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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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dampfte, und die Stimmen an den Felsen wach wurden,
bald wie fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran
brausten, in Tönen, als wollten sie in ihrem wilden Jubel
die Erde besingen, und die Wolken wie wilde, wiehernde
Rosse heransprengten, und der Sonnenschein dazwischen durch-
ging und kam und sein blitzendes Schwert an den Schnee-
flächen zog, so daß ein helles, blendendes Licht über die
Gipfel in die Thäler schnitt; oder wenn der Sturm das
Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hineinriß
und dann der Wind verhallte und tief unten aus den
Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen, wie ein Wiegen-
lied und Glockengeläute heraufsummte, und am tiefen Blau
ein leises Roth hinaufklomm, und kleine Wölkchen auf
silbernen Flügeln durchzogen, und alle Berggipfel scharf und
fest, weit über das Land hin glänzten und blitzten -- riß es
ihm in der Brust, er stand, keuchend, den Leib vorwärts
gebogen, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müsse
den Sturm in sich ziehen, Alles in sich fassen, er dehnte
sich aus und lag über der Erde, er wühlte sich in das All
hinein, es war eine Lust, die ihm wehe that; oder er stand
still und legte das Haupt ins Moos und schloß die Augen
halb, und dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter
ihm, sie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte
sich in einen brausenden Strom, der seine klare Fluth unter
ihm zog. Aber es waren nur Augenblicke, und dann erhob
er sich nüchtern, fest, ruhig, als wäre ein Schattenspiel vor
ihm vorübergezogen, er wußte von nichts mehr. Gegen
Abend kam er auf die Höhe des Gebirgs, auf das Schnee-
feld, von wo man wieder hinabstieg in die Ebene nach
Westen, er setzte sich oben nieder. Es war gegen Abend

dampfte, und die Stimmen an den Felſen wach wurden,
bald wie fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran
brauſten, in Tönen, als wollten ſie in ihrem wilden Jubel
die Erde beſingen, und die Wolken wie wilde, wiehernde
Roſſe heranſprengten, und der Sonnenſchein dazwiſchen durch-
ging und kam und ſein blitzendes Schwert an den Schnee-
flächen zog, ſo daß ein helles, blendendes Licht über die
Gipfel in die Thäler ſchnitt; oder wenn der Sturm das
Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hineinriß
und dann der Wind verhallte und tief unten aus den
Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen, wie ein Wiegen-
lied und Glockengeläute heraufſummte, und am tiefen Blau
ein leiſes Roth hinaufklomm, und kleine Wölkchen auf
ſilbernen Flügeln durchzogen, und alle Berggipfel ſcharf und
feſt, weit über das Land hin glänzten und blitzten — riß es
ihm in der Bruſt, er ſtand, keuchend, den Leib vorwärts
gebogen, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müſſe
den Sturm in ſich ziehen, Alles in ſich faſſen, er dehnte
ſich aus und lag über der Erde, er wühlte ſich in das All
hinein, es war eine Luſt, die ihm wehe that; oder er ſtand
ſtill und legte das Haupt ins Moos und ſchloß die Augen
halb, und dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter
ihm, ſie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte
ſich in einen brauſenden Strom, der ſeine klare Fluth unter
ihm zog. Aber es waren nur Augenblicke, und dann erhob
er ſich nüchtern, feſt, ruhig, als wäre ein Schattenſpiel vor
ihm vorübergezogen, er wußte von nichts mehr. Gegen
Abend kam er auf die Höhe des Gebirgs, auf das Schnee-
feld, von wo man wieder hinabſtieg in die Ebene nach
Weſten, er ſetzte ſich oben nieder. Es war gegen Abend

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[208/0404] dampfte, und die Stimmen an den Felſen wach wurden, bald wie fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran brauſten, in Tönen, als wollten ſie in ihrem wilden Jubel die Erde beſingen, und die Wolken wie wilde, wiehernde Roſſe heranſprengten, und der Sonnenſchein dazwiſchen durch- ging und kam und ſein blitzendes Schwert an den Schnee- flächen zog, ſo daß ein helles, blendendes Licht über die Gipfel in die Thäler ſchnitt; oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hineinriß und dann der Wind verhallte und tief unten aus den Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen, wie ein Wiegen- lied und Glockengeläute heraufſummte, und am tiefen Blau ein leiſes Roth hinaufklomm, und kleine Wölkchen auf ſilbernen Flügeln durchzogen, und alle Berggipfel ſcharf und feſt, weit über das Land hin glänzten und blitzten — riß es ihm in der Bruſt, er ſtand, keuchend, den Leib vorwärts gebogen, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müſſe den Sturm in ſich ziehen, Alles in ſich faſſen, er dehnte ſich aus und lag über der Erde, er wühlte ſich in das All hinein, es war eine Luſt, die ihm wehe that; oder er ſtand ſtill und legte das Haupt ins Moos und ſchloß die Augen halb, und dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter ihm, ſie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte ſich in einen brauſenden Strom, der ſeine klare Fluth unter ihm zog. Aber es waren nur Augenblicke, und dann erhob er ſich nüchtern, feſt, ruhig, als wäre ein Schattenſpiel vor ihm vorübergezogen, er wußte von nichts mehr. Gegen Abend kam er auf die Höhe des Gebirgs, auf das Schnee- feld, von wo man wieder hinabſtieg in die Ebene nach Weſten, er ſetzte ſich oben nieder. Es war gegen Abend

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/404>, abgerufen am 25.11.2024.