und strafenden Gewalten, wenn es kein ewiges Leben gibt, was bedeuten alsdann die Begriffe Tugend und Sünde? was soll ferner die Handlungen der Men- schen bestimmen? gingen wir nicht mit solchen Grund- sätzen einem bellum omnium contra omnes entgegen? und eine Reihe anderer stereotyp gewordener Fragen, welche man bis jetzt niemals versäumt hat denen ent- gegenzuhalten, welche es wagten, vorgefaßten Meinungen entgegenzutreten. Wir könnten uns füglich sehr wohl der Pflicht oder der Mühe überheben, auf solche Fragen zu antworten, und uns für unfähig erklären, zu wissen, welche allenfallsigen praktischen Folgen das Resultat un- serer auf Thatsachen beruhenden Untersuchungen haben dürfte oder müßte; und wir würden es in der That vorziehen, uns derart passiv zu verhalten, wenn nicht die Beantwortung jener Fragen allzu genau und innig mit unsern naturphilosophischen Untersuchungen und An- sichten überhaupt zusammenhinge und gewissermaßen als der nothwendige Schlußstein des Ganzen angesehen wer- den könnte. -- Es gehen nun die Ansichten Derjenigen, welche einen freiwilligen moralischen Antrieb der Men- schennatur für nothwendig erachten und glauben, daß ohne einen solchen die menschliche Gesellschaft Noth lei- den müsse, in zwei verschiedenen Richtungen auseinander. Denjenigen, welche jenen Antrieb in den Versprechungen der Religion, in der Furcht vor Strafe und der Aus-
und ſtrafenden Gewalten, wenn es kein ewiges Leben gibt, was bedeuten alsdann die Begriffe Tugend und Sünde? was ſoll ferner die Handlungen der Men- ſchen beſtimmen? gingen wir nicht mit ſolchen Grund- ſätzen einem bellum omnium contra omnes entgegen? und eine Reihe anderer ſtereotyp gewordener Fragen, welche man bis jetzt niemals verſäumt hat denen ent- gegenzuhalten, welche es wagten, vorgefaßten Meinungen entgegenzutreten. Wir könnten uns füglich ſehr wohl der Pflicht oder der Mühe überheben, auf ſolche Fragen zu antworten, und uns für unfähig erklären, zu wiſſen, welche allenfallſigen praktiſchen Folgen das Reſultat un- ſerer auf Thatſachen beruhenden Unterſuchungen haben dürfte oder müßte; und wir würden es in der That vorziehen, uns derart paſſiv zu verhalten, wenn nicht die Beantwortung jener Fragen allzu genau und innig mit unſern naturphiloſophiſchen Unterſuchungen und An- ſichten überhaupt zuſammenhinge und gewiſſermaßen als der nothwendige Schlußſtein des Ganzen angeſehen wer- den könnte. — Es gehen nun die Anſichten Derjenigen, welche einen freiwilligen moraliſchen Antrieb der Men- ſchennatur für nothwendig erachten und glauben, daß ohne einen ſolchen die menſchliche Geſellſchaft Noth lei- den müſſe, in zwei verſchiedenen Richtungen auseinander. Denjenigen, welche jenen Antrieb in den Verſprechungen der Religion, in der Furcht vor Strafe und der Aus-
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und ſtrafenden Gewalten, wenn es kein ewiges Leben
gibt, was bedeuten alsdann die Begriffe Tugend und
Sünde? was ſoll ferner die Handlungen der Men-
ſchen beſtimmen? gingen wir nicht mit ſolchen Grund-
ſätzen einem bellum omnium contra omnes entgegen?
und eine Reihe anderer ſtereotyp gewordener Fragen,
welche man bis jetzt niemals verſäumt hat denen ent-
gegenzuhalten, welche es wagten, vorgefaßten Meinungen
entgegenzutreten. Wir könnten uns füglich ſehr wohl
der Pflicht oder der Mühe überheben, auf ſolche Fragen
zu antworten, und uns für unfähig erklären, zu wiſſen,
welche allenfallſigen praktiſchen Folgen das Reſultat un-
ſerer auf Thatſachen beruhenden Unterſuchungen haben
dürfte oder müßte; und wir würden es in der That
vorziehen, uns derart paſſiv zu verhalten, wenn nicht
die Beantwortung jener Fragen allzu genau und innig
mit unſern naturphiloſophiſchen Unterſuchungen und An-
ſichten überhaupt zuſammenhinge und gewiſſermaßen als
der nothwendige Schlußſtein des Ganzen angeſehen wer-
den könnte. — Es gehen nun die Anſichten Derjenigen,
welche einen freiwilligen moraliſchen Antrieb der Men-
ſchennatur für nothwendig erachten und glauben, daß
ohne einen ſolchen die menſchliche Geſellſchaft Noth lei-
den müſſe, in zwei verſchiedenen Richtungen auseinander.
Denjenigen, welche jenen Antrieb in den Verſprechungen
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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