im Durchschnitt um circa zwei Unzen leichter ist, als das der Männer. Lauret maß die Köpfe von zwei- tausend Menschen; die gezogenen Durchschnitte ergaben, daß sowohl der Umfang, als an verschiedenen Stellen genommene Durchmesser der Köpfe bei Weibern stets geringer sind, als bei Männern. Dasselbe Gesetz offen- bart sich bei einer Vergleichung menschlicher Gehirne unter einander nach dem Maaßstab geistiger Höhe im gesunden, wie im kranken Zustande. Während das unge- fähre Normalgewicht eines menschlichen Gehirns 3 bis 31/2 Pfund beträgt, wog das Gehirn des berühmten und geistreichen Naturforschers Cuvier weit über vier Pfund. Tiedemann wog die Gehirne von drei erwachsenen Jdioten (angeborner Blödsinn) und fand bei allen dreien das Gewicht zwischen ein und zwei Pfund schwankend. Nach Lauret's Messungen blieben die Umfänge der Köpfe stumpfsinniger Menschen, sowohl bei Weibern als Männern, bedeutend unter dem Mittel der normalen Köpfe. Menschen, deren Kopf nicht 16 Zoll im Um- fang besitzt, sind imbecill, schwachsinnig. Der berühmte Dichter Lenau ward wahnsinnig und starb im Blödsinn; sein durch Krankheit atrophisch gewordenes Gehirn wog nur zwei Pfund und acht Unzen. Nach Parchappe steht die allmählige Abnahme des Verstandes beim Wahn- sinn im Zusammenhang mit einer allmähligen Abnahme des Gehirns. Er zog das Mittel aus 782 Fällen und
im Durchſchnitt um circa zwei Unzen leichter iſt, als das der Männer. Lauret maß die Köpfe von zwei- tauſend Menſchen; die gezogenen Durchſchnitte ergaben, daß ſowohl der Umfang, als an verſchiedenen Stellen genommene Durchmeſſer der Köpfe bei Weibern ſtets geringer ſind, als bei Männern. Daſſelbe Geſetz offen- bart ſich bei einer Vergleichung menſchlicher Gehirne unter einander nach dem Maaßſtab geiſtiger Höhe im geſunden, wie im kranken Zuſtande. Während das unge- fähre Normalgewicht eines menſchlichen Gehirns 3 bis 3½ Pfund beträgt, wog das Gehirn des berühmten und geiſtreichen Naturforſchers Cuvier weit über vier Pfund. Tiedemann wog die Gehirne von drei erwachſenen Jdioten (angeborner Blödſinn) und fand bei allen dreien das Gewicht zwiſchen ein und zwei Pfund ſchwankend. Nach Lauret’s Meſſungen blieben die Umfänge der Köpfe ſtumpfſinniger Menſchen, ſowohl bei Weibern als Männern, bedeutend unter dem Mittel der normalen Köpfe. Menſchen, deren Kopf nicht 16 Zoll im Um- fang beſitzt, ſind imbecill, ſchwachſinnig. Der berühmte Dichter Lenau ward wahnſinnig und ſtarb im Blödſinn; ſein durch Krankheit atrophiſch gewordenes Gehirn wog nur zwei Pfund und acht Unzen. Nach Parchappe ſteht die allmählige Abnahme des Verſtandes beim Wahn- ſinn im Zuſammenhang mit einer allmähligen Abnahme des Gehirns. Er zog das Mittel aus 782 Fällen und
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im Durchſchnitt um circa zwei Unzen leichter iſt, als
das der Männer. Lauret maß die Köpfe von zwei-
tauſend Menſchen; die gezogenen Durchſchnitte ergaben,
daß ſowohl der Umfang, als an verſchiedenen Stellen
genommene Durchmeſſer der Köpfe bei Weibern ſtets
geringer ſind, als bei Männern. Daſſelbe Geſetz offen-
bart ſich bei einer Vergleichung menſchlicher Gehirne
unter einander nach dem Maaßſtab geiſtiger Höhe im
geſunden, wie im kranken Zuſtande. Während das unge-
fähre Normalgewicht eines menſchlichen Gehirns 3 bis
3½ Pfund beträgt, wog das Gehirn des berühmten und
geiſtreichen Naturforſchers Cuvier weit über vier Pfund.
Tiedemann wog die Gehirne von drei erwachſenen
Jdioten (angeborner Blödſinn) und fand bei allen dreien
das Gewicht zwiſchen ein und zwei Pfund ſchwankend.
Nach Lauret’s Meſſungen blieben die Umfänge der
Köpfe ſtumpfſinniger Menſchen, ſowohl bei Weibern
als Männern, bedeutend unter dem Mittel der normalen
Köpfe. Menſchen, deren Kopf nicht 16 Zoll im Um-
fang beſitzt, ſind imbecill, ſchwachſinnig. Der berühmte
Dichter Lenau ward wahnſinnig und ſtarb im Blödſinn;
ſein durch Krankheit atrophiſch gewordenes Gehirn wog
nur zwei Pfund und acht Unzen. Nach Parchappe
ſteht die allmählige Abnahme des Verſtandes beim Wahn-
ſinn im Zuſammenhang mit einer allmähligen Abnahme
des Gehirns. Er zog das Mittel aus 782 Fällen und
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/145>, abgerufen am 28.11.2024.
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