Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.nungen in Kampf gerieth, in persönlichen Gefahren und -- -- Jhm, dem Dichter, erschien das Wesen der Dinge nungen in Kampf gerieth, in perſönlichen Gefahren und — — Jhm, dem Dichter, erſchien das Weſen der Dinge <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0288" n="268"/> nungen in Kampf gerieth, in perſönlichen Gefahren und<lb/> Verfolgungen; und wie zweifelhaft ſelbſt ihr <hi rendition="#g">innerer</hi><lb/> Lohn ſei, hat ein geiſtreicher Perſer in trefflichen Worten<lb/> ausgedrückt:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#et">— —</hi><lb/> „Und doch nein! wirf hin den Geiſt, ſeine Feſſeln brich!<lb/> „Thor ſei! denn der Thor allein iſt ein froher Mann.<lb/> „Ewig, wie die Nachtigall bei der Roſe, jauchzt<lb/> „Solch’ ein Herz, das, Einſichtsqual, deinem Dorn entrann.<lb/> „Darum, ſegnend ſeinen Gott, preiſe ſein Geſchick,<lb/> „Wer, durch Jrrthum ſelig noch, ſtill ſich freuen kann.‟ —</quote> </cit><lb/> <p>Jhm, dem Dichter, erſchien das Weſen der Dinge<lb/> in ſeiner letzten Einfachheit und unverhüllt von der Maſſe<lb/> jener äußerlichen Zuthaten, mit denen Jrrthum oder<lb/> Berechnung von je die klare Sprache der Natur für den<lb/> größten Theil der Menſchen unverſtändlich gemacht haben;<lb/> aber er konnte dafür auch nicht jener geiſtigen Unruhe,<lb/> jenem Seelenſchmerz entgehen, der nur Demjenigen be-<lb/> greiflich iſt, welcher gewiſſe Bahnen der Erkenntniß über-<lb/> ſchritten hat. Er preiſt gewiß mit Recht Denjenigen<lb/> glücklich, der „noch durch Jrrthum ſelig iſt‟; aber er<lb/> ermahnt ihn mit Unrecht, darum ſeinen Gott zu ſegnen.<lb/> Nur der Wiſſende kann den Jrrenden wegen ſeiner Be-<lb/> ſchränktheit glücklich preiſen, denn nur für ihn gibt es<lb/> einen Schmerz der Erkenntniß, während das Weſen des<lb/> Jrrthums eben vor Allem darin beſteht, daß er ſeinen<lb/> eignen Jrrthum weder begreift, noch ahnt. Jm tiefſten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [268/0288]
nungen in Kampf gerieth, in perſönlichen Gefahren und
Verfolgungen; und wie zweifelhaft ſelbſt ihr innerer
Lohn ſei, hat ein geiſtreicher Perſer in trefflichen Worten
ausgedrückt:
— —
„Und doch nein! wirf hin den Geiſt, ſeine Feſſeln brich!
„Thor ſei! denn der Thor allein iſt ein froher Mann.
„Ewig, wie die Nachtigall bei der Roſe, jauchzt
„Solch’ ein Herz, das, Einſichtsqual, deinem Dorn entrann.
„Darum, ſegnend ſeinen Gott, preiſe ſein Geſchick,
„Wer, durch Jrrthum ſelig noch, ſtill ſich freuen kann.‟ —
Jhm, dem Dichter, erſchien das Weſen der Dinge
in ſeiner letzten Einfachheit und unverhüllt von der Maſſe
jener äußerlichen Zuthaten, mit denen Jrrthum oder
Berechnung von je die klare Sprache der Natur für den
größten Theil der Menſchen unverſtändlich gemacht haben;
aber er konnte dafür auch nicht jener geiſtigen Unruhe,
jenem Seelenſchmerz entgehen, der nur Demjenigen be-
greiflich iſt, welcher gewiſſe Bahnen der Erkenntniß über-
ſchritten hat. Er preiſt gewiß mit Recht Denjenigen
glücklich, der „noch durch Jrrthum ſelig iſt‟; aber er
ermahnt ihn mit Unrecht, darum ſeinen Gott zu ſegnen.
Nur der Wiſſende kann den Jrrenden wegen ſeiner Be-
ſchränktheit glücklich preiſen, denn nur für ihn gibt es
einen Schmerz der Erkenntniß, während das Weſen des
Jrrthums eben vor Allem darin beſteht, daß er ſeinen
eignen Jrrthum weder begreift, noch ahnt. Jm tiefſten
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