Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Thierseele.


"Die Jntelligenz des Thieres äußert sich
ganz in derselben Weise, wie die des Men-
schen. -- Es ist kein wesentlicher, sondern
nur ein gradueller Unterschied zwischen
Jnstinkt und Vernunft erweisbar."
Krahmer.

Der menschliche Körper ist eine modificirte
Thiergestalt; seine Seele eine potenzirte Thier-
seele.
Burmeister.

Die besten Autoritäten in der Physiologie sind gegen-
wärtig ziemlich einstimmig in der Ansicht, daß sich die
Seele der Thiere nicht der Qualität, sondern nur der
Quantität nach von der menschlichen Seele unterscheide.
Jn der an ihm gewohnten treffenden Weise hat erst kürz-
lich wieder Karl Vogt diese Frage erörtert und in dem
angeführten Sinne entschieden, und es läßt sich dem dort
Gesagten kaum etwas wesentlich Neues beifügen. Der
Mensch hat keinen absoluten Vorzug vor dem Thier, und
seine geistige Ueberlegenheit über dasselbe ist nur relativ.

Die Thierſeele.


„Die Jntelligenz des Thieres äußert ſich
ganz in derſelben Weiſe, wie die des Men-
ſchen. — Es iſt kein weſentlicher, ſondern
nur ein gradueller Unterſchied zwiſchen
Jnſtinkt und Vernunft erweisbar.‟
Krahmer.

Der menſchliche Körper iſt eine modificirte
Thiergeſtalt; ſeine Seele eine potenzirte Thier-
ſeele.
Burmeiſter.

Die beſten Autoritäten in der Phyſiologie ſind gegen-
wärtig ziemlich einſtimmig in der Anſicht, daß ſich die
Seele der Thiere nicht der Qualität, ſondern nur der
Quantität nach von der menſchlichen Seele unterſcheide.
Jn der an ihm gewohnten treffenden Weiſe hat erſt kürz-
lich wieder Karl Vogt dieſe Frage erörtert und in dem
angeführten Sinne entſchieden, und es läßt ſich dem dort
Geſagten kaum etwas weſentlich Neues beifügen. Der
Menſch hat keinen abſoluten Vorzug vor dem Thier, und
ſeine geiſtige Ueberlegenheit über daſſelbe iſt nur relativ.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0250" n="230"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die Thier&#x017F;eele.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">&#x201E;Die Jntelligenz des Thieres äußert &#x017F;ich<lb/>
ganz in der&#x017F;elben Wei&#x017F;e, wie die des Men-<lb/>
&#x017F;chen. &#x2014; Es i&#x017F;t kein <hi rendition="#g">we&#x017F;entlicher,</hi> &#x017F;ondern<lb/>
nur ein <hi rendition="#g">gradueller</hi> Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen<lb/>
Jn&#x017F;tinkt und Vernunft erweisbar.&#x201F;<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Krahmer.</hi></hi></hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">Der men&#x017F;chliche Körper i&#x017F;t eine modificirte<lb/>
Thierge&#x017F;talt; &#x017F;eine Seele eine potenzirte Thier-<lb/>
&#x017F;eele.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Burmei&#x017F;ter.</hi></hi></hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Die be&#x017F;ten Autoritäten in der Phy&#x017F;iologie &#x017F;ind gegen-<lb/>
wärtig ziemlich ein&#x017F;timmig in der An&#x017F;icht, daß &#x017F;ich die<lb/>
Seele der Thiere nicht der <hi rendition="#g">Qualität,</hi> &#x017F;ondern nur der<lb/><hi rendition="#g">Quantität</hi> nach von der men&#x017F;chlichen Seele unter&#x017F;cheide.<lb/>
Jn der an ihm gewohnten treffenden Wei&#x017F;e hat er&#x017F;t kürz-<lb/>
lich wieder <hi rendition="#g">Karl Vogt</hi> die&#x017F;e Frage erörtert und in dem<lb/>
angeführten Sinne ent&#x017F;chieden, und es läßt &#x017F;ich dem dort<lb/>
Ge&#x017F;agten kaum etwas we&#x017F;entlich Neues beifügen. Der<lb/>
Men&#x017F;ch hat keinen ab&#x017F;oluten Vorzug vor dem Thier, und<lb/>
&#x017F;eine gei&#x017F;tige Ueberlegenheit über da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t nur relativ.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0250] Die Thierſeele. „Die Jntelligenz des Thieres äußert ſich ganz in derſelben Weiſe, wie die des Men- ſchen. — Es iſt kein weſentlicher, ſondern nur ein gradueller Unterſchied zwiſchen Jnſtinkt und Vernunft erweisbar.‟ Krahmer. Der menſchliche Körper iſt eine modificirte Thiergeſtalt; ſeine Seele eine potenzirte Thier- ſeele. Burmeiſter. Die beſten Autoritäten in der Phyſiologie ſind gegen- wärtig ziemlich einſtimmig in der Anſicht, daß ſich die Seele der Thiere nicht der Qualität, ſondern nur der Quantität nach von der menſchlichen Seele unterſcheide. Jn der an ihm gewohnten treffenden Weiſe hat erſt kürz- lich wieder Karl Vogt dieſe Frage erörtert und in dem angeführten Sinne entſchieden, und es läßt ſich dem dort Geſagten kaum etwas weſentlich Neues beifügen. Der Menſch hat keinen abſoluten Vorzug vor dem Thier, und ſeine geiſtige Ueberlegenheit über daſſelbe iſt nur relativ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/250
Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/250>, abgerufen am 22.11.2024.