von Jahren eine Reihe verschiedener, über einander liegender Erdschichten, deren genauere Erforschung uns in verhältnißmäßig kurzer Zeit die wunderbarsten und wichtigsten Aufschlüsse über die Entstehungsgeschichte unseres Erdkörpers und die auf ihm lebenden und gelebt- habenden Organismen geliefert hat, da jede einzelne Erdschichte die deutlichen und wohlerhaltenen Reste und Spuren dieser Organismen, sowohl pflanzlichen als thierischen Ursprungs, enthält. Schon in den aller- untersten Schichtgesteinen sind dieselben vorhanden. Glei- chen Schritt haltend mit der Entstehung dieser einzelnen Erdschichten sehen wir eine allmählige und langsam auf- steigende Entwicklung der auf ihnen lebenden Pflanzen- und Thierwelt. Je älter die Schichte, desto niederer und unvollkommener sind ihre organischen Formen, und um so entwickelter und vollkommener, je jünger die Schichte. Dabei zeigt sich jedesmal eine ganz bestimmte Beziehung der äußeren Verhältnisse der Erdoberfläche zu der Existenz der organischen Wesen und eine noth- wendige Abhängigkeit der letzteren von den äußeren Zuständen der Erde. Als noch das Meer den ungleich größten Theil der Erdoberfläche bedeckte, konnten nur Seethiere und Fische ihre Existenz fristen. Mit der größeren Ausbreitung des festen Landes bedeckte sich dieses bald mit endlosen, dichten Wäldern, welche die überschüssige Menge der in der Atmosphäre enthaltenen
von Jahren eine Reihe verſchiedener, über einander liegender Erdſchichten, deren genauere Erforſchung uns in verhältnißmäßig kurzer Zeit die wunderbarſten und wichtigſten Aufſchlüſſe über die Entſtehungsgeſchichte unſeres Erdkörpers und die auf ihm lebenden und gelebt- habenden Organismen geliefert hat, da jede einzelne Erdſchichte die deutlichen und wohlerhaltenen Reſte und Spuren dieſer Organismen, ſowohl pflanzlichen als thieriſchen Urſprungs, enthält. Schon in den aller- unterſten Schichtgeſteinen ſind dieſelben vorhanden. Glei- chen Schritt haltend mit der Entſtehung dieſer einzelnen Erdſchichten ſehen wir eine allmählige und langſam auf- ſteigende Entwicklung der auf ihnen lebenden Pflanzen- und Thierwelt. Je älter die Schichte, deſto niederer und unvollkommener ſind ihre organiſchen Formen, und um ſo entwickelter und vollkommener, je jünger die Schichte. Dabei zeigt ſich jedesmal eine ganz beſtimmte Beziehung der äußeren Verhältniſſe der Erdoberfläche zu der Exiſtenz der organiſchen Weſen und eine noth- wendige Abhängigkeit der letzteren von den äußeren Zuſtänden der Erde. Als noch das Meer den ungleich größten Theil der Erdoberfläche bedeckte, konnten nur Seethiere und Fiſche ihre Exiſtenz friſten. Mit der größeren Ausbreitung des feſten Landes bedeckte ſich dieſes bald mit endloſen, dichten Wäldern, welche die überſchüſſige Menge der in der Atmoſphäre enthaltenen
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von Jahren eine Reihe verſchiedener, über einander
liegender Erdſchichten, deren genauere Erforſchung uns
in verhältnißmäßig kurzer Zeit die wunderbarſten und
wichtigſten Aufſchlüſſe über die Entſtehungsgeſchichte
unſeres Erdkörpers und die auf ihm lebenden und gelebt-
habenden Organismen geliefert hat, da jede einzelne
Erdſchichte die deutlichen und wohlerhaltenen Reſte und
Spuren dieſer Organismen, ſowohl pflanzlichen als
thieriſchen Urſprungs, enthält. Schon in den aller-
unterſten Schichtgeſteinen ſind dieſelben vorhanden. Glei-
chen Schritt haltend mit der Entſtehung dieſer einzelnen
Erdſchichten ſehen wir eine allmählige und langſam auf-
ſteigende Entwicklung der auf ihnen lebenden Pflanzen-
und Thierwelt. Je älter die Schichte, deſto niederer
und unvollkommener ſind ihre organiſchen Formen, und
um ſo entwickelter und vollkommener, je jünger die
Schichte. Dabei zeigt ſich jedesmal eine ganz beſtimmte
Beziehung der äußeren Verhältniſſe der Erdoberfläche
zu der Exiſtenz der organiſchen Weſen und eine noth-
wendige Abhängigkeit der letzteren von den äußeren
Zuſtänden der Erde. Als noch das Meer den ungleich
größten Theil der Erdoberfläche bedeckte, konnten nur
Seethiere und Fiſche ihre Exiſtenz friſten. Mit der
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dieſes bald mit endloſen, dichten Wäldern, welche die
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/88>, abgerufen am 24.11.2024.
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