Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.Notgedrungene Epistel des berühmten Schneiders Johannes Schere an Seinen Grosgünstigen Mäzen. Im Oktober 1775. Wie kümmerlich, troz seiner Göttlichkeit, Sich oft Genie hier unterm Monde nähre, Beweisen uns die Keppler, die Homere, Und hundert grosse Geister, jeder Zeit, Und jeder Erdenzone, weit und breit: Doch warlich nicht zu sonderlicher Ehre Der undankbaren Menschlichkeit, Die ihnen späte Dankaltäre Und Opfer nach dem Tod' erst weiht. Auch
Notgedrungene Epiſtel des beruͤhmten Schneiders Johannes Schere an Seinen Grosguͤnſtigen Maͤzen. Im Oktober 1775. Wie kuͤmmerlich, troz ſeiner Goͤttlichkeit, Sich oft Genie hier unterm Monde naͤhre, Beweiſen uns die Keppler, die Homere, Und hundert groſſe Geiſter, jeder Zeit, Und jeder Erdenzone, weit und breit: Doch warlich nicht zu ſonderlicher Ehre Der undankbaren Menſchlichkeit, Die ihnen ſpaͤte Dankaltaͤre Und Opfer nach dem Tod’ erſt weiht. Auch
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Notgedrungene Epiſtel
des
beruͤhmten Schneiders
Johannes Schere
an
Seinen Grosguͤnſtigen Maͤzen.
Im Oktober 1775.
Wie kuͤmmerlich, troz ſeiner Goͤttlichkeit,
Sich oft Genie hier unterm Monde naͤhre,
Beweiſen uns die Keppler, die Homere,
Und hundert groſſe Geiſter, jeder Zeit,
Und jeder Erdenzone, weit und breit:
Doch warlich nicht zu ſonderlicher Ehre
Der undankbaren Menſchlichkeit,
Die ihnen ſpaͤte Dankaltaͤre
Und Opfer nach dem Tod’ erſt weiht.
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Zitationshilfe: | Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_gedichte_1778/269>, abgerufen am 16.02.2025. |