Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.
tinnen, olympische Spiele, Rosen in den Locken, funkelnden Wein, wallende Busen und melodische Lippen; ach, die gliederlösende, böse Liebe! Wir wollen den Römern nicht verwehren, sich in die Ecke zu setzen und Rüben zu kochen, aber sie sollen uns keine Gladiatorenspiele mehr geben wollen. -- Der göttliche Epicur und die Venus mit dem schönen Hintern müssen statt der Heiligen Marat und Chalier die Thürsteher der Republik werden. -- Danton! du wirst den Angriff im Convent machen. Danton. Ich werde, du wirst, er wird. Wenn wir bis dahin noch leben, sagen die alten Weiber. Nach einer Stunde werden sechzig Minuten verflossen sein. Nicht wahr, mein Junge? Camille. Was soll das hier? das versteht sich von selbst. Danton. O, es versteht sich Alles von selbst. Wer soll denn aber alle die schönen Dinge ins Werk setzen? Philippeau. Wir und die ehrlichen Leute. Danton. Das "und" dazwischen ist ein langes Wort, es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke ist lang, die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir zusammen kommen. Und wenn auch! -- den ehrlichen Leuten kann man Geld leihen, man kann bei ihnen Gevatter stehen und seine Töchter an sie verheirathen, aber das ist Alles! Camille. Wenn du das weißt, warum hast du den Kampf begonnen? Danton. Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte dergleichen gespreizte Katone nie ansehn, ohne ihnen einen Tritt zu geben. Mein Naturell ist einmal so. (Er erhebt sich.) Julie. Du gehst?
tinnen, olympiſche Spiele, Roſen in den Locken, funkelnden Wein, wallende Buſen und melodiſche Lippen; ach, die gliederlöſende, böſe Liebe! Wir wollen den Römern nicht verwehren, ſich in die Ecke zu ſetzen und Rüben zu kochen, aber ſie ſollen uns keine Gladiatorenſpiele mehr geben wollen. — Der göttliche Epicur und die Venus mit dem ſchönen Hintern müſſen ſtatt der Heiligen Marat und Chalier die Thürſteher der Republik werden. — Danton! du wirſt den Angriff im Convent machen. Danton. Ich werde, du wirſt, er wird. Wenn wir bis dahin noch leben, ſagen die alten Weiber. Nach einer Stunde werden ſechzig Minuten verfloſſen ſein. Nicht wahr, mein Junge? Camille. Was ſoll das hier? das verſteht ſich von ſelbſt. Danton. O, es verſteht ſich Alles von ſelbſt. Wer ſoll denn aber alle die ſchönen Dinge ins Werk ſetzen? Philippeau. Wir und die ehrlichen Leute. Danton. Das "und" dazwiſchen iſt ein langes Wort, es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke iſt lang, die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir zuſammen kommen. Und wenn auch! — den ehrlichen Leuten kann man Geld leihen, man kann bei ihnen Gevatter ſtehen und ſeine Töchter an ſie verheirathen, aber das iſt Alles! Camille. Wenn du das weißt, warum haſt du den Kampf begonnen? Danton. Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte dergleichen geſpreizte Katone nie anſehn, ohne ihnen einen Tritt zu geben. Mein Naturell iſt einmal ſo. (Er erhebt ſich.) Julie. Du gehſt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <sp who="#CAM"> <p><pb facs="#f0205" n="9"/> tinnen, olympiſche Spiele, Roſen in den Locken, funkelnden<lb/> Wein, wallende Buſen und melodiſche Lippen; ach, die<lb/> gliederlöſende, böſe Liebe! Wir wollen den Römern nicht<lb/> verwehren, ſich in die Ecke zu ſetzen und Rüben zu kochen,<lb/> aber ſie ſollen uns keine Gladiatorenſpiele mehr geben wollen.<lb/> — Der göttliche Epicur und die Venus mit dem ſchönen<lb/> Hintern müſſen ſtatt der Heiligen Marat und Chalier die<lb/> Thürſteher der Republik werden. — Danton! du wirſt den<lb/> Angriff im Convent machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich werde, du wirſt, er wird. Wenn wir<lb/> bis dahin noch leben, ſagen die alten Weiber. Nach einer<lb/> Stunde werden ſechzig Minuten verfloſſen ſein. Nicht wahr,<lb/> mein Junge?</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Camille.</hi> </hi> </speaker> <p>Was ſoll das hier? das verſteht ſich von<lb/> ſelbſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>O, es verſteht ſich Alles von ſelbſt. Wer<lb/> ſoll denn aber alle die ſchönen Dinge ins Werk ſetzen?</p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Philippeau.</hi> </hi> </speaker> <p>Wir und die ehrlichen Leute.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Das "<hi rendition="#g">und</hi>" dazwiſchen iſt ein langes Wort,<lb/> es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke iſt lang,<lb/> die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir zuſammen kommen.<lb/> Und wenn auch! — den ehrlichen Leuten kann man Geld<lb/> leihen, man kann bei ihnen Gevatter ſtehen und ſeine Töchter<lb/> an ſie verheirathen, aber das iſt Alles!</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Camille.</hi> </hi> </speaker> <p>Wenn du das weißt, warum haſt du den<lb/> Kampf begonnen?</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte<lb/> dergleichen geſpreizte Katone nie anſehn, ohne ihnen einen<lb/> Tritt zu geben. Mein Naturell iſt einmal ſo.</p> <stage>(Er erhebt ſich.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Julie.</hi> </hi> </speaker> <p>Du gehſt?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0205]
tinnen, olympiſche Spiele, Roſen in den Locken, funkelnden
Wein, wallende Buſen und melodiſche Lippen; ach, die
gliederlöſende, böſe Liebe! Wir wollen den Römern nicht
verwehren, ſich in die Ecke zu ſetzen und Rüben zu kochen,
aber ſie ſollen uns keine Gladiatorenſpiele mehr geben wollen.
— Der göttliche Epicur und die Venus mit dem ſchönen
Hintern müſſen ſtatt der Heiligen Marat und Chalier die
Thürſteher der Republik werden. — Danton! du wirſt den
Angriff im Convent machen.
Danton. Ich werde, du wirſt, er wird. Wenn wir
bis dahin noch leben, ſagen die alten Weiber. Nach einer
Stunde werden ſechzig Minuten verfloſſen ſein. Nicht wahr,
mein Junge?
Camille. Was ſoll das hier? das verſteht ſich von
ſelbſt.
Danton. O, es verſteht ſich Alles von ſelbſt. Wer
ſoll denn aber alle die ſchönen Dinge ins Werk ſetzen?
Philippeau. Wir und die ehrlichen Leute.
Danton. Das "und" dazwiſchen iſt ein langes Wort,
es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke iſt lang,
die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir zuſammen kommen.
Und wenn auch! — den ehrlichen Leuten kann man Geld
leihen, man kann bei ihnen Gevatter ſtehen und ſeine Töchter
an ſie verheirathen, aber das iſt Alles!
Camille. Wenn du das weißt, warum haſt du den
Kampf begonnen?
Danton. Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte
dergleichen geſpreizte Katone nie anſehn, ohne ihnen einen
Tritt zu geben. Mein Naturell iſt einmal ſo. (Er erhebt ſich.)
Julie. Du gehſt?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |