nach Gesetzen der Zweckmäßigkeit erreichen sollte. Hin- reichende Beispiele hierfür werden wir unter einem spä- teren Kapitel (Teleologie) vorzubringen Gelegenheit finden. Daher konnte auch diese Vorstellungsweise grade unter den Naturforschern, welche täglich und stündlich Ge- legenheit haben, sich von dem rein mechanischen Wirken der Naturkräfte zu überzeugen, die wenigsten Anhänger finden. Zahlreichere Anhänger fand diejenige Ansicht, welche eine Vermittlung in der Weise sucht, daß sie zwar der Macht der Thatsachen gegenüber zugibt, daß das gegenwärtige Spiel der Naturkräfte ein vollkommen mechanisches, von jedem außer ihnen selbst gelegenen Anstoß gänzlich unabhängiges und in keiner Weise will- kührliches sei -- daß man aber annehmen müsse, daß dieses nicht von Ewigkeit her so gewesen sein könne, sondern daß eine mit der höchsten Vernunft begabte Schöpferkraft sowohl die Materie geschaffen, als auch derselben die Gesetze ertheilt und unzertrennbar mit ihr verbunden habe, nach denen sie wirken und leben solle, daß diese Schöpferkraft ihrem Werk alsdann den ersten Anstoß der Bewegung ertheilt und sich selbst von da an zur Ruhe begeben habe. Gegen das Wesentliche einer solchen Ansicht glauben wir uns schon in einem früheren Kapitel hinlänglich ausgesprochen zu haben, und werden an einer späteren Stelle, wo es sich von der Schöpfung im Einzelnen handelt, noch einmal darauf zurückzukom-
nach Geſetzen der Zweckmäßigkeit erreichen ſollte. Hin- reichende Beiſpiele hierfür werden wir unter einem ſpä- teren Kapitel (Teleologie) vorzubringen Gelegenheit finden. Daher konnte auch dieſe Vorſtellungsweiſe grade unter den Naturforſchern, welche täglich und ſtündlich Ge- legenheit haben, ſich von dem rein mechaniſchen Wirken der Naturkräfte zu überzeugen, die wenigſten Anhänger finden. Zahlreichere Anhänger fand diejenige Anſicht, welche eine Vermittlung in der Weiſe ſucht, daß ſie zwar der Macht der Thatſachen gegenüber zugibt, daß das gegenwärtige Spiel der Naturkräfte ein vollkommen mechaniſches, von jedem außer ihnen ſelbſt gelegenen Anſtoß gänzlich unabhängiges und in keiner Weiſe will- kührliches ſei — daß man aber annehmen müſſe, daß dieſes nicht von Ewigkeit her ſo geweſen ſein könne, ſondern daß eine mit der höchſten Vernunft begabte Schöpferkraft ſowohl die Materie geſchaffen, als auch derſelben die Geſetze ertheilt und unzertrennbar mit ihr verbunden habe, nach denen ſie wirken und leben ſolle, daß dieſe Schöpferkraft ihrem Werk alsdann den erſten Anſtoß der Bewegung ertheilt und ſich ſelbſt von da an zur Ruhe begeben habe. Gegen das Weſentliche einer ſolchen Anſicht glauben wir uns ſchon in einem früheren Kapitel hinlänglich ausgeſprochen zu haben, und werden an einer ſpäteren Stelle, wo es ſich von der Schöpfung im Einzelnen handelt, noch einmal darauf zurückzukom-
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nach Geſetzen der Zweckmäßigkeit erreichen ſollte. Hin-
reichende Beiſpiele hierfür werden wir unter einem ſpä-
teren Kapitel (Teleologie) vorzubringen Gelegenheit finden.
Daher konnte auch dieſe Vorſtellungsweiſe grade unter
den Naturforſchern, welche täglich und ſtündlich Ge-
legenheit haben, ſich von dem rein mechaniſchen Wirken
der Naturkräfte zu überzeugen, die wenigſten Anhänger
finden. Zahlreichere Anhänger fand diejenige Anſicht,
welche eine Vermittlung in der Weiſe ſucht, daß ſie
zwar der Macht der Thatſachen gegenüber zugibt, daß
das gegenwärtige Spiel der Naturkräfte ein vollkommen
mechaniſches, von jedem außer ihnen ſelbſt gelegenen
Anſtoß gänzlich unabhängiges und in keiner Weiſe will-
kührliches ſei — daß man aber annehmen müſſe, daß
dieſes nicht von Ewigkeit her ſo geweſen ſein könne,
ſondern daß eine mit der höchſten Vernunft begabte
Schöpferkraft ſowohl die Materie geſchaffen, als auch
derſelben die Geſetze ertheilt und unzertrennbar mit ihr
verbunden habe, nach denen ſie wirken und leben ſolle,
daß dieſe Schöpferkraft ihrem Werk alsdann den erſten
Anſtoß der Bewegung ertheilt und ſich ſelbſt von da an
zur Ruhe begeben habe. Gegen das Weſentliche einer
ſolchen Anſicht glauben wir uns ſchon in einem früheren
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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