Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

Bild:
<< vorherige Seite
A propos, Wozzeck, beweg' er vor den Herren doch einmal
die Ohren. Ich hab's Ihnen schon zeigen wollen -- zwei
Muskeln sind dabei thätig. Allons! frisch!
Wozzeck. Ach, Herr Doktor!
Doctor. Bestie! Soll ich dir die Ohren bewegen?
Willst du's machen, wie die Katze? So, meine Herren, das
sind so Uebergänge zum Esel, häufig auch in Folge weib-
licher Erziehung und der Muttersprache. Wozzeck! Deine
Haare hat die Mutter zum Aschied schön ausgerissen aus
Zärtlichkeit. Sie sind ja ganz dünn geworden. Oder ist's
erst seit ein paar Tagen, machen's die Erbsen? Ja, meine
Herrn, die Erbsen, die Erbsen! Die Wissenschaft!


Freies Feld. Die Stadt in der Ferne.
Wozzeck und Andres schneiden Stöcke im Gebüsch.
Wozzeck. Du, der Platz ist verflucht!
Andres. Ach was! (Singt:)
Das ist die schöne Jägerei,
Schießen steht Jedem frei!
Da möcht ich Jäger sein,
Da möcht ich hin!
Wozzeck. Der Platz ist verflucht. Siehst du den lichten
Streif da über das Gras hin, wo die Schwämme so nach-
wachsen? Da rollt Abends ein Kopf. Hob ihn einmal
A propos, Wozzeck, beweg' er vor den Herren doch einmal
die Ohren. Ich hab's Ihnen ſchon zeigen wollen — zwei
Muskeln ſind dabei thätig. Allons! friſch!
Wozzeck. Ach, Herr Doktor!
Doctor. Beſtie! Soll ich dir die Ohren bewegen?
Willſt du's machen, wie die Katze? So, meine Herren, das
ſind ſo Uebergänge zum Eſel, häufig auch in Folge weib-
licher Erziehung und der Mutterſprache. Wozzeck! Deine
Haare hat die Mutter zum Aſchied ſchön ausgeriſſen aus
Zärtlichkeit. Sie ſind ja ganz dünn geworden. Oder iſt's
erſt ſeit ein paar Tagen, machen's die Erbſen? Ja, meine
Herrn, die Erbſen, die Erbſen! Die Wiſſenſchaft!


Freies Feld. Die Stadt in der Ferne.
Wozzeck und Andres ſchneiden Stöcke im Gebüſch.
Wozzeck. Du, der Platz iſt verflucht!
Andres. Ach was! (Singt:)
Das iſt die ſchöne Jägerei,
Schießen ſteht Jedem frei!
Da möcht ich Jäger ſein,
Da möcht ich hin!
Wozzeck. Der Platz iſt verflucht. Siehſt du den lichten
Streif da über das Gras hin, wo die Schwämme ſo nach-
wachſen? Da rollt Abends ein Kopf. Hob ihn einmal
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="scene" n="3">
            <sp who="#DOC">
              <p><pb facs="#f0367" n="171"/><hi rendition="#aq">A propos,</hi> Wozzeck, beweg' er vor den Herren doch einmal<lb/>
die Ohren. Ich hab's Ihnen &#x017F;chon zeigen wollen &#x2014; zwei<lb/>
Muskeln &#x017F;ind dabei thätig. Allons! fri&#x017F;ch!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WOZ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wozzeck.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Ach, Herr Doktor!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DOC">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Doctor.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Be&#x017F;tie! Soll ich dir die Ohren bewegen?<lb/>
Will&#x017F;t du's machen, wie die Katze? So, meine Herren, das<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;o Uebergänge zum E&#x017F;el, häufig auch in Folge weib-<lb/>
licher Erziehung und der Mutter&#x017F;prache. Wozzeck! Deine<lb/>
Haare hat die Mutter zum A&#x017F;chied &#x017F;chön ausgeri&#x017F;&#x017F;en aus<lb/>
Zärtlichkeit. Sie &#x017F;ind ja ganz dünn geworden. Oder i&#x017F;t's<lb/>
er&#x017F;t &#x017F;eit ein paar Tagen, machen's die Erb&#x017F;en? Ja, meine<lb/>
Herrn, die Erb&#x017F;en, die Erb&#x017F;en! Die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft!</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div type="scene" n="3">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Freies Feld. Die Stadt in der Ferne.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Wozzeck</hi></hi> und <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Andres</hi></hi> &#x017F;chneiden Stöcke im Gebü&#x017F;ch.</hi> </stage><lb/>
            <sp who="#WOZ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wozzeck.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Du, der Platz i&#x017F;t verflucht!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#AND">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Andres.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Ach was!</p>
              <stage>(Singt:)</stage><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Das i&#x017F;t die &#x017F;chöne Jägerei,</l><lb/>
                <l>Schießen &#x017F;teht Jedem frei!</l><lb/>
                <l>Da möcht ich Jäger &#x017F;ein,</l><lb/>
                <l>Da möcht ich hin!</l>
              </lg>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WOZ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Wozzeck.</hi> </hi> </speaker>
              <p>Der Platz i&#x017F;t verflucht. Sieh&#x017F;t du den lichten<lb/>
Streif da über das Gras hin, wo die Schwämme &#x017F;o nach-<lb/>
wach&#x017F;en? Da rollt Abends ein Kopf. Hob ihn einmal<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0367] A propos, Wozzeck, beweg' er vor den Herren doch einmal die Ohren. Ich hab's Ihnen ſchon zeigen wollen — zwei Muskeln ſind dabei thätig. Allons! friſch! Wozzeck. Ach, Herr Doktor! Doctor. Beſtie! Soll ich dir die Ohren bewegen? Willſt du's machen, wie die Katze? So, meine Herren, das ſind ſo Uebergänge zum Eſel, häufig auch in Folge weib- licher Erziehung und der Mutterſprache. Wozzeck! Deine Haare hat die Mutter zum Aſchied ſchön ausgeriſſen aus Zärtlichkeit. Sie ſind ja ganz dünn geworden. Oder iſt's erſt ſeit ein paar Tagen, machen's die Erbſen? Ja, meine Herrn, die Erbſen, die Erbſen! Die Wiſſenſchaft! Freies Feld. Die Stadt in der Ferne. Wozzeck und Andres ſchneiden Stöcke im Gebüſch. Wozzeck. Du, der Platz iſt verflucht! Andres. Ach was! (Singt:) Das iſt die ſchöne Jägerei, Schießen ſteht Jedem frei! Da möcht ich Jäger ſein, Da möcht ich hin! Wozzeck. Der Platz iſt verflucht. Siehſt du den lichten Streif da über das Gras hin, wo die Schwämme ſo nach- wachſen? Da rollt Abends ein Kopf. Hob ihn einmal

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/367
Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/367>, abgerufen am 22.12.2024.