Commissär mein Diplom als Mitglied der Societe d'histoire naturelle nebst einem von den Professoren mir ausgestellten Zeugnisse. Der Präfect war damit außerordentlich zu- frieden, und man sagte mir, daß ich namentlich ganz ruhig sein könne. .....
40.
Straßburg, den 2. September 1836.
..... Ich bin ganz vergnügt in mir selbst, ausge- nommen, wenn wir Landregen oder Nordwestwind haben, wo ich freilich einer von denjenigen werde, die Abends vor dem Bettgehn, wenn sie den einen Strumpf vom Fuß haben, im Stande sind, sich an ihre Stubenthür zu hängen, weil es ihnen der Mühe zuviel ist, den andern ebenfalls auszu- ziehen ..... Ich habe mich jetzt ganz auf das Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie gelegt, und werde in Kurzem nach Zürich gehen, um in meiner Eigenschaft als überflüssiges Mitglied der Gesellschaft meinen Mitmenschen Vorlesungen über etwas ebenfalls höchst Ueberflüssiges, nämlich über die philosophischen Systeme der Deutschen seit Cartesius und Spinoza, zu halten. -- Dabei bin ich gerade daran, sich einige Menschen auf den Papier todtschlagen oder ver- heirathen zu lassen, und bitte den lieben Gott um einen einfältigen Buchhändler und ein groß Publikum mit so wenig Geschmack, als möglich. Man braucht einmal zu vielerlei Dingen unter der Sonne Muth, sogar, um Privatdocent der Philosophie zu sein......
41.
Straßburg, im September 1836.
.... Ich habe meine zwei Dramen noch nicht aus den Händen gegeben, ich bin noch mit Manchem
Commiſſär mein Diplom als Mitglied der Société d'histoire naturelle nebſt einem von den Profeſſoren mir ausgeſtellten Zeugniſſe. Der Präfect war damit außerordentlich zu- frieden, und man ſagte mir, daß ich namentlich ganz ruhig ſein könne. .....
40.
Straßburg, den 2. September 1836.
..... Ich bin ganz vergnügt in mir ſelbſt, ausge- nommen, wenn wir Landregen oder Nordweſtwind haben, wo ich freilich einer von denjenigen werde, die Abends vor dem Bettgehn, wenn ſie den einen Strumpf vom Fuß haben, im Stande ſind, ſich an ihre Stubenthür zu hängen, weil es ihnen der Mühe zuviel iſt, den andern ebenfalls auszu- ziehen ..... Ich habe mich jetzt ganz auf das Studium der Naturwiſſenſchaften und der Philoſophie gelegt, und werde in Kurzem nach Zürich gehen, um in meiner Eigenſchaft als überflüſſiges Mitglied der Geſellſchaft meinen Mitmenſchen Vorleſungen über etwas ebenfalls höchſt Ueberflüſſiges, nämlich über die philoſophiſchen Syſteme der Deutſchen ſeit Carteſius und Spinoza, zu halten. — Dabei bin ich gerade daran, ſich einige Menſchen auf den Papier todtſchlagen oder ver- heirathen zu laſſen, und bitte den lieben Gott um einen einfältigen Buchhändler und ein groß Publikum mit ſo wenig Geſchmack, als möglich. Man braucht einmal zu vielerlei Dingen unter der Sonne Muth, ſogar, um Privatdocent der Philoſophie zu ſein......
41.
Straßburg, im September 1836.
