ihrem Muthwillen, Schaden zu thun, und drehen es, wie sie es wollen. Der Beste ist unter ihnen wie ein Dorn, und der Redlichste wie eine Hecke." Ihr müßt die Dörner und Hecken theuer bezahlen; denn ihr müßt ferner für das großherzogliche Haus und den Hofstaat 827,772 Gulden bezahlen. Die Anstalten, die Leute, von denen ich bis jetzt gesprochen, sind nur Werkzeuge, sind nur Diener. Sie thun nichts in ihrem Namen, unter der Ernennung zu ihrem Amt steht ein L., das bedeutet Ludwig von Gottes Gnaden, und sie sprechen in Ehrfurcht: "im Namen des Großherzogs". Dies ist ihr Feldgeschrei, wenn sie euer Geräth versteigern, euer Vieh wegtreiben, euch in den Kerker werfen. Im Namen des Großherzogs sagen sie, und der Mensch den sie so nennen, heißt: unverletzlich, heilig, souverain, königliche Hoheit. Aber tretet zu dem Menschenkinde und blickt durch seinen Fürstenmantel. Es ißt, wenn es hungert, und schläft, wenn sein Auge dunkel wird. Sehet: es kroch so nackt und weich in die Welt, wie ihr und wird so hart und steif hin- ausgetragen, wie ihr, und doch hat es seinen Fuß auf eurem Nacken, hat 700,000 Menschen an seinem Pflug, hat Minister, die verantwortlich sind für das, was es thut, hat Gewalt über euer Eigenthum durch die Steuern, die es aus- schreibt, über euer Leben durch die Gesetze, die es macht, es hat adlige Herrn und Damen um sich, die man Hofstaat heißt, und seine göttliche Gewalt vererbt sich auf seine Kinder mit Weibern, welche aus ebenso übermenschlichen Geschlechtern sind. -- Wehe über Euch Götzendiener! Ihr seid wie die Heiden, die das Krokodill anbeten, von dem sie zerrissen werden. Ihr setzt ihm eine Krone auf, aber es ist eine Dornenkrone, die ihr euch selbst in den Kopf drückt; ihr
ihrem Muthwillen, Schaden zu thun, und drehen es, wie ſie es wollen. Der Beſte iſt unter ihnen wie ein Dorn, und der Redlichſte wie eine Hecke." Ihr müßt die Dörner und Hecken theuer bezahlen; denn ihr müßt ferner für das großherzogliche Haus und den Hofſtaat 827,772 Gulden bezahlen. Die Anſtalten, die Leute, von denen ich bis jetzt geſprochen, ſind nur Werkzeuge, ſind nur Diener. Sie thun nichts in ihrem Namen, unter der Ernennung zu ihrem Amt ſteht ein L., das bedeutet Ludwig von Gottes Gnaden, und ſie ſprechen in Ehrfurcht: "im Namen des Großherzogs". Dies iſt ihr Feldgeſchrei, wenn ſie euer Geräth verſteigern, euer Vieh wegtreiben, euch in den Kerker werfen. Im Namen des Großherzogs ſagen ſie, und der Menſch den ſie ſo nennen, heißt: unverletzlich, heilig, ſouverain, königliche Hoheit. Aber tretet zu dem Menſchenkinde und blickt durch ſeinen Fürſtenmantel. Es ißt, wenn es hungert, und ſchläft, wenn ſein Auge dunkel wird. Sehet: es kroch ſo nackt und weich in die Welt, wie ihr und wird ſo hart und ſteif hin- ausgetragen, wie ihr, und doch hat es ſeinen Fuß auf eurem Nacken, hat 700,000 Menſchen an ſeinem Pflug, hat Miniſter, die verantwortlich ſind für das, was es thut, hat Gewalt über euer Eigenthum durch die Steuern, die es aus- ſchreibt, über euer Leben durch die Geſetze, die es macht, es hat adlige Herrn und Damen um ſich, die man Hofſtaat heißt, und ſeine göttliche Gewalt vererbt ſich auf ſeine Kinder mit Weibern, welche aus ebenſo übermenſchlichen Geſchlechtern ſind. — Wehe über Euch Götzendiener! Ihr ſeid wie die Heiden, die das Krokodill anbeten, von dem ſie zerriſſen werden. Ihr ſetzt ihm eine Krone auf, aber es iſt eine Dornenkrone, die ihr euch ſelbſt in den Kopf drückt; ihr
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ihrem Muthwillen, Schaden zu thun, und drehen es, wie
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und der Redlichſte wie eine Hecke." Ihr müßt die Dörner
und Hecken theuer bezahlen; denn ihr müßt ferner für das
großherzogliche Haus und den Hofſtaat 827,772 Gulden
bezahlen. Die Anſtalten, die Leute, von denen ich bis jetzt
geſprochen, ſind nur Werkzeuge, ſind nur Diener. Sie thun
nichts in ihrem Namen, unter der Ernennung zu ihrem
Amt ſteht ein L., das bedeutet Ludwig von Gottes Gnaden,
und ſie ſprechen in Ehrfurcht: "im Namen des Großherzogs".
Dies iſt ihr Feldgeſchrei, wenn ſie euer Geräth verſteigern,
euer Vieh wegtreiben, euch in den Kerker werfen. Im
Namen des Großherzogs ſagen ſie, und der Menſch den ſie
ſo nennen, heißt: unverletzlich, heilig, ſouverain, königliche
Hoheit. Aber tretet zu dem Menſchenkinde und blickt durch
ſeinen Fürſtenmantel. Es ißt, wenn es hungert, und ſchläft,
wenn ſein Auge dunkel wird. Sehet: es kroch ſo nackt und
weich in die Welt, wie ihr und wird ſo hart und ſteif hin-
ausgetragen, wie ihr, und doch hat es ſeinen Fuß auf
eurem Nacken, hat 700,000 Menſchen an ſeinem Pflug, hat
Miniſter, die verantwortlich ſind für das, was es thut, hat
Gewalt über euer Eigenthum durch die Steuern, die es aus-
ſchreibt, über euer Leben durch die Geſetze, die es macht,
es hat adlige Herrn und Damen um ſich, die man Hofſtaat
heißt, und ſeine göttliche Gewalt vererbt ſich auf ſeine Kinder
mit Weibern, welche aus ebenſo übermenſchlichen Geſchlechtern
ſind. — Wehe über Euch Götzendiener! Ihr ſeid wie die
Heiden, die das Krokodill anbeten, von dem ſie zerriſſen
werden. Ihr ſetzt ihm eine Krone auf, aber es iſt eine
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/467>, abgerufen am 24.11.2024.
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