Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Gubetta. Scheute? Warum? Jeppo. Weil der Palast Negroni an den Palast Borgia stößt. Gubetta. Zum Teufel mit der Borgia! -- Trinken wir! Jeppo (leise zu Maffio). Was mir an dem Belverana gefällt, ist, daß er die Borgia nicht leiden kann. Maffio (leise). In der That, er läßt keine Gelegenheit vorbei, ohne sie mit einer ganz besondern Grazie zum Teufel zu schicken. Dennoch, mein lieber Jeppo ... Jeppo. Nun! Maffio. Ich beobachte seit dem Anfang des Gastmahls diesen sogenannten Spanier. Er hat bis jetzt nichts als Wasser getrunken. Jeppo. Da kommt ja Dein Verdacht wieder, mein guter Freund Maffio! Der Wein macht Dich sonderbar monoton. Maffio. Vielleicht hast Du recht. Ich bin ein Narr. Gubetta (kommt zurück und betrachtet Maffio von Kopf bis zu Füßen). Wißt Ihr auch, Herr Maffio, daß Ihr für ein Leben von neunzig Jahren gebaut seid und daß Ihr meinem Großvater gleicht, der dieß Alter erlebte und, wie ich, Gil -- Basilio -- Ferman -- Frenco -- Felipe -- Frasco Fiasquito Graf von Belverana hieß? Jeppo (leise zu Maffio). Ich hoffe, Du zweifelst jetzt nicht mehr an seiner spanischen Race. Er hat wenigstens zwanzig Taufnamen. -- Welche Litanei, Herr Belverana! Gubetta. Ach unsre Eltern sind gewöhnt, uns mehr Namen bei der Taufe, als Thaler bei der Hochzeit zu geben. Aber was haben sie denn da unten zu lachen? (bei Seite.) Die Gubetta. Scheute? Warum? Jeppo. Weil der Palaſt Negroni an den Palaſt Borgia ſtößt. Gubetta. Zum Teufel mit der Borgia! — Trinken wir! Jeppo (leiſe zu Maffio). Was mir an dem Belverana gefällt, iſt, daß er die Borgia nicht leiden kann. Maffio (leiſe). In der That, er läßt keine Gelegenheit vorbei, ohne ſie mit einer ganz beſondern Grazie zum Teufel zu ſchicken. Dennoch, mein lieber Jeppo ... Jeppo. Nun! Maffio. Ich beobachte ſeit dem Anfang des Gaſtmahls dieſen ſogenannten Spanier. Er hat bis jetzt nichts als Waſſer getrunken. Jeppo. Da kommt ja Dein Verdacht wieder, mein guter Freund Maffio! Der Wein macht Dich ſonderbar monoton. Maffio. Vielleicht haſt Du recht. Ich bin ein Narr. Gubetta (kommt zurück und betrachtet Maffio von Kopf bis zu Füßen). Wißt Ihr auch, Herr Maffio, daß Ihr für ein Leben von neunzig Jahren gebaut ſeid und daß Ihr meinem Großvater gleicht, der dieß Alter erlebte und, wie ich, Gil — Baſilio — Ferman — Frenco — Felipe — Frasco Fiasquito Graf von Belverana hieß? Jeppo (leiſe zu Maffio). Ich hoffe, Du zweifelſt jetzt nicht mehr an ſeiner ſpaniſchen Race. Er hat wenigſtens zwanzig Taufnamen. — Welche Litanei, Herr Belverana! Gubetta. Ach unſre Eltern ſind gewöhnt, uns mehr Namen bei der Taufe, als Thaler bei der Hochzeit zu geben. Aber was haben ſie denn da unten zu lachen? (bei Seite.) 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Jeppo (leiſe zu Maffio). Was mir an dem Belverana
gefällt, iſt, daß er die Borgia nicht leiden kann.
Maffio (leiſe). In der That, er läßt keine Gelegenheit
vorbei, ohne ſie mit einer ganz beſondern Grazie zum Teufel
zu ſchicken. Dennoch, mein lieber Jeppo ...
Jeppo. Nun!
Maffio. Ich beobachte ſeit dem Anfang des Gaſtmahls
dieſen ſogenannten Spanier. Er hat bis jetzt nichts als
Waſſer getrunken.
Jeppo. Da kommt ja Dein Verdacht wieder, mein
guter Freund Maffio! Der Wein macht Dich ſonderbar
monoton.
Maffio. Vielleicht haſt Du recht. Ich bin ein Narr.
Gubetta (kommt zurück und betrachtet Maffio von Kopf bis
zu Füßen). Wißt Ihr auch, Herr Maffio, daß Ihr für ein
Leben von neunzig Jahren gebaut ſeid und daß Ihr meinem
Großvater gleicht, der dieß Alter erlebte und, wie ich, Gil
— Baſilio — Ferman — Frenco — Felipe — Frasco
Fiasquito Graf von Belverana hieß?
Jeppo (leiſe zu Maffio). Ich hoffe, Du zweifelſt jetzt
nicht mehr an ſeiner ſpaniſchen Race. Er hat wenigſtens
zwanzig Taufnamen. — Welche Litanei, Herr Belverana!
Gubetta. Ach unſre Eltern ſind gewöhnt, uns mehr
Namen bei der Taufe, als Thaler bei der Hochzeit zu geben.
Aber was haben ſie denn da unten zu lachen? (bei Seite.) Die
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/447>, abgerufen am 16.02.2025. |