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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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sich durch die französische Revolution, wie Kinder durch ein
Ammenmährchen, hätten erschrecken lassen, daß sie in jedem
Dorf ein Paris mit einer Guillotine zu sehen fürchteten u. s. w.
Es muß demnach auf dieser Versammlung die Rede davon
gewesen sein, in welchem Geist die Flugschriften abgefaßt
werden müßten, und Büchner, welcher glaubte, daß man sich
an die niederen Volksklassen wenden müsse, und der auf die
öffentliche Tugend der sogenannten ehrbaren Bürger nicht
viel hielt, muß auf der Badenburg seine Ansichten nicht ge-
billigt gesehen haben, weil er über die Marburger sich so
ungehalten äußerte." --



"Dieser Büchner," -- erklärt weiter noch Becker im
Verhör, -- "war mein Freund, der mich lange Zeit zum
einzigen Vertrauten seiner theuersten Angelegenheiten machte,
von welchen er weder seiner Familie, noch einem seiner
anderen Freunde Etwas gesagt hatte. Ein solches Vertrauen
mußte ihm mein Herz gewinnen; seine liebenswürdige Per-
sönlichkeit, seine ausgezeichneten Fähigkeiten, von welchen ich
hier freilich keinen Begriff geben kann, mußten mich unbe-
dingt für ihn einnehmen bis zur Verblendung. Die Grund-
lage seines Patriotismus war wirklich das reinste Mitleid
und ein edler Sinn für alles Schöne und Große. Wenn
er sprach und seine Stimme sich erhob, dann glänzte sein
Auge, -- ich glaubte es sonst nicht anders -- wie die
Wahrheit. Ich habe die von ihm verfaßte Flugschrift ab-
geschrieben. Was hätte ich nicht für ihn gethan, wovon
hätte er mich nicht überzeugt?!" --



ſich durch die franzöſiſche Revolution, wie Kinder durch ein
Ammenmährchen, hätten erſchrecken laſſen, daß ſie in jedem
Dorf ein Paris mit einer Guillotine zu ſehen fürchteten u. ſ. w.
Es muß demnach auf dieſer Verſammlung die Rede davon
geweſen ſein, in welchem Geiſt die Flugſchriften abgefaßt
werden müßten, und Büchner, welcher glaubte, daß man ſich
an die niederen Volksklaſſen wenden müſſe, und der auf die
öffentliche Tugend der ſogenannten ehrbaren Bürger nicht
viel hielt, muß auf der Badenburg ſeine Anſichten nicht ge-
billigt geſehen haben, weil er über die Marburger ſich ſo
ungehalten äußerte." —



"Dieſer Büchner," — erklärt weiter noch Becker im
Verhör, — "war mein Freund, der mich lange Zeit zum
einzigen Vertrauten ſeiner theuerſten Angelegenheiten machte,
von welchen er weder ſeiner Familie, noch einem ſeiner
anderen Freunde Etwas geſagt hatte. Ein ſolches Vertrauen
mußte ihm mein Herz gewinnen; ſeine liebenswürdige Per-
ſönlichkeit, ſeine ausgezeichneten Fähigkeiten, von welchen ich
hier freilich keinen Begriff geben kann, mußten mich unbe-
dingt für ihn einnehmen bis zur Verblendung. Die Grund-
lage ſeines Patriotismus war wirklich das reinſte Mitleid
und ein edler Sinn für alles Schöne und Große. Wenn
er ſprach und ſeine Stimme ſich erhob, dann glänzte ſein
Auge, — ich glaubte es ſonſt nicht anders — wie die
Wahrheit. Ich habe die von ihm verfaßte Flugſchrift ab-
geſchrieben. Was hätte ich nicht für ihn gethan, wovon
hätte er mich nicht überzeugt?!" —



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[418/0614] ſich durch die franzöſiſche Revolution, wie Kinder durch ein Ammenmährchen, hätten erſchrecken laſſen, daß ſie in jedem Dorf ein Paris mit einer Guillotine zu ſehen fürchteten u. ſ. w. Es muß demnach auf dieſer Verſammlung die Rede davon geweſen ſein, in welchem Geiſt die Flugſchriften abgefaßt werden müßten, und Büchner, welcher glaubte, daß man ſich an die niederen Volksklaſſen wenden müſſe, und der auf die öffentliche Tugend der ſogenannten ehrbaren Bürger nicht viel hielt, muß auf der Badenburg ſeine Anſichten nicht ge- billigt geſehen haben, weil er über die Marburger ſich ſo ungehalten äußerte." — "Dieſer Büchner," — erklärt weiter noch Becker im Verhör, — "war mein Freund, der mich lange Zeit zum einzigen Vertrauten ſeiner theuerſten Angelegenheiten machte, von welchen er weder ſeiner Familie, noch einem ſeiner anderen Freunde Etwas geſagt hatte. Ein ſolches Vertrauen mußte ihm mein Herz gewinnen; ſeine liebenswürdige Per- ſönlichkeit, ſeine ausgezeichneten Fähigkeiten, von welchen ich hier freilich keinen Begriff geben kann, mußten mich unbe- dingt für ihn einnehmen bis zur Verblendung. Die Grund- lage ſeines Patriotismus war wirklich das reinſte Mitleid und ein edler Sinn für alles Schöne und Große. Wenn er ſprach und ſeine Stimme ſich erhob, dann glänzte ſein Auge, — ich glaubte es ſonſt nicht anders — wie die Wahrheit. Ich habe die von ihm verfaßte Flugſchrift ab- geſchrieben. Was hätte ich nicht für ihn gethan, wovon hätte er mich nicht überzeugt?!" —

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/614>, abgerufen am 24.11.2024.