Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879. Danton. (zu Julie). Ich muß fort, sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf. -- (Im Hinausgehen) Zwischen Thür und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit ist noch nicht gegossen, der Ofen glüht, wir Alle können uns noch die Finger dabei verbrennen. (Ab.) Camille. Laßt ihn! Glaubt ihr, er könne die Finger davon lassen, wenn es zum Handeln kömmt? Herault. Ja, aber bloß zum Zeitvertreib, wie man Schach spielt. Eine Gasse. Soufleur Simon. Sein Weib. Simon. (schlägt das Weib). Du Kuppelpelz, du runzliche Sublimatpide, du wurmstichiger Sündenapfel! Weib. Zu Hilfe! Hilfe! (Es kommen Leute gelaufen:) Reißt sie auseinander, reißt sie auseinander! Simon. Nein, laßt mich, Römer! Zerschellen will ich dieß Geripp'! Du Bestalin! Weib. Ich eine Bestalin? Das will ich sehen, ich? Simon. So reiß ich von den Schultern dein Gewand. Nackt in die Sonne schleudr' ich dann dein Aas, In jeder Runzel deines Leibes nistet Unzucht, du Hurenbett! -- (Sie werden getrennt.) Erster Bürger. Was gibt's? Danton. (zu Julie). Ich muß fort, ſie reiben mich mit ihrer Politik noch auf. — (Im Hinausgehen) Zwiſchen Thür und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit iſt noch nicht gegoſſen, der Ofen glüht, wir Alle können uns noch die Finger dabei verbrennen. (Ab.) Camille. Laßt ihn! Glaubt ihr, er könne die Finger davon laſſen, wenn es zum Handeln kömmt? Hérault. Ja, aber bloß zum Zeitvertreib, wie man Schach ſpielt. Eine Gaſſe. Soufleur Simon. Sein Weib. Simon. (ſchlägt das Weib). Du Kuppelpelz, du runzliche Sublimatpide, du wurmſtichiger Sündenapfel! Weib. Zu Hilfe! Hilfe! (Es kommen Leute gelaufen:) Reißt ſie auseinander, reißt ſie auseinander! Simon. Nein, laßt mich, Römer! Zerſchellen will ich dieß Geripp'! Du Beſtalin! Weib. Ich eine Beſtalin? Das will ich ſehen, ich? Simon. So reiß ich von den Schultern dein Gewand. Nackt in die Sonne ſchleudr' ich dann dein Aas, In jeder Runzel deines Leibes niſtet Unzucht, du Hurenbett! — (Sie werden getrennt.) Erſter Bürger. Was gibt's? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <pb facs="#f0206" n="10"/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <stage>(zu Julie).</stage> <p>Ich muß fort, ſie reiben mich mit<lb/> ihrer Politik noch auf. — <stage>(Im Hinausgehen)</stage> Zwiſchen Thür<lb/> und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit<lb/> iſt noch nicht gegoſſen, der Ofen glüht, wir Alle können uns<lb/> noch die Finger dabei verbrennen.</p> <stage>(Ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Camille.</hi> </hi> </speaker> <p>Laßt ihn! Glaubt ihr, er könne die Finger<lb/> davon laſſen, wenn es zum Handeln kömmt?</p> </sp><lb/> <sp who="#HARAU"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault.</hi> </hi> </speaker> <p>Ja, aber bloß zum Zeitvertreib, wie man<lb/> Schach ſpielt.</p> </sp><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div type="scene" n="4"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Eine Gaſſe</hi>.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Soufleur <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Simon.</hi></hi> Sein <hi rendition="#fr"><hi rendition="#b">Weib.</hi></hi></hi> </stage><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon.</hi> </hi> </speaker> <stage>(ſchlägt das Weib).</stage> <p>Du Kuppelpelz, du runzliche<lb/> Sublimatpide, du wurmſtichiger Sündenapfel!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Weib.</hi> </hi> </speaker> <p>Zu Hilfe! Hilfe!</p><lb/> <stage>(Es kommen <hi rendition="#g">Leute</hi> gelaufen:)</stage><lb/> <p>Reißt ſie auseinander, reißt ſie auseinander!</p> </sp><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon.</hi> </hi> </speaker> <p>Nein, laßt mich, Römer! Zerſchellen will ich<lb/> dieß Geripp'! Du Beſtalin!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Weib.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich eine Beſtalin? Das will ich ſehen, ich?</p> </sp><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon.</hi> </hi> </speaker> <p>So reiß ich von den Schultern dein Gewand.<lb/> Nackt in die Sonne ſchleudr' ich dann dein Aas,<lb/> In jeder Runzel deines Leibes niſtet Unzucht,<lb/> du Hurenbett! —</p><lb/> <stage>(Sie werden getrennt.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ERBUERG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Erſter Bürger.</hi> </hi> </speaker> <p>Was gibt's?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0206]
Danton. (zu Julie). Ich muß fort, ſie reiben mich mit
ihrer Politik noch auf. — (Im Hinausgehen) Zwiſchen Thür
und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit
iſt noch nicht gegoſſen, der Ofen glüht, wir Alle können uns
noch die Finger dabei verbrennen. (Ab.)
Camille. Laßt ihn! Glaubt ihr, er könne die Finger
davon laſſen, wenn es zum Handeln kömmt?
Hérault. Ja, aber bloß zum Zeitvertreib, wie man
Schach ſpielt.
Eine Gaſſe.
Soufleur Simon. Sein Weib.
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(Es kommen Leute gelaufen:)
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Simon. Nein, laßt mich, Römer! Zerſchellen will ich
dieß Geripp'! Du Beſtalin!
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Simon. So reiß ich von den Schultern dein Gewand.
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/206>, abgerufen am 16.02.2025. |