zu veröffentlichen und dann eine Buchausgabe zu veran- stalten. Das Geld ging nach Darmstadt ab. Wenige Tage hernach erschien in sämmtlichen, süddeutschen Zeitungen der Steckbrief, welches das Darmstädter Gericht dem Flüchtigen nachgesandt. Gutzkow war dadurch sehr beunruhigt, erhielt jedoch Anfang April zu seiner Freude ein Schreiben Büchners aus Straßburg, worin sich dieser nach seinem Manuscripte erkundigte. Der curiose Ton der wenigen Zeilen (S. 383) ist sehr befremdend; die beste Erklärung hierfür hat der Em- pfänger selbst gegeben: "Der wilde Geist in diesem Briefe ist die Nachgeburt Dantons; der junge Dichter muß seine Thiers und Mignet loswerden; er verbraucht noch die letzten Reste auf seiner Farbenpalette, mit der er sein Drama ge- malt". Auf diesen Brief folgte unmittelbar ein anderer, worin Büchner den Empfang des Geldes bestätigte, herzlichst dankte und in fieberhaft erregten Worten bat, das Erscheinen des Werkes sofort zu veranlassen.
Doch ging dies nicht so leicht, obwohl Gutzkow und der Verleger den gleichen Wunsch hegten. Ein wortgetreuer Abdruck des Manuscripts hätte nie die Censur passiren können, und so griff Gutzkow, "um dem Censor nicht die Lust des Streichens zu gönnen", zum Rothstift und strich oder ver- änderte jene Stellen, von welchen aus politischen oder mora- lischen Gründen Gefahr für das Werk zu befürchten war. Da er diese Arbeit begreiflicher Weise widerwillig verrichtete und oft lange schwankte, ob diese oder jene Stelle nicht denn doch gerettet werden könne, so konnte er erst Mitte Mai das redigirte Manuscript abliefern. Doch trug Sauer- länder, obwohl einer der muthigsten und freisinnigsten Ver- leger Deutschlands, noch immer Anstand, es zum Druck zu
zu veröffentlichen und dann eine Buchausgabe zu veran- ſtalten. Das Geld ging nach Darmſtadt ab. Wenige Tage hernach erſchien in ſämmtlichen, ſüddeutſchen Zeitungen der Steckbrief, welches das Darmſtädter Gericht dem Flüchtigen nachgeſandt. Gutzkow war dadurch ſehr beunruhigt, erhielt jedoch Anfang April zu ſeiner Freude ein Schreiben Büchners aus Straßburg, worin ſich dieſer nach ſeinem Manuſcripte erkundigte. Der curioſe Ton der wenigen Zeilen (S. 383) iſt ſehr befremdend; die beſte Erklärung hierfür hat der Em- pfänger ſelbſt gegeben: "Der wilde Geiſt in dieſem Briefe iſt die Nachgeburt Dantons; der junge Dichter muß ſeine Thiers und Mignet loswerden; er verbraucht noch die letzten Reſte auf ſeiner Farbenpalette, mit der er ſein Drama ge- malt". Auf dieſen Brief folgte unmittelbar ein anderer, worin Büchner den Empfang des Geldes beſtätigte, herzlichſt dankte und in fieberhaft erregten Worten bat, das Erſcheinen des Werkes ſofort zu veranlaſſen.
Doch ging dies nicht ſo leicht, obwohl Gutzkow und der Verleger den gleichen Wunſch hegten. Ein wortgetreuer Abdruck des Manuſcripts hätte nie die Cenſur paſſiren können, und ſo griff Gutzkow, "um dem Cenſor nicht die Luſt des Streichens zu gönnen", zum Rothſtift und ſtrich oder ver- änderte jene Stellen, von welchen aus politiſchen oder mora- liſchen Gründen Gefahr für das Werk zu befürchten war. Da er dieſe Arbeit begreiflicher Weiſe widerwillig verrichtete und oft lange ſchwankte, ob dieſe oder jene Stelle nicht denn doch gerettet werden könne, ſo konnte er erſt Mitte Mai das redigirte Manuſcript abliefern. Doch trug Sauer- länder, obwohl einer der muthigſten und freiſinnigſten Ver- leger Deutſchlands, noch immer Anſtand, es zum Druck zu
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[CLXV/0181]
zu veröffentlichen und dann eine Buchausgabe zu veran-
ſtalten. Das Geld ging nach Darmſtadt ab. Wenige Tage
hernach erſchien in ſämmtlichen, ſüddeutſchen Zeitungen der
Steckbrief, welches das Darmſtädter Gericht dem Flüchtigen
nachgeſandt. Gutzkow war dadurch ſehr beunruhigt, erhielt
jedoch Anfang April zu ſeiner Freude ein Schreiben Büchners
aus Straßburg, worin ſich dieſer nach ſeinem Manuſcripte
erkundigte. Der curioſe Ton der wenigen Zeilen (S. 383)
iſt ſehr befremdend; die beſte Erklärung hierfür hat der Em-
pfänger ſelbſt gegeben: "Der wilde Geiſt in dieſem Briefe
iſt die Nachgeburt Dantons; der junge Dichter muß ſeine
Thiers und Mignet loswerden; er verbraucht noch die letzten
Reſte auf ſeiner Farbenpalette, mit der er ſein Drama ge-
malt". Auf dieſen Brief folgte unmittelbar ein anderer,
worin Büchner den Empfang des Geldes beſtätigte, herzlichſt
dankte und in fieberhaft erregten Worten bat, das Erſcheinen
des Werkes ſofort zu veranlaſſen.
Doch ging dies nicht ſo leicht, obwohl Gutzkow und
der Verleger den gleichen Wunſch hegten. Ein wortgetreuer
Abdruck des Manuſcripts hätte nie die Cenſur paſſiren können,
und ſo griff Gutzkow, "um dem Cenſor nicht die Luſt des
Streichens zu gönnen", zum Rothſtift und ſtrich oder ver-
änderte jene Stellen, von welchen aus politiſchen oder mora-
liſchen Gründen Gefahr für das Werk zu befürchten war.
Da er dieſe Arbeit begreiflicher Weiſe widerwillig verrichtete
und oft lange ſchwankte, ob dieſe oder jene Stelle nicht
denn doch gerettet werden könne, ſo konnte er erſt Mitte
Mai das redigirte Manuſcript abliefern. Doch trug Sauer-
länder, obwohl einer der muthigſten und freiſinnigſten Ver-
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CLXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/181>, abgerufen am 27.11.2024.
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