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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Auflage, Thomas in Leipzig 1872). Nach dem Tode der
Eltern richtete Louise Büchner, nachdem sie noch im Jahre
1860 eine inzwischen in zwei Auflagen erschienene Gedichte-
Sammlung unter dem Titel "Frauenherz", so wie in Ge-
meinschaft mit ihrem Bruder Alexander die vor Kurzem in
fünfter Auflage ausgegebene Anthologie "Dichterstimmen
aus Heimath und Fremde" veröffentlicht hatte, in ihrem
Hause einen alljährlich zur Winterszeit wiederkehrenden Ge-
schichtskursus für junge Damen ein. Im Laufe von zehn
aufeinander folgenden Jahren trug sie so die gesammte Welt-
geschichte vor.

1865 erschienen (Flemming, Glogau) die liebenswürdigen
"Weihnachtsmährchen", entstanden aus winterlichen Erzäh-
lungen, mit welchen die Verfasserin die beiden ältesten Kinder
ihres Bruders Ludwig zu unterhalten pflegte. Das kleine
Buch reiht in einer sehr glücklichen Weise den heidnischen
Ursprung des Weihnachtsfestes an dessen gegenwärtige christ-
liche Bedeutung an und hat vielen Kinderseelen große Freude
gemacht.

Das Jahr 1866 brachte ihr Gelegenheit, ihre theore-
tischen Bestrebungen auf dem Gebiet der Frauenfrage auch
praktisch zu bethätigen. Die in Darmstadt residirende
Prinzessin Ludwig von Hessen (Alice, Tochter der Königin
von England, jetzt regierende Großherzogin) zog Fräulein
Büchner zu sich, um ihr bei der Bildung eines gemeinnützigen
Frauenvereines behülflich zu sein. So entstand der seitdem
zu großer Blüthe gelangte "Alice-Verein für Frauenbildung
und Frauenerwerb". Aus diesem Verein gingen hervor: der
Alice-Bazar, das Alice-Lyceum und eine Industrie-Schule
für junge Mädchen. Im Alice-Lyceum hielt Louise Büchner

Auflage, Thomas in Leipzig 1872). Nach dem Tode der
Eltern richtete Louiſe Büchner, nachdem ſie noch im Jahre
1860 eine inzwiſchen in zwei Auflagen erſchienene Gedichte-
Sammlung unter dem Titel "Frauenherz", ſo wie in Ge-
meinſchaft mit ihrem Bruder Alexander die vor Kurzem in
fünfter Auflage ausgegebene Anthologie "Dichterſtimmen
aus Heimath und Fremde" veröffentlicht hatte, in ihrem
Hauſe einen alljährlich zur Winterszeit wiederkehrenden Ge-
ſchichtskurſus für junge Damen ein. Im Laufe von zehn
aufeinander folgenden Jahren trug ſie ſo die geſammte Welt-
geſchichte vor.

1865 erſchienen (Flemming, Glogau) die liebenswürdigen
"Weihnachtsmährchen", entſtanden aus winterlichen Erzäh-
lungen, mit welchen die Verfaſſerin die beiden älteſten Kinder
ihres Bruders Ludwig zu unterhalten pflegte. Das kleine
Buch reiht in einer ſehr glücklichen Weiſe den heidniſchen
Urſprung des Weihnachtsfeſtes an deſſen gegenwärtige chriſt-
liche Bedeutung an und hat vielen Kinderſeelen große Freude
gemacht.

Das Jahr 1866 brachte ihr Gelegenheit, ihre theore-
tiſchen Beſtrebungen auf dem Gebiet der Frauenfrage auch
praktiſch zu bethätigen. Die in Darmſtadt reſidirende
Prinzeſſin Ludwig von Heſſen (Alice, Tochter der Königin
von England, jetzt regierende Großherzogin) zog Fräulein
Büchner zu ſich, um ihr bei der Bildung eines gemeinnützigen
Frauenvereines behülflich zu ſein. So entſtand der ſeitdem
zu großer Blüthe gelangte "Alice-Verein für Frauenbildung
und Frauenerwerb". Aus dieſem Verein gingen hervor: der
Alice-Bazar, das Alice-Lyceum und eine Induſtrie-Schule
für junge Mädchen. Im Alice-Lyceum hielt Louiſe Büchner

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[460/0656] Auflage, Thomas in Leipzig 1872). Nach dem Tode der Eltern richtete Louiſe Büchner, nachdem ſie noch im Jahre 1860 eine inzwiſchen in zwei Auflagen erſchienene Gedichte- Sammlung unter dem Titel "Frauenherz", ſo wie in Ge- meinſchaft mit ihrem Bruder Alexander die vor Kurzem in fünfter Auflage ausgegebene Anthologie "Dichterſtimmen aus Heimath und Fremde" veröffentlicht hatte, in ihrem Hauſe einen alljährlich zur Winterszeit wiederkehrenden Ge- ſchichtskurſus für junge Damen ein. Im Laufe von zehn aufeinander folgenden Jahren trug ſie ſo die geſammte Welt- geſchichte vor. 1865 erſchienen (Flemming, Glogau) die liebenswürdigen "Weihnachtsmährchen", entſtanden aus winterlichen Erzäh- lungen, mit welchen die Verfaſſerin die beiden älteſten Kinder ihres Bruders Ludwig zu unterhalten pflegte. Das kleine Buch reiht in einer ſehr glücklichen Weiſe den heidniſchen Urſprung des Weihnachtsfeſtes an deſſen gegenwärtige chriſt- liche Bedeutung an und hat vielen Kinderſeelen große Freude gemacht. Das Jahr 1866 brachte ihr Gelegenheit, ihre theore- tiſchen Beſtrebungen auf dem Gebiet der Frauenfrage auch praktiſch zu bethätigen. Die in Darmſtadt reſidirende Prinzeſſin Ludwig von Heſſen (Alice, Tochter der Königin von England, jetzt regierende Großherzogin) zog Fräulein Büchner zu ſich, um ihr bei der Bildung eines gemeinnützigen Frauenvereines behülflich zu ſein. So entſtand der ſeitdem zu großer Blüthe gelangte "Alice-Verein für Frauenbildung und Frauenerwerb". Aus dieſem Verein gingen hervor: der Alice-Bazar, das Alice-Lyceum und eine Induſtrie-Schule für junge Mädchen. Im Alice-Lyceum hielt Louiſe Büchner

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/656>, abgerufen am 23.11.2024.