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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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Begriff alsdann in so unklarer, unvollkommener, roher
und unnatürlicher Weise, wie in diesen Thierreligionen,
zu Tage träte. Das Thier ist seinem ganzen Wesen
nach dem Menschen unter-, nicht übergeordnet, und ein
Gott in Gestalt eines Thieres ist kein Gott, sondern
eine Fratze. Englische Reisende in Nordamerika (Lon-
don Athenaeum,
Juli 1849) erzählen, "daß die reli-
giösen Ansichten der Jndianer des Oregongebiets
einem ganz niederen Jdeenkreise angehören. Es ist
zweifelhaft, ob sie überhaupt von einem höchsten Wesen
eine Vorstellung haben. Das Wort Gott suchte man
natürlich bald zu übersetzen, allein in keinem der Ore-
gon'schen Dialekte war selbst mit Hülfe der Missionäre
und geschickter Dolmetscher ein passender Ausdruck auf-
zufinden. Jhre größte Gottheit heißt der Wolf und
scheint, ihren Beschreibungen zufolge, eine Art Zwitter-
geschöpf von Gottheit und Thier zu sein." -- Die
s. g. Kaloschen, ein indianischer Stamm, haben gar
keinen äußeren Cultus und stellen sich das höchste Wesen
unter dem Bilde eines Raben vor. Von den Tusken,
einer zur mongolischen Race gehörigen Völkerschaft an
der nordöstlichen Spitze des asiatischen Continents von
sehr guten Charaktereigenthümlichkeiten, erzählt der brit-
tische Lieutenant Hooper: "Ob bei ihnen die Ahnung
einer göttlichen Vorsehung, einer höheren s. g. Welt-
regierung dämmert, ob sie einen wohlwollenden Geist

Begriff alsdann in ſo unklarer, unvollkommener, roher
und unnatürlicher Weiſe, wie in dieſen Thierreligionen,
zu Tage träte. Das Thier iſt ſeinem ganzen Weſen
nach dem Menſchen unter-, nicht übergeordnet, und ein
Gott in Geſtalt eines Thieres iſt kein Gott, ſondern
eine Fratze. Engliſche Reiſende in Nordamerika (Lon-
don Athenaeum,
Juli 1849) erzählen, „daß die reli-
giöſen Anſichten der Jndianer des Oregongebiets
einem ganz niederen Jdeenkreiſe angehören. Es iſt
zweifelhaft, ob ſie überhaupt von einem höchſten Weſen
eine Vorſtellung haben. Das Wort Gott ſuchte man
natürlich bald zu überſetzen, allein in keinem der Ore-
gon’ſchen Dialekte war ſelbſt mit Hülfe der Miſſionäre
und geſchickter Dolmetſcher ein paſſender Ausdruck auf-
zufinden. Jhre größte Gottheit heißt der Wolf und
ſcheint, ihren Beſchreibungen zufolge, eine Art Zwitter-
geſchöpf von Gottheit und Thier zu ſein.‟ — Die
ſ. g. Kaloſchen, ein indianiſcher Stamm, haben gar
keinen äußeren Cultus und ſtellen ſich das höchſte Weſen
unter dem Bilde eines Raben vor. Von den Tusken,
einer zur mongoliſchen Raçe gehörigen Völkerſchaft an
der nordöſtlichen Spitze des aſiatiſchen Continents von
ſehr guten Charaktereigenthümlichkeiten, erzählt der brit-
tiſche Lieutenant Hooper: „Ob bei ihnen die Ahnung
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[183/0203] Begriff alsdann in ſo unklarer, unvollkommener, roher und unnatürlicher Weiſe, wie in dieſen Thierreligionen, zu Tage träte. Das Thier iſt ſeinem ganzen Weſen nach dem Menſchen unter-, nicht übergeordnet, und ein Gott in Geſtalt eines Thieres iſt kein Gott, ſondern eine Fratze. Engliſche Reiſende in Nordamerika (Lon- don Athenaeum, Juli 1849) erzählen, „daß die reli- giöſen Anſichten der Jndianer des Oregongebiets einem ganz niederen Jdeenkreiſe angehören. Es iſt zweifelhaft, ob ſie überhaupt von einem höchſten Weſen eine Vorſtellung haben. Das Wort Gott ſuchte man natürlich bald zu überſetzen, allein in keinem der Ore- gon’ſchen Dialekte war ſelbſt mit Hülfe der Miſſionäre und geſchickter Dolmetſcher ein paſſender Ausdruck auf- zufinden. Jhre größte Gottheit heißt der Wolf und ſcheint, ihren Beſchreibungen zufolge, eine Art Zwitter- geſchöpf von Gottheit und Thier zu ſein.‟ — Die ſ. g. Kaloſchen, ein indianiſcher Stamm, haben gar keinen äußeren Cultus und ſtellen ſich das höchſte Weſen unter dem Bilde eines Raben vor. Von den Tusken, einer zur mongoliſchen Raçe gehörigen Völkerſchaft an der nordöſtlichen Spitze des aſiatiſchen Continents von ſehr guten Charaktereigenthümlichkeiten, erzählt der brit- tiſche Lieutenant Hooper: „Ob bei ihnen die Ahnung einer göttlichen Vorſehung, einer höheren ſ. g. Welt- regierung dämmert, ob ſie einen wohlwollenden Geiſt

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/203>, abgerufen am 24.11.2024.