Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

Bild:
<< vorherige Seite

seinen erfolgreichen Kampf gegen philosophisches Phrasen- und
Blendwerk, sowie gegen theologische Irrthümer, den unver-
söhnlichen Haß aller Derer auf sich gezogen, welche bei der
Aufrechterhaltung jenes Blendwerks oder jener Irrthümer
persönlich betheiligt sind. Derer sind aber zur Zeit noch so
viele, daß ihren vereinigten Anstrengungen schwer zu wider-
stehen ist. Daß es Büchner doch gekonnt, ist ein Beweis
für die Bedeutung des Mannes.

Der jüngste Sprosse der Büchner'schen Familie,
Alexander Büchner, ist am 25. Oktober 1827 zu Darm-
stadt geboren. Er besuchte das dortige Gymnasium, studirte
vom Frühjahr 1845 an zu Gießen und Heidelberg Juris-
prudenz und promovirte am erstgenannten Orte im Sommer
1848. Sodann betrieb er seinen Acceß an hessischen Ge-
richten, wurde aber im Laufe des Jahres 1851 durch
Ministerialverfügung in Ungnade entlassen, weil er sich an
der im März 1848 ausgebrochenen politischen Bewegung
auf's lebhafteste betheiligt, viele Volksreden gehalten und
zahlreiche Artikel in demokratische Blätter geschrieben hatte.
Im Sommer 1851 war er zur ersten Weltausstellung nach
London gegangen. Alsbald berichteten Berliner Spione, daß
er mit Kinkel, Ledru Rollin, Kossuth und anderen Flücht-
lingen conspirire. Nach Darmstadt zurückgekehrt, wurde er
deßhalb vor eine Special-Untersuchungs-Commission gestellt,
welche jedoch nichts herausbrachte als dasjenige, was der
Angeschuldigte selbst zugab, nämlich das Vorhandensein
demokratischer und deutsch-einheitlicher Gesinnungen. Zu
einer Zeit, wo Bischof Kettler in Mainz thatsächlich Groß-
herzog von Hessen war, genügte dies, um die erwähnte Maß-
regelung zu veranlassen.

Alexander Büchner benützte nun mit Freuden diesen

ſeinen erfolgreichen Kampf gegen philoſophiſches Phraſen- und
Blendwerk, ſowie gegen theologiſche Irrthümer, den unver-
ſöhnlichen Haß aller Derer auf ſich gezogen, welche bei der
Aufrechterhaltung jenes Blendwerks oder jener Irrthümer
perſönlich betheiligt ſind. Derer ſind aber zur Zeit noch ſo
viele, daß ihren vereinigten Anſtrengungen ſchwer zu wider-
ſtehen iſt. Daß es Büchner doch gekonnt, iſt ein Beweis
für die Bedeutung des Mannes.

Der jüngſte Sproſſe der Büchner'ſchen Familie,
Alexander Büchner, iſt am 25. Oktober 1827 zu Darm-
ſtadt geboren. Er beſuchte das dortige Gymnaſium, ſtudirte
vom Frühjahr 1845 an zu Gießen und Heidelberg Juris-
prudenz und promovirte am erſtgenannten Orte im Sommer
1848. Sodann betrieb er ſeinen Acceß an heſſiſchen Ge-
richten, wurde aber im Laufe des Jahres 1851 durch
Miniſterialverfügung in Ungnade entlaſſen, weil er ſich an
der im März 1848 ausgebrochenen politiſchen Bewegung
auf's lebhafteſte betheiligt, viele Volksreden gehalten und
zahlreiche Artikel in demokratiſche Blätter geſchrieben hatte.
Im Sommer 1851 war er zur erſten Weltausſtellung nach
London gegangen. Alsbald berichteten Berliner Spione, daß
er mit Kinkel, Ledru Rollin, Koſſuth und anderen Flücht-
lingen conſpirire. Nach Darmſtadt zurückgekehrt, wurde er
deßhalb vor eine Special-Unterſuchungs-Commiſſion geſtellt,
welche jedoch nichts herausbrachte als dasjenige, was der
Angeſchuldigte ſelbſt zugab, nämlich das Vorhandenſein
demokratiſcher und deutſch-einheitlicher Geſinnungen. Zu
einer Zeit, wo Biſchof Kettler in Mainz thatſächlich Groß-
herzog von Heſſen war, genügte dies, um die erwähnte Maß-
regelung zu veranlaſſen.

Alexander Büchner benützte nun mit Freuden dieſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0666" n="470"/>
&#x017F;einen erfolgreichen Kampf gegen philo&#x017F;ophi&#x017F;ches Phra&#x017F;en- und<lb/>
Blendwerk, &#x017F;owie gegen theologi&#x017F;che Irrthümer, den unver-<lb/>
&#x017F;öhnlichen Haß aller Derer auf &#x017F;ich gezogen, welche bei der<lb/>
Aufrechterhaltung jenes Blendwerks oder jener Irrthümer<lb/>
per&#x017F;önlich betheiligt &#x017F;ind. Derer &#x017F;ind aber zur Zeit noch &#x017F;o<lb/>
viele, daß ihren vereinigten An&#x017F;trengungen &#x017F;chwer zu wider-<lb/>
&#x017F;tehen i&#x017F;t. Daß es Büchner doch gekonnt, i&#x017F;t ein Beweis<lb/>
für die Bedeutung des Mannes.</p><lb/>
          <p>Der jüng&#x017F;te Spro&#x017F;&#x017F;e der Büchner'&#x017F;chen Familie,<lb/><hi rendition="#g">Alexander</hi> Büchner, i&#x017F;t am 25. Oktober 1827 zu Darm-<lb/>
&#x017F;tadt geboren. Er be&#x017F;uchte das dortige Gymna&#x017F;ium, &#x017F;tudirte<lb/>
vom Frühjahr 1845 an zu Gießen und Heidelberg Juris-<lb/>
prudenz und promovirte am er&#x017F;tgenannten Orte im Sommer<lb/>
1848. Sodann betrieb er &#x017F;einen Acceß an he&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Ge-<lb/>
richten, wurde aber im Laufe des Jahres 1851 durch<lb/>
Mini&#x017F;terialverfügung in Ungnade entla&#x017F;&#x017F;en, weil er &#x017F;ich an<lb/>
der im März 1848 ausgebrochenen politi&#x017F;chen Bewegung<lb/>
auf's lebhafte&#x017F;te betheiligt, viele Volksreden gehalten und<lb/>
zahlreiche Artikel in demokrati&#x017F;che Blätter ge&#x017F;chrieben hatte.<lb/>
Im Sommer 1851 war er zur er&#x017F;ten Weltaus&#x017F;tellung nach<lb/>
London gegangen. Alsbald berichteten Berliner Spione, daß<lb/>
er mit Kinkel, Ledru Rollin, Ko&#x017F;&#x017F;uth und anderen Flücht-<lb/>
lingen con&#x017F;pirire. Nach Darm&#x017F;tadt zurückgekehrt, wurde er<lb/>
deßhalb vor eine Special-Unter&#x017F;uchungs-Commi&#x017F;&#x017F;ion ge&#x017F;tellt,<lb/>
welche jedoch nichts herausbrachte als dasjenige, was der<lb/>
Ange&#x017F;chuldigte &#x017F;elb&#x017F;t zugab, nämlich das Vorhanden&#x017F;ein<lb/>
demokrati&#x017F;cher und deut&#x017F;ch-einheitlicher Ge&#x017F;innungen. Zu<lb/>
einer Zeit, wo Bi&#x017F;chof Kettler in Mainz that&#x017F;ächlich Groß-<lb/>
herzog von He&#x017F;&#x017F;en war, genügte dies, um die erwähnte Maß-<lb/>
regelung zu veranla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Alexander Büchner benützte nun mit Freuden die&#x017F;en<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[470/0666] ſeinen erfolgreichen Kampf gegen philoſophiſches Phraſen- und Blendwerk, ſowie gegen theologiſche Irrthümer, den unver- ſöhnlichen Haß aller Derer auf ſich gezogen, welche bei der Aufrechterhaltung jenes Blendwerks oder jener Irrthümer perſönlich betheiligt ſind. Derer ſind aber zur Zeit noch ſo viele, daß ihren vereinigten Anſtrengungen ſchwer zu wider- ſtehen iſt. Daß es Büchner doch gekonnt, iſt ein Beweis für die Bedeutung des Mannes. Der jüngſte Sproſſe der Büchner'ſchen Familie, Alexander Büchner, iſt am 25. Oktober 1827 zu Darm- ſtadt geboren. Er beſuchte das dortige Gymnaſium, ſtudirte vom Frühjahr 1845 an zu Gießen und Heidelberg Juris- prudenz und promovirte am erſtgenannten Orte im Sommer 1848. Sodann betrieb er ſeinen Acceß an heſſiſchen Ge- richten, wurde aber im Laufe des Jahres 1851 durch Miniſterialverfügung in Ungnade entlaſſen, weil er ſich an der im März 1848 ausgebrochenen politiſchen Bewegung auf's lebhafteſte betheiligt, viele Volksreden gehalten und zahlreiche Artikel in demokratiſche Blätter geſchrieben hatte. Im Sommer 1851 war er zur erſten Weltausſtellung nach London gegangen. Alsbald berichteten Berliner Spione, daß er mit Kinkel, Ledru Rollin, Koſſuth und anderen Flücht- lingen conſpirire. Nach Darmſtadt zurückgekehrt, wurde er deßhalb vor eine Special-Unterſuchungs-Commiſſion geſtellt, welche jedoch nichts herausbrachte als dasjenige, was der Angeſchuldigte ſelbſt zugab, nämlich das Vorhandenſein demokratiſcher und deutſch-einheitlicher Geſinnungen. Zu einer Zeit, wo Biſchof Kettler in Mainz thatſächlich Groß- herzog von Heſſen war, genügte dies, um die erwähnte Maß- regelung zu veranlaſſen. Alexander Büchner benützte nun mit Freuden dieſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/666
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/666>, abgerufen am 22.11.2024.