Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.und es kommen Absurditäten heraus, welche das ganze Man hat behauptet, und behauptet es noch, daß die und es kommen Abſurditäten heraus, welche das ganze Man hat behauptet, und behauptet es noch, daß die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="210"/> und es kommen Abſurditäten heraus, welche das ganze<lb/> Gebäude ſchöner Hoffnungen umſtürzen müſſen.</p><lb/> <p>Man hat behauptet, und behauptet es noch, daß die<lb/> Unſterblichkeitsidee (in derſelben Weiſe wie die Gottes-<lb/> idee) eine dem innerſten geiſtigen Weſen jedes Menſchen<lb/> an- und eingeborne, darum durch alle Vernunftgründe<lb/> unwiderlegliche ſei, und daß es auch aus demſelben<lb/> Grunde keine Religion gebe, welche die individuelle Un-<lb/> ſterblichkeit nicht als einen ihrer erſten und Hauptgrund-<lb/> ſätze feſthalte. Was die angeborenen Jdeen betrifft, ſo<lb/> glauben wir uns darüber bereits hinlänglich verbreitet<lb/> zu haben, und an Religionen und Religionsſekten, wel-<lb/> chen die Unſterblichkeitsidee unbekannt war, hat es nie-<lb/> mals gefehlt. Die angeſehenſte Religionsſekte der Ju-<lb/> den, die <hi rendition="#g">Eſſäer,</hi> kannte keine perſönliche Fortdauer.<lb/> Die urſprüngliche Religion des großen <hi rendition="#g">Konfutſe</hi> weiß<lb/> nichts von einem himmliſchen Jenſeits. Der <hi rendition="#g">Buddhis-<lb/> mus,</hi> welcher zwei Millionen Anhänger zählt, kennt<lb/> weder Gott, noch Unſterblichkeit und predigt das <hi rendition="#g">Nicht-<lb/> ſein als das höchſte Ziel der Befreiung</hi>. Die<lb/> edle und in vielen Stücken der Bildung unſere einge-<lb/> bildete Jetztwelt weit überragende Nation der <hi rendition="#g">Griechen</hi><lb/> kannte nur ein Jenſeits der Schatten, und daß im gan-<lb/> zen <hi rendition="#g">römiſchen</hi> Alterthume der Unſterblichkeitsglaube ein<lb/> äußerſt ſchwacher und ſeltener war, iſt bekannt. — Un-<lb/> ter den gebildeten und aufgeklärten Männern aller Natio-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [210/0230]
und es kommen Abſurditäten heraus, welche das ganze
Gebäude ſchöner Hoffnungen umſtürzen müſſen.
Man hat behauptet, und behauptet es noch, daß die
Unſterblichkeitsidee (in derſelben Weiſe wie die Gottes-
idee) eine dem innerſten geiſtigen Weſen jedes Menſchen
an- und eingeborne, darum durch alle Vernunftgründe
unwiderlegliche ſei, und daß es auch aus demſelben
Grunde keine Religion gebe, welche die individuelle Un-
ſterblichkeit nicht als einen ihrer erſten und Hauptgrund-
ſätze feſthalte. Was die angeborenen Jdeen betrifft, ſo
glauben wir uns darüber bereits hinlänglich verbreitet
zu haben, und an Religionen und Religionsſekten, wel-
chen die Unſterblichkeitsidee unbekannt war, hat es nie-
mals gefehlt. Die angeſehenſte Religionsſekte der Ju-
den, die Eſſäer, kannte keine perſönliche Fortdauer.
Die urſprüngliche Religion des großen Konfutſe weiß
nichts von einem himmliſchen Jenſeits. Der Buddhis-
mus, welcher zwei Millionen Anhänger zählt, kennt
weder Gott, noch Unſterblichkeit und predigt das Nicht-
ſein als das höchſte Ziel der Befreiung. Die
edle und in vielen Stücken der Bildung unſere einge-
bildete Jetztwelt weit überragende Nation der Griechen
kannte nur ein Jenſeits der Schatten, und daß im gan-
zen römiſchen Alterthume der Unſterblichkeitsglaube ein
äußerſt ſchwacher und ſeltener war, iſt bekannt. — Un-
ter den gebildeten und aufgeklärten Männern aller Natio-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |