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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Die Königin. Ihr wollt! Ihr wollt! Ihr! Seht
mich an, Mylord. Du hast einen jungen und reizenden
Kopf, Fabiano.
Fabiani. O, Ihr seid schön! Ihr würdet nichts nöthig
haben, als Eure Schönheit, um allmächtig zu sein. Auf
Eurem Haupte ist etwas, das sagt, daß Ihr die Königin
seid; es steht aber noch viel deutlicher auf Eurer Stirn,
als auf Eurer Krone.
Die Königin. Ihr schmeichelt.
Fabiani. Ich liebe Dich.
Die Königin. Du liebst mich, nicht wahr? Du liebst
nur mich? Sage mir das noch einmal so, mit diesen Augen.
Ach! wir armen Weiber, wir wissen niemals genau, was
in dem Herzen eines Mannes vorgeht; wir müssen Euren
Augen glauben, und die schönsten, Fabiano, lügen zuweilen
am häßlichsten. Aber Deine, Mylord, sind so treu und
rein, daß sie nicht lügen können, nicht wahr? Ja, dein
Blick ist offen und ehrlich, mein schöner Page. Oh!
Himmelsaugen nehmen und damit betrügen, das wäre
höllisch, Du hast Deine Augen einem Engel oder dem
Teufel gestohlen.
Fabiani. Weder Engel, noch Teufel. Ein Mann, der
Euch liebt.
Die Königin. Der die Königin liebt?
Fabiani. Der Marie liebt.
Die Königin. Höre, Fabiano, ich liebe Dich auch.
Du bist jung, es gibt viele schöne Weiber, die Dich gar
zärtlich ansehen, ich weiß es. Endlich, man wird eine
Königin müde, so gut wie eine andere. Unterbrich mich
nicht, Ich will, daß Du mir es sagst, wenn Du je ein
Die Königin. Ihr wollt! Ihr wollt! Ihr! Seht
mich an, Mylord. Du haſt einen jungen und reizenden
Kopf, Fabiano.
Fabiani. O, Ihr ſeid ſchön! Ihr würdet nichts nöthig
haben, als Eure Schönheit, um allmächtig zu ſein. Auf
Eurem Haupte iſt etwas, das ſagt, daß Ihr die Königin
ſeid; es ſteht aber noch viel deutlicher auf Eurer Stirn,
als auf Eurer Krone.
Die Königin. Ihr ſchmeichelt.
Fabiani. Ich liebe Dich.
Die Königin. Du liebſt mich, nicht wahr? Du liebſt
nur mich? Sage mir das noch einmal ſo, mit dieſen Augen.
Ach! wir armen Weiber, wir wiſſen niemals genau, was
in dem Herzen eines Mannes vorgeht; wir müſſen Euren
Augen glauben, und die ſchönſten, Fabiano, lügen zuweilen
am häßlichſten. Aber Deine, Mylord, ſind ſo treu und
rein, daß ſie nicht lügen können, nicht wahr? Ja, dein
Blick iſt offen und ehrlich, mein ſchöner Page. Oh!
Himmelsaugen nehmen und damit betrügen, das wäre
hölliſch, Du haſt Deine Augen einem Engel oder dem
Teufel geſtohlen.
Fabiani. Weder Engel, noch Teufel. Ein Mann, der
Euch liebt.
Die Königin. Der die Königin liebt?
Fabiani. Der Marie liebt.
Die Königin. Höre, Fabiano, ich liebe Dich auch.
Du biſt jung, es gibt viele ſchöne Weiber, die Dich gar
zärtlich anſehen, ich weiß es. Endlich, man wird eine
Königin müde, ſo gut wie eine andere. Unterbrich mich
nicht, Ich will, daß Du mir es ſagſt, wenn Du je ein
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[245/0441] Die Königin. Ihr wollt! Ihr wollt! Ihr! Seht mich an, Mylord. Du haſt einen jungen und reizenden Kopf, Fabiano. Fabiani. O, Ihr ſeid ſchön! Ihr würdet nichts nöthig haben, als Eure Schönheit, um allmächtig zu ſein. Auf Eurem Haupte iſt etwas, das ſagt, daß Ihr die Königin ſeid; es ſteht aber noch viel deutlicher auf Eurer Stirn, als auf Eurer Krone. Die Königin. Ihr ſchmeichelt. Fabiani. Ich liebe Dich. Die Königin. Du liebſt mich, nicht wahr? Du liebſt nur mich? Sage mir das noch einmal ſo, mit dieſen Augen. Ach! wir armen Weiber, wir wiſſen niemals genau, was in dem Herzen eines Mannes vorgeht; wir müſſen Euren Augen glauben, und die ſchönſten, Fabiano, lügen zuweilen am häßlichſten. Aber Deine, Mylord, ſind ſo treu und rein, daß ſie nicht lügen können, nicht wahr? Ja, dein Blick iſt offen und ehrlich, mein ſchöner Page. Oh! Himmelsaugen nehmen und damit betrügen, das wäre hölliſch, Du haſt Deine Augen einem Engel oder dem Teufel geſtohlen. Fabiani. Weder Engel, noch Teufel. Ein Mann, der Euch liebt. Die Königin. Der die Königin liebt? Fabiani. Der Marie liebt. Die Königin. Höre, Fabiano, ich liebe Dich auch. Du biſt jung, es gibt viele ſchöne Weiber, die Dich gar zärtlich anſehen, ich weiß es. Endlich, man wird eine Königin müde, ſo gut wie eine andere. Unterbrich mich nicht, Ich will, daß Du mir es ſagſt, wenn Du je ein

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/441>, abgerufen am 25.11.2024.