"Nimm, o bester der Väter, mit williger Hand dies Geschenk an! Zwar ist es klein und gering, doch beweis' dir's die dankbare Liebe. Möge Gott noch lange dein theures Leben erhalten Und dich mit schützender Hand vor allem Unglück behüten --
u. s. w. Die drei anderen finden sich im Anhang (S. 393 -397) vollinhaltlich mitgetheilt, keineswegs um ihres selbstständigen Werthes willen, sondern als Curiosa zur Biographie, um die späte Entwicklung Büchners zu beweisen. Sicherlich haben viele seiner Mitschüler viel bessere Verse geschrieben, als er, der nachmals als Dichter unsterblich wurde. Wer seine Versuche unbefangen, von dem Glanze des Autornamens ungeblendet, liest, wird dies Urtheil nicht zu hart finden. Die "Nacht" und "Vergänglichkeit", diese etwas melancholisch angehauchten Geschenke, welche er seinen Eltern zu Weihnachten 1828 widmete, beweisen nichts, als die Wahrheit jener Mittheilung, daß damals Matthison sein Lieblingsdichter gewesen. Es sind schwächlich-sentimale Naturbilder in ungelenker Sprache. Selbst das relativ beste Gedicht: "An die Mutter!" erhebt sich wenig über die nackte Prosa, obwohl hier immerhin durch die gezwungene Ausdrucksweise die Innigkeit der Empfindung hindurchleuchtet. In ihrer ganzen Tiefe kommt sie freilich nicht zum Aus- druck -- der Knabe, voll Verehrung für den Vater, voll Zärtlichkeit gegen seine jüngeren Geschwister, namentlich das Schwesterchen Luise (S. 458), hing mit grenzenloser Hin- gebung an der Mutter. Sie allein übte wirklichen Einfluß auf ihn und hat diesen stets zum Guten ausgenützt. Ihrem Wesen und Walten ist es vornehmlich zu danken, daß der reifende Jüngling von keinem Hauch der Gemeinheit befleckt ward; und namentlich in jener wichtigen Periode, da der
"Nimm, o beſter der Väter, mit williger Hand dies Geſchenk an! Zwar iſt es klein und gering, doch beweis' dir's die dankbare Liebe. Möge Gott noch lange dein theures Leben erhalten Und dich mit ſchützender Hand vor allem Unglück behüten —
u. ſ. w. Die drei anderen finden ſich im Anhang (S. 393 -397) vollinhaltlich mitgetheilt, keineswegs um ihres ſelbſtſtändigen Werthes willen, ſondern als Curioſa zur Biographie, um die ſpäte Entwicklung Büchners zu beweiſen. Sicherlich haben viele ſeiner Mitſchüler viel beſſere Verſe geſchrieben, als er, der nachmals als Dichter unſterblich wurde. Wer ſeine Verſuche unbefangen, von dem Glanze des Autornamens ungeblendet, lieſt, wird dies Urtheil nicht zu hart finden. Die "Nacht" und "Vergänglichkeit", dieſe etwas melancholiſch angehauchten Geſchenke, welche er ſeinen Eltern zu Weihnachten 1828 widmete, beweiſen nichts, als die Wahrheit jener Mittheilung, daß damals Matthiſon ſein Lieblingsdichter geweſen. Es ſind ſchwächlich-ſentimale Naturbilder in ungelenker Sprache. Selbſt das relativ beſte Gedicht: "An die Mutter!" erhebt ſich wenig über die nackte Proſa, obwohl hier immerhin durch die gezwungene Ausdrucksweiſe die Innigkeit der Empfindung hindurchleuchtet. In ihrer ganzen Tiefe kommt ſie freilich nicht zum Aus- druck — der Knabe, voll Verehrung für den Vater, voll Zärtlichkeit gegen ſeine jüngeren Geſchwiſter, namentlich das Schweſterchen Luiſe (S. 458), hing mit grenzenloſer Hin- gebung an der Mutter. Sie allein übte wirklichen Einfluß auf ihn und hat dieſen ſtets zum Guten ausgenützt. Ihrem Weſen und Walten iſt es vornehmlich zu danken, daß der reifende Jüngling von keinem Hauch der Gemeinheit befleckt ward; und namentlich in jener wichtigen Periode, da der
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[XXV/0041]
"Nimm, o beſter der Väter, mit williger Hand dies Geſchenk an!
Zwar iſt es klein und gering, doch beweis' dir's die dankbare Liebe.
Möge Gott noch lange dein theures Leben erhalten
Und dich mit ſchützender Hand vor allem Unglück behüten —
u. ſ. w. Die drei anderen finden ſich im Anhang (S. 393
-397) vollinhaltlich mitgetheilt, keineswegs um ihres
ſelbſtſtändigen Werthes willen, ſondern als Curioſa zur
Biographie, um die ſpäte Entwicklung Büchners zu beweiſen.
Sicherlich haben viele ſeiner Mitſchüler viel beſſere Verſe
geſchrieben, als er, der nachmals als Dichter unſterblich
wurde. Wer ſeine Verſuche unbefangen, von dem Glanze
des Autornamens ungeblendet, lieſt, wird dies Urtheil nicht
zu hart finden. Die "Nacht" und "Vergänglichkeit", dieſe
etwas melancholiſch angehauchten Geſchenke, welche er ſeinen
Eltern zu Weihnachten 1828 widmete, beweiſen nichts, als
die Wahrheit jener Mittheilung, daß damals Matthiſon
ſein Lieblingsdichter geweſen. Es ſind ſchwächlich-ſentimale
Naturbilder in ungelenker Sprache. Selbſt das relativ beſte
Gedicht: "An die Mutter!" erhebt ſich wenig über die
nackte Proſa, obwohl hier immerhin durch die gezwungene
Ausdrucksweiſe die Innigkeit der Empfindung hindurchleuchtet.
In ihrer ganzen Tiefe kommt ſie freilich nicht zum Aus-
druck — der Knabe, voll Verehrung für den Vater, voll
Zärtlichkeit gegen ſeine jüngeren Geſchwiſter, namentlich das
Schweſterchen Luiſe (S. 458), hing mit grenzenloſer Hin-
gebung an der Mutter. Sie allein übte wirklichen Einfluß
auf ihn und hat dieſen ſtets zum Guten ausgenützt. Ihrem
Weſen und Walten iſt es vornehmlich zu danken, daß der
reifende Jüngling von keinem Hauch der Gemeinheit befleckt
ward; und namentlich in jener wichtigen Periode, da der
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. XXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/41>, abgerufen am 24.11.2024.
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