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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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nie ein menschliches Auge sah, und wie viele blühen
noch heute, die nie ein Auge sieht! Seitdem die Taucher-
glocke erfunden ist, hören wir mit Staunen die Erzäh-
lungen der Taucher, welche uns von einer prächtigen,
in den herrlichsten Farben prangenden Fauna auf dem
Grunde des Meeres, auf dem Meeresboden, sowie von
einer nicht minder prächtigen Thierwelt daselbst berichten.
Korallenthiere von der zierlichsten Zeichnung und den
schönsten schillernden Farben, sowie eine zahllose, wim-
melnde thierische Bevölkerung erblickt man auf dieser
unterseeischen Fläche. Wozu nun diese Farben und
Schönheiten, wozu dieses Leben in einer Tiefe, in die
nur das Auge des Tauchers dringt? -- Die verglei-
chende Anatomie beschäftigt sich, wie schon früher ange-
führt wurde, hauptsächlich mit der Aufsuchung der
übereinstimmenden Formen in dem körperlichen Bau der
verschiedenen Thierarten und mit der Nachweisung des
baulichen Grundgedankens in jeder einzelnen Art oder
Gattung. Dem entsprechend weist uns diese Wissenschaft
eine Menge körperlicher Formen, Organe etc. auf jeder
einzelnen Thierstufe nach, welche dem Thiere, das sie
besitzt, vollkommen unnütz, also zwecklos sind, und nur
als Andeutungen jener baulichen Grundform oder als
Rudimente einer Einrichtung, eines körperlichen Theiles
vorhanden zu sein scheinen, welcher dagegen in andern
Thiergattungen zu ausgedehnter Entwicklung gelangt

nie ein menſchliches Auge ſah, und wie viele blühen
noch heute, die nie ein Auge ſieht! Seitdem die Taucher-
glocke erfunden iſt, hören wir mit Staunen die Erzäh-
lungen der Taucher, welche uns von einer prächtigen,
in den herrlichſten Farben prangenden Fauna auf dem
Grunde des Meeres, auf dem Meeresboden, ſowie von
einer nicht minder prächtigen Thierwelt daſelbſt berichten.
Korallenthiere von der zierlichſten Zeichnung und den
ſchönſten ſchillernden Farben, ſowie eine zahlloſe, wim-
melnde thieriſche Bevölkerung erblickt man auf dieſer
unterſeeiſchen Fläche. Wozu nun dieſe Farben und
Schönheiten, wozu dieſes Leben in einer Tiefe, in die
nur das Auge des Tauchers dringt? — Die verglei-
chende Anatomie beſchäftigt ſich, wie ſchon früher ange-
führt wurde, hauptſächlich mit der Aufſuchung der
übereinſtimmenden Formen in dem körperlichen Bau der
verſchiedenen Thierarten und mit der Nachweiſung des
baulichen Grundgedankens in jeder einzelnen Art oder
Gattung. Dem entſprechend weiſt uns dieſe Wiſſenſchaft
eine Menge körperlicher Formen, Organe ꝛc. auf jeder
einzelnen Thierſtufe nach, welche dem Thiere, das ſie
beſitzt, vollkommen unnütz, alſo zwecklos ſind, und nur
als Andeutungen jener baulichen Grundform oder als
Rudimente einer Einrichtung, eines körperlichen Theiles
vorhanden zu ſein ſcheinen, welcher dagegen in andern
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[102/0122] nie ein menſchliches Auge ſah, und wie viele blühen noch heute, die nie ein Auge ſieht! Seitdem die Taucher- glocke erfunden iſt, hören wir mit Staunen die Erzäh- lungen der Taucher, welche uns von einer prächtigen, in den herrlichſten Farben prangenden Fauna auf dem Grunde des Meeres, auf dem Meeresboden, ſowie von einer nicht minder prächtigen Thierwelt daſelbſt berichten. Korallenthiere von der zierlichſten Zeichnung und den ſchönſten ſchillernden Farben, ſowie eine zahlloſe, wim- melnde thieriſche Bevölkerung erblickt man auf dieſer unterſeeiſchen Fläche. Wozu nun dieſe Farben und Schönheiten, wozu dieſes Leben in einer Tiefe, in die nur das Auge des Tauchers dringt? — Die verglei- chende Anatomie beſchäftigt ſich, wie ſchon früher ange- führt wurde, hauptſächlich mit der Aufſuchung der übereinſtimmenden Formen in dem körperlichen Bau der verſchiedenen Thierarten und mit der Nachweiſung des baulichen Grundgedankens in jeder einzelnen Art oder Gattung. Dem entſprechend weiſt uns dieſe Wiſſenſchaft eine Menge körperlicher Formen, Organe ꝛc. auf jeder einzelnen Thierſtufe nach, welche dem Thiere, das ſie beſitzt, vollkommen unnütz, alſo zwecklos ſind, und nur als Andeutungen jener baulichen Grundform oder als Rudimente einer Einrichtung, eines körperlichen Theiles vorhanden zu ſein ſcheinen, welcher dagegen in andern Thiergattungen zu ausgedehnter Entwicklung gelangt

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/122>, abgerufen am 23.11.2024.