mit Perlen, Gold, Ringen und Edelgeſtein, Die ſchoͤnſte der ſchoͤnen Prinzeſſen zu frei’n
Ihm
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<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0284"n="213"/></l><lgn="16"><l>Es fuͤhrt ihn almaͤhlich mit heimlichem Trit:</l><lb/><l>„Kom ſuͤſſer, kom lieblicher Junge, kom mit!</l><lb/><l>Kalt wehen die Luͤftchen; kein Dach und kein Fach</l><lb/><l>Beſchirmt uns; kom in mein ſtilles Gemach!„</l></lg><lb/><lgn="17"><l>Und fuͤhrt’ ihn, durch Dornen und Neſſel und Stein,</l><lb/><l>In einen zertruͤmmerten Keller hinein.</l><lb/><l>Hier flimmert’ ein Laͤmpchen; es zog ihn entlang,</l><lb/><l>Beim Schimmer des Laͤmpchens, den heimlichen</l><lb/><l>Gang. —</l></lg><lb/><lgn="18"><l>In Schlummer gehuͤllet war jedes Geſicht;</l><lb/><l>Doch ach! das Verraͤtheraug’ſchlummerte nicht.</l><lb/><l>Lenardo! Lenardo! wie wird dir’s ergehn,</l><lb/><l>Noch ehe die Haͤhne das Morgenlied kraͤhn? —</l></lg><lb/><lgn="19"><l>Weit her, von Hiſpaniens reichſter Provinz,</l><lb/><l>War kommen ein hochſtolzirender Prinz,</l><lb/><l>Mit Perlen, Gold, Ringen und Edelgeſtein,</l><lb/><l>Die ſchoͤnſte der ſchoͤnen Prinzeſſen zu frei’n</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ihm</fw><lb/><l></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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Es fuͤhrt ihn almaͤhlich mit heimlichem Trit:
„Kom ſuͤſſer, kom lieblicher Junge, kom mit!
Kalt wehen die Luͤftchen; kein Dach und kein Fach
Beſchirmt uns; kom in mein ſtilles Gemach!„
Und fuͤhrt’ ihn, durch Dornen und Neſſel und Stein,
In einen zertruͤmmerten Keller hinein.
Hier flimmert’ ein Laͤmpchen; es zog ihn entlang,
Beim Schimmer des Laͤmpchens, den heimlichen
Gang. —
In Schlummer gehuͤllet war jedes Geſicht;
Doch ach! das Verraͤtheraug’ ſchlummerte nicht.
Lenardo! Lenardo! wie wird dir’s ergehn,
Noch ehe die Haͤhne das Morgenlied kraͤhn? —
Weit her, von Hiſpaniens reichſter Provinz,
War kommen ein hochſtolzirender Prinz,
Mit Perlen, Gold, Ringen und Edelgeſtein,
Die ſchoͤnſte der ſchoͤnen Prinzeſſen zu frei’n
Ihm
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Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/284>, abgerufen am 28.07.2024.
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