Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Peter (mit Rührung.) O meine Weisen! -- Also von was war eigentlich die Rede? Von was wollte ich sprechen? Präsident, was haben Sie ein so kurzes Gedächtniß bei einer so feierlichen Gelegenheit? Die Sitzung ist aufgehoben. (Er entfernt sich feierlich, der ganze Staatsrath folgt ihm.) Fünfte Scene. Ein reichgeschmückter Saal. Kerzen brennen. Leonce mit einigen Dienern. Leonce. Sind alle Läden geschlossen? Zündet die Kerzen an! Weg mit dem Tag! Ich will Nacht, tiefe ambrosische Nacht. Stellt die Lampen unter Krystallglocken zwischen die Oleander, daß sie wie Mädchenaugen unter den Wimpern der Blätter hervorträumen. Rückt die Rosen näher, daß der Wein wie Thautropfen auf die Kelche sprudle. Musik! Wo sind die Violinen? Wo ist Rosetta? Fort! Alle hinaus! (Die Diener gehen ab. Leonce streckt sich auf ein Ruhebett. Rosetta, zierlich gekleidet, tritt ein. Man hört Musik aus der Ferne.) Rosetta (nähert sich schmeichelnd). Leonce! Leonce. Rosetta! Rosetta. Leonce. Leonce. Rosetta! Rosetta. Deine Lippen sind träg. Vom Küssen? Leonce. Vom Gähnen! Rosetta. Oh! Peter (mit Rührung.) O meine Weiſen! — Alſo von was war eigentlich die Rede? Von was wollte ich ſprechen? Präſident, was haben Sie ein ſo kurzes Gedächtniß bei einer ſo feierlichen Gelegenheit? Die Sitzung iſt aufgehoben. (Er entfernt ſich feierlich, der ganze Staatsrath folgt ihm.) Fünfte Scene. Ein reichgeſchmückter Saal. Kerzen brennen. Leonce mit einigen Dienern. Leonce. Sind alle Läden geſchloſſen? Zündet die Kerzen an! Weg mit dem Tag! Ich will Nacht, tiefe ambroſiſche Nacht. Stellt die Lampen unter Kryſtallglocken zwiſchen die Oleander, daß ſie wie Mädchenaugen unter den Wimpern der Blätter hervorträumen. Rückt die Roſen näher, daß der Wein wie Thautropfen auf die Kelche ſprudle. Muſik! Wo ſind die Violinen? Wo iſt Roſetta? Fort! Alle hinaus! (Die Diener gehen ab. Leonce ſtreckt ſich auf ein Ruhebett. Roſetta, zierlich gekleidet, tritt ein. Man hört Muſik aus der Ferne.) Roſetta (nähert ſich ſchmeichelnd). Leonce! Leonce. Roſetta! Roſetta. Leonce. Leonce. Roſetta! Roſetta. Deine Lippen ſind träg. Vom Küſſen? Leonce. Vom Gähnen! Roſetta. Oh! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3" type="act"> <div n="4" type="scene"> <pb n="123" facs="#f0319"/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Peter</hi> </hi> </speaker> <stage>(mit Rührung.)</stage> <p>O meine Weiſen! — Alſo von<lb/> was war eigentlich die Rede? Von was wollte ich ſprechen?<lb/> Präſident, was haben Sie ein ſo kurzes Gedächtniß bei einer<lb/> ſo feierlichen Gelegenheit? Die Sitzung iſt aufgehoben.</p><lb/> <stage>(Er entfernt ſich feierlich, der ganze Staatsrath folgt ihm.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="4" type="scene"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Fünfte Scene.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <stage>Ein reichgeſchmückter Saal. Kerzen brennen.<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Leonce</hi></hi> mit einigen Dienern.</stage><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Leonce.</hi> </hi> </speaker> <p>Sind alle Läden geſchloſſen? Zündet die Kerzen<lb/> an! Weg mit dem Tag! Ich will Nacht, tiefe ambroſiſche<lb/> Nacht. Stellt die Lampen unter Kryſtallglocken zwiſchen die<lb/> Oleander, daß ſie wie Mädchenaugen unter den Wimpern<lb/> der Blätter hervorträumen. Rückt die Roſen näher, daß der<lb/> Wein wie Thautropfen auf die Kelche ſprudle. Muſik! Wo<lb/> ſind die Violinen? Wo iſt Roſetta? Fort! Alle hinaus!</p><lb/> <stage>(Die Diener gehen ab. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Leonce</hi></hi> ſtreckt ſich auf ein Ruhebett. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Roſetta,</hi></hi><lb/> zierlich gekleidet, tritt ein. Man hört Muſik aus der Ferne.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ROSETTA"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Roſetta</hi> </hi> </speaker> <stage>(nähert ſich ſchmeichelnd).</stage> <p>Leonce!</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Leonce.</hi> </hi> </speaker> <p>Roſetta!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROSETTA"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Roſetta.</hi> </hi> </speaker> <p>Leonce.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Leonce.</hi> </hi> </speaker> <p>Roſetta!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROSETTA"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Roſetta.</hi> </hi> </speaker> <p>Deine Lippen ſind träg. Vom Küſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Leonce.</hi> </hi> </speaker> <p>Vom Gähnen!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROSETTA"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Roſetta.</hi> </hi> </speaker> <p>Oh!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0319]
Peter (mit Rührung.) O meine Weiſen! — Alſo von
was war eigentlich die Rede? Von was wollte ich ſprechen?
Präſident, was haben Sie ein ſo kurzes Gedächtniß bei einer
ſo feierlichen Gelegenheit? Die Sitzung iſt aufgehoben.
(Er entfernt ſich feierlich, der ganze Staatsrath folgt ihm.)
Fünfte Scene.
Ein reichgeſchmückter Saal. Kerzen brennen.
Leonce mit einigen Dienern.
Leonce. Sind alle Läden geſchloſſen? Zündet die Kerzen
an! Weg mit dem Tag! Ich will Nacht, tiefe ambroſiſche
Nacht. Stellt die Lampen unter Kryſtallglocken zwiſchen die
Oleander, daß ſie wie Mädchenaugen unter den Wimpern
der Blätter hervorträumen. Rückt die Roſen näher, daß der
Wein wie Thautropfen auf die Kelche ſprudle. Muſik! Wo
ſind die Violinen? Wo iſt Roſetta? Fort! Alle hinaus!
(Die Diener gehen ab. Leonce ſtreckt ſich auf ein Ruhebett. Roſetta,
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Roſetta (nähert ſich ſchmeichelnd). Leonce!
Leonce. Roſetta!
Roſetta. Leonce.
Leonce. Roſetta!
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Leonce. Vom Gähnen!
Roſetta. Oh!
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/319>, abgerufen am 03.03.2025. |