wieder aufweckt, welcher erstorben schien; das Thier lebt von Neuem, wie vordem, um vielleicht dasselbe Schicksal bald noch einmal durchzumachen. Was soll das nun für eine Seele sein, welche selbstständig und unabhängig von der Materie lebt und wirkt! Wo war sie, als die Materie im Todesschlafe lag?
Ueber diese gewaltige und mit lauten Zungen redende Thatsache haben die Philosophen und Psychologen auf sehr verschiedene Weise hinauszukommen versucht -- wie es uns scheint, jedesmal mit unglücklichem Er- folge. Einige suchten sich damit zu helfen, daß sie zwar das faktische Verhältniß der Zusammengehörig- keit von Seele und Stoff anerkannten, aber den Men- schen als ein vorzugsweis geistiges Wesen bezeich- neten, dessen leibliches Wesen gewissermaßen nur als ein mehr untergeordnetes Anhängsel der Seele betrachtet werden dürfe. Mit solchen Redensarten, welche die Klarheit der Frage in einem halben Nebel zu be- graben denken, ist nicht das Mindeste im Jnteresse ihrer Erfinder gewonnen. Das Verhältniß von Seele und Leib ist im Ganzen ein ziemlich fest bestimmtes, und wenn es einmal scheint, als überwiege der Geist, ein anderesmal, als überwiege die Materie, so sind solche Unterschiede hauptsächlich nur als individuelle anzu- sehen. Bei dem einen Menschen überwiegt die geistige, bei dem andern die leibliche Natur; den Einen könnte
wieder aufweckt, welcher erſtorben ſchien; das Thier lebt von Neuem, wie vordem, um vielleicht daſſelbe Schickſal bald noch einmal durchzumachen. Was ſoll das nun für eine Seele ſein, welche ſelbſtſtändig und unabhängig von der Materie lebt und wirkt! Wo war ſie, als die Materie im Todesſchlafe lag?
Ueber dieſe gewaltige und mit lauten Zungen redende Thatſache haben die Philoſophen und Pſychologen auf ſehr verſchiedene Weiſe hinauszukommen verſucht — wie es uns ſcheint, jedesmal mit unglücklichem Er- folge. Einige ſuchten ſich damit zu helfen, daß ſie zwar das faktiſche Verhältniß der Zuſammengehörig- keit von Seele und Stoff anerkannten, aber den Men- ſchen als ein vorzugsweis geiſtiges Weſen bezeich- neten, deſſen leibliches Weſen gewiſſermaßen nur als ein mehr untergeordnetes Anhängſel der Seele betrachtet werden dürfe. Mit ſolchen Redensarten, welche die Klarheit der Frage in einem halben Nebel zu be- graben denken, iſt nicht das Mindeſte im Jntereſſe ihrer Erfinder gewonnen. Das Verhältniß von Seele und Leib iſt im Ganzen ein ziemlich feſt beſtimmtes, und wenn es einmal ſcheint, als überwiege der Geiſt, ein anderesmal, als überwiege die Materie, ſo ſind ſolche Unterſchiede hauptſächlich nur als individuelle anzu- ſehen. Bei dem einen Menſchen überwiegt die geiſtige, bei dem andern die leibliche Natur; den Einen könnte
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wieder aufweckt, welcher erſtorben ſchien; das Thier
lebt von Neuem, wie vordem, um vielleicht daſſelbe
Schickſal bald noch einmal durchzumachen. Was ſoll
das nun für eine Seele ſein, welche ſelbſtſtändig und
unabhängig von der Materie lebt und wirkt! Wo war
ſie, als die Materie im Todesſchlafe lag?
Ueber dieſe gewaltige und mit lauten Zungen redende
Thatſache haben die Philoſophen und Pſychologen auf
ſehr verſchiedene Weiſe hinauszukommen verſucht —
wie es uns ſcheint, jedesmal mit unglücklichem Er-
folge. Einige ſuchten ſich damit zu helfen, daß ſie
zwar das faktiſche Verhältniß der Zuſammengehörig-
keit von Seele und Stoff anerkannten, aber den Men-
ſchen als ein vorzugsweis geiſtiges Weſen bezeich-
neten, deſſen leibliches Weſen gewiſſermaßen nur als
ein mehr untergeordnetes Anhängſel der Seele betrachtet
werden dürfe. Mit ſolchen Redensarten, welche die
Klarheit der Frage in einem halben Nebel zu be-
graben denken, iſt nicht das Mindeſte im Jntereſſe
ihrer Erfinder gewonnen. Das Verhältniß von Seele
und Leib iſt im Ganzen ein ziemlich feſt beſtimmtes,
und wenn es einmal ſcheint, als überwiege der Geiſt,
ein anderesmal, als überwiege die Materie, ſo ſind
ſolche Unterſchiede hauptſächlich nur als individuelle anzu-
ſehen. Bei dem einen Menſchen überwiegt die geiſtige,
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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