versammelte sich im Winter 1834 auf 35 die Darmstädter "Gesellschaft der Menschenrechte" unter Büchner's Vorsitz. Von den Theilnehmern scheint keiner mehr am Leben, wenig- stens war trotz aller Mühe keiner zu erkunden, die Hessische Regierung hat die diesbezüglichen Acten nicht veröffentlicht -- was wir hierüber wissen, stammt aus den Erinnerungen Wilhelm Büchner's und einzelnen Notizen in Noellner's Acten- werke. Fassen wir diese spärlichen Quellen zusammen, so ergibt sich, daß die Gesellschaft nominell ein Jahr, in Wahr- heit aber nur einige Monate in Thätigkeit gewesen. Wohl war sie bereits im März 1834 (vergl. S. XCII u. CVIII) von Büchner begründet worden, aber erst vom Herbste ab, nach- dem er die persönliche Leitung übernommen, ward Schwung und Eifer bemerkbar. Nun wuchs auch binnen wenigen Wochen die Zahl der Mitglieder, welche während des Sommers nur etwa ein Dutzend betragen, auf das Doppelte und Drei- fache; mehr als vierzig Köpfe scheint der Bund nie gezählt zu haben. Es waren dies fast durchweg junge Darmstädter Bürgerssöhne, außer Büchner nur noch zwei oder drei Stu- denten, ein älterer Mann war nicht darunter. Die Gesell- schaft war bekanntlich in Ausführung eines umfassenden Or- ganisationsplanes, als einzelnes Glied einer großen Kette gegründet worden -- dieser Zweck war nun freilich gründlich verfehlt, es scheint aber, daß der Ehrgeiz und Eifer der Jünglinge gerade durch das Bewußtsein gestachelt worden, dem einzigen noch aufrechten Geheimbund anzugehören. Die Tendenz blieb unverändert: Erziehung der Mitglieder für die Revolution, Unterstützung radical demokratischer Bestrebungen. Dieser letztere Programmpunkt konnte natürlich wenig zur Ausführung kommen, um so eifriger wurde der erste gepflegt.
verſammelte ſich im Winter 1834 auf 35 die Darmſtädter "Geſellſchaft der Menſchenrechte" unter Büchner's Vorſitz. Von den Theilnehmern ſcheint keiner mehr am Leben, wenig- ſtens war trotz aller Mühe keiner zu erkunden, die Heſſiſche Regierung hat die diesbezüglichen Acten nicht veröffentlicht — was wir hierüber wiſſen, ſtammt aus den Erinnerungen Wilhelm Büchner's und einzelnen Notizen in Noellner's Acten- werke. Faſſen wir dieſe ſpärlichen Quellen zuſammen, ſo ergibt ſich, daß die Geſellſchaft nominell ein Jahr, in Wahr- heit aber nur einige Monate in Thätigkeit geweſen. Wohl war ſie bereits im März 1834 (vergl. S. XCII u. CVIII) von Büchner begründet worden, aber erſt vom Herbſte ab, nach- dem er die perſönliche Leitung übernommen, ward Schwung und Eifer bemerkbar. Nun wuchs auch binnen wenigen Wochen die Zahl der Mitglieder, welche während des Sommers nur etwa ein Dutzend betragen, auf das Doppelte und Drei- fache; mehr als vierzig Köpfe ſcheint der Bund nie gezählt zu haben. Es waren dies faſt durchweg junge Darmſtädter Bürgersſöhne, außer Büchner nur noch zwei oder drei Stu- denten, ein älterer Mann war nicht darunter. Die Geſell- ſchaft war bekanntlich in Ausführung eines umfaſſenden Or- ganiſationsplanes, als einzelnes Glied einer großen Kette gegründet worden — dieſer Zweck war nun freilich gründlich verfehlt, es ſcheint aber, daß der Ehrgeiz und Eifer der Jünglinge gerade durch das Bewußtſein geſtachelt worden, dem einzigen noch aufrechten Geheimbund anzugehören. Die Tendenz blieb unverändert: Erziehung der Mitglieder für die Revolution, Unterſtützung radical demokratiſcher Beſtrebungen. Dieſer letztere Programmpunkt konnte natürlich wenig zur Ausführung kommen, um ſo eifriger wurde der erſte gepflegt.
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[CXLIX/0165]
verſammelte ſich im Winter 1834 auf 35 die Darmſtädter
"Geſellſchaft der Menſchenrechte" unter Büchner's Vorſitz.
Von den Theilnehmern ſcheint keiner mehr am Leben, wenig-
ſtens war trotz aller Mühe keiner zu erkunden, die Heſſiſche
Regierung hat die diesbezüglichen Acten nicht veröffentlicht
— was wir hierüber wiſſen, ſtammt aus den Erinnerungen
Wilhelm Büchner's und einzelnen Notizen in Noellner's Acten-
werke. Faſſen wir dieſe ſpärlichen Quellen zuſammen, ſo
ergibt ſich, daß die Geſellſchaft nominell ein Jahr, in Wahr-
heit aber nur einige Monate in Thätigkeit geweſen. Wohl
war ſie bereits im März 1834 (vergl. S. XCII u. CVIII) von
Büchner begründet worden, aber erſt vom Herbſte ab, nach-
dem er die perſönliche Leitung übernommen, ward Schwung
und Eifer bemerkbar. Nun wuchs auch binnen wenigen
Wochen die Zahl der Mitglieder, welche während des Sommers
nur etwa ein Dutzend betragen, auf das Doppelte und Drei-
fache; mehr als vierzig Köpfe ſcheint der Bund nie gezählt
zu haben. Es waren dies faſt durchweg junge Darmſtädter
Bürgersſöhne, außer Büchner nur noch zwei oder drei Stu-
denten, ein älterer Mann war nicht darunter. Die Geſell-
ſchaft war bekanntlich in Ausführung eines umfaſſenden Or-
ganiſationsplanes, als einzelnes Glied einer großen Kette
gegründet worden — dieſer Zweck war nun freilich gründlich
verfehlt, es ſcheint aber, daß der Ehrgeiz und Eifer der
Jünglinge gerade durch das Bewußtſein geſtachelt worden,
dem einzigen noch aufrechten Geheimbund anzugehören. Die
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CXLIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/165>, abgerufen am 27.11.2024.
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