Innern zu berichten, seine Gaben reiften langsam im Sonnen- schein des Glücks. Es sei gestattet, dies in den Hauptzügen nachzuweisen.
Von seinen Fachstudien ist, wie erwähnt, nur Gutes zu berichten. Wohl litt auch die medizinische Facultät der Straßburger Academie unter jenen schädigenden Einflüssen, deren oben gedacht ist, aber sie wurde naturgemäß weniger hievon betroffen, als die anderen Facultäten. Denn in jenen Zweigen der Naturforschung bei welchen manuelle Fertigkeit, mit Scharfsinn gepaart, den Ausschlag gibt, also namentlich in der Physik und Chemie, haben die Franzosen stets das Höchste geleistet, wie sie denn auch vielleicht jetzt noch die trefflichsten Chirurgen sind. Hiezu kam hier der spezielle Umstand, daß diese Facultät die best frequentirte war -- sie umfaßte stets etwa drei Viertheile der Studentenschaft -- und daher auch von der Regierung besonders gepflegt wurde. Indeß fanden sich zu jener Zeit auch unter den Professoren dieser bevorzugten Facultät nur zwei wirklich bedeutende Männer: Lauth und Duvernoy. Der erstere trug Ana- tomie, der letztere Zoologie vor, und so fügte es sich glücklich, daß Büchner gerade die beiden Fächer trefflich vertreten fand, die er sich namentlich erwählt und mit besonderem Eifer betrieb, obwohl er auch die übrigen vorgeschriebenen Collegien über Chemie, Physik, Physilogie, Materia medica u. s. w. fleißig frequentirte. Beide Lehrer wurden früh auf den strebsamen Jüngling aufmerksam und erwiesen ihm be- sondere Bevorzugung, beide haben auf seine wissenschaftliche Richtung Einfluß genommen. Duvernoy, ein scharfer, kritischer Kopf war Empiriker und verhielt sich ablehnend gegen die naturphilosophische Richtung, während Thomas Lauth dieser
Innern zu berichten, ſeine Gaben reiften langſam im Sonnen- ſchein des Glücks. Es ſei geſtattet, dies in den Hauptzügen nachzuweiſen.
Von ſeinen Fachſtudien iſt, wie erwähnt, nur Gutes zu berichten. Wohl litt auch die mediziniſche Facultät der Straßburger Academie unter jenen ſchädigenden Einflüſſen, deren oben gedacht iſt, aber ſie wurde naturgemäß weniger hievon betroffen, als die anderen Facultäten. Denn in jenen Zweigen der Naturforſchung bei welchen manuelle Fertigkeit, mit Scharfſinn gepaart, den Ausſchlag gibt, alſo namentlich in der Phyſik und Chemie, haben die Franzoſen ſtets das Höchſte geleiſtet, wie ſie denn auch vielleicht jetzt noch die trefflichſten Chirurgen ſind. Hiezu kam hier der ſpezielle Umſtand, daß dieſe Facultät die beſt frequentirte war — ſie umfaßte ſtets etwa drei Viertheile der Studentenſchaft — und daher auch von der Regierung beſonders gepflegt wurde. Indeß fanden ſich zu jener Zeit auch unter den Profeſſoren dieſer bevorzugten Facultät nur zwei wirklich bedeutende Männer: Lauth und Duvernoy. Der erſtere trug Ana- tomie, der letztere Zoologie vor, und ſo fügte es ſich glücklich, daß Büchner gerade die beiden Fächer trefflich vertreten fand, die er ſich namentlich erwählt und mit beſonderem Eifer betrieb, obwohl er auch die übrigen vorgeſchriebenen Collegien über Chemie, Phyſik, Phyſilogie, Materia medica u. ſ. w. fleißig frequentirte. Beide Lehrer wurden früh auf den ſtrebſamen Jüngling aufmerkſam und erwieſen ihm be- ſondere Bevorzugung, beide haben auf ſeine wiſſenſchaftliche Richtung Einfluß genommen. Duvernoy, ein ſcharfer, kritiſcher Kopf war Empiriker und verhielt ſich ablehnend gegen die naturphiloſophiſche Richtung, während Thomas Lauth dieſer
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[XLVI/0062]
Innern zu berichten, ſeine Gaben reiften langſam im Sonnen-
ſchein des Glücks. Es ſei geſtattet, dies in den Hauptzügen
nachzuweiſen.
Von ſeinen Fachſtudien iſt, wie erwähnt, nur Gutes
zu berichten. Wohl litt auch die mediziniſche Facultät der
Straßburger Academie unter jenen ſchädigenden Einflüſſen,
deren oben gedacht iſt, aber ſie wurde naturgemäß weniger
hievon betroffen, als die anderen Facultäten. Denn in jenen
Zweigen der Naturforſchung bei welchen manuelle Fertigkeit,
mit Scharfſinn gepaart, den Ausſchlag gibt, alſo namentlich
in der Phyſik und Chemie, haben die Franzoſen ſtets das
Höchſte geleiſtet, wie ſie denn auch vielleicht jetzt noch die
trefflichſten Chirurgen ſind. Hiezu kam hier der ſpezielle
Umſtand, daß dieſe Facultät die beſt frequentirte war —
ſie umfaßte ſtets etwa drei Viertheile der Studentenſchaft —
und daher auch von der Regierung beſonders gepflegt wurde.
Indeß fanden ſich zu jener Zeit auch unter den Profeſſoren
dieſer bevorzugten Facultät nur zwei wirklich bedeutende
Männer: Lauth und Duvernoy. Der erſtere trug Ana-
tomie, der letztere Zoologie vor, und ſo fügte es ſich glücklich,
daß Büchner gerade die beiden Fächer trefflich vertreten
fand, die er ſich namentlich erwählt und mit beſonderem
Eifer betrieb, obwohl er auch die übrigen vorgeſchriebenen
Collegien über Chemie, Phyſik, Phyſilogie, Materia medica
u. ſ. w. fleißig frequentirte. Beide Lehrer wurden früh auf
den ſtrebſamen Jüngling aufmerkſam und erwieſen ihm be-
ſondere Bevorzugung, beide haben auf ſeine wiſſenſchaftliche
Richtung Einfluß genommen. Duvernoy, ein ſcharfer, kritiſcher
Kopf war Empiriker und verhielt ſich ablehnend gegen die
naturphiloſophiſche Richtung, während Thomas Lauth dieſer
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. XLVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/62>, abgerufen am 28.11.2024.
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