.... Ich habe meine zwei Dramen noch nicht aus den Händen gegeben, ich bin noch mit Manchem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0564"n="368"/>
Commiſſär mein Diplom als Mitglied der <hirendition="#aq">Société d'histoire<lb/>
naturelle</hi> nebſt einem von den Profeſſoren mir ausgeſtellten<lb/>
Zeugniſſe. Der Präfect war damit <hirendition="#g">außerordentlich</hi> zu-<lb/>
frieden, und man ſagte mir, daß <hirendition="#g">ich namentlich</hi> ganz<lb/>
ruhig ſein könne. .....</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c">40.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#g">Straßburg</hi>, den 2. September 1836.</dateline><lb/><p>..... Ich bin ganz vergnügt in mir ſelbſt, ausge-<lb/>
nommen, wenn wir Landregen oder Nordweſtwind haben,<lb/>
wo ich freilich einer von denjenigen werde, die Abends vor<lb/>
dem Bettgehn, wenn ſie den einen Strumpf vom Fuß haben,<lb/>
im Stande ſind, ſich an ihre Stubenthür zu hängen, weil<lb/>
es ihnen der Mühe zuviel iſt, den andern ebenfalls auszu-<lb/>
ziehen ..... Ich habe mich jetzt ganz auf das Studium<lb/>
der Naturwiſſenſchaften und der Philoſophie gelegt, und werde<lb/>
in Kurzem nach <hirendition="#g">Zürich</hi> gehen, um in meiner Eigenſchaft<lb/>
als überflüſſiges Mitglied der Geſellſchaft meinen Mitmenſchen<lb/>
Vorleſungen über etwas ebenfalls höchſt Ueberflüſſiges, nämlich<lb/>
über die philoſophiſchen Syſteme der Deutſchen ſeit Carteſius<lb/>
und Spinoza, zu halten. — Dabei bin ich gerade daran,<lb/>ſich einige Menſchen auf den Papier todtſchlagen oder ver-<lb/>
heirathen zu laſſen, und bitte den lieben Gott um einen<lb/>
einfältigen Buchhändler und ein groß Publikum mit ſo wenig<lb/>
Geſchmack, als möglich. Man braucht einmal zu vielerlei<lb/>
Dingen unter der Sonne Muth, ſogar, um Privatdocent der<lb/>
Philoſophie zu ſein......</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c">41.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#g">Straßburg</hi>, im September 1836.</dateline><lb/><p>.... Ich habe <hirendition="#g">meine zwei Dramen</hi> noch nicht<lb/>
aus den Händen gegeben, ich bin noch mit Manchem<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[368/0564]
Commiſſär mein Diplom als Mitglied der Société d'histoire
naturelle nebſt einem von den Profeſſoren mir ausgeſtellten
Zeugniſſe. Der Präfect war damit außerordentlich zu-
frieden, und man ſagte mir, daß ich namentlich ganz
ruhig ſein könne. .....
40.
Straßburg, den 2. September 1836.
..... Ich bin ganz vergnügt in mir ſelbſt, ausge-
nommen, wenn wir Landregen oder Nordweſtwind haben,
wo ich freilich einer von denjenigen werde, die Abends vor
dem Bettgehn, wenn ſie den einen Strumpf vom Fuß haben,
im Stande ſind, ſich an ihre Stubenthür zu hängen, weil
es ihnen der Mühe zuviel iſt, den andern ebenfalls auszu-
ziehen ..... Ich habe mich jetzt ganz auf das Studium
der Naturwiſſenſchaften und der Philoſophie gelegt, und werde
in Kurzem nach Zürich gehen, um in meiner Eigenſchaft
als überflüſſiges Mitglied der Geſellſchaft meinen Mitmenſchen
Vorleſungen über etwas ebenfalls höchſt Ueberflüſſiges, nämlich
über die philoſophiſchen Syſteme der Deutſchen ſeit Carteſius
und Spinoza, zu halten. — Dabei bin ich gerade daran,
ſich einige Menſchen auf den Papier todtſchlagen oder ver-
heirathen zu laſſen, und bitte den lieben Gott um einen
einfältigen Buchhändler und ein groß Publikum mit ſo wenig
Geſchmack, als möglich. Man braucht einmal zu vielerlei
Dingen unter der Sonne Muth, ſogar, um Privatdocent der
Philoſophie zu ſein......
41.
Straßburg, im September 1836.
.... Ich habe meine zwei Dramen noch nicht
aus den Händen gegeben, ich bin noch mit Manchem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/564>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.