Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Camille. Sei ruhig, Danton und ich sind nicht Eins. Lucile. Die Erde ist weit und es sind viel Dinge dar- auf, warum denn grade das eine? Wer sollte mir's nehmen? Das wäre arg. Was wollten sie auch damit anfangen? Camille. Ich wiederhole dir: du kannst ruhig sein. Gestern sprach ich mit Robespierre; er war freundlich. Wir sind ein wenig gespannt, das ist wahr; verschiedene Ansichten, sonst nichts! Lucile. Such' ihn auf. Camille. Wir saßen auf einer Schulbank. Er war immer finster und einsam. Ich allein suchte ihn auf und machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer große Anhänglichkeit gezeigt. Ich gehe. Lucile. So schnell, mein Freund? Geh! Komm! Nur das (sie küßt ihn) und das! Geh! Geh! (Camille ab.) -- Das ist eine böse Zeit. Es geht einmal so. Wer kann da drüber hinaus? Man muß sich fassen (singt.) Camille. Sei ruhig, Danton und ich ſind nicht Eins. Lucile. Die Erde iſt weit und es ſind viel Dinge dar- auf, warum denn grade das eine? Wer ſollte mir’s nehmen? Das wäre arg. Was wollten ſie auch damit anfangen? Camille. Ich wiederhole dir: du kannſt ruhig ſein. Geſtern ſprach ich mit Robespierre; er war freundlich. Wir ſind ein wenig geſpannt, das iſt wahr; verſchiedene Anſichten, ſonſt nichts! Lucile. Such’ ihn auf. Camille. Wir ſaßen auf einer Schulbank. Er war immer finſter und einſam. Ich allein ſuchte ihn auf und machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer große Anhänglichkeit gezeigt. Ich gehe. Lucile. So ſchnell, mein Freund? Geh! Komm! Nur das (ſie küßt ihn) und das! Geh! Geh! (Camille ab.) — Das iſt eine böſe Zeit. Es geht einmal ſo. Wer kann da drüber hinaus? Man muß ſich faſſen (ſingt.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0075" n="71"/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#g">Camille.</hi> </speaker><lb/> <p>Sei ruhig, Danton und ich ſind nicht Eins.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUC"> <speaker> <hi rendition="#g">Lucile.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Erde iſt weit und es ſind viel Dinge dar-<lb/> auf, warum denn grade das eine? Wer ſollte mir’s<lb/> nehmen? Das wäre arg. Was wollten ſie auch<lb/> damit anfangen?</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#g">Camille.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich wiederhole dir: du kannſt ruhig ſein. Geſtern<lb/> ſprach ich mit Robespierre; er war freundlich. Wir<lb/> ſind ein wenig geſpannt, das iſt wahr; verſchiedene<lb/> Anſichten, ſonſt nichts!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUC"> <speaker> <hi rendition="#g">Lucile.</hi> </speaker><lb/> <p>Such’ ihn auf.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker> <hi rendition="#g">Camille.</hi> </speaker><lb/> <p>Wir ſaßen auf <hi rendition="#g">einer</hi> Schulbank. Er war immer<lb/> finſter und einſam. Ich allein ſuchte ihn auf und<lb/> machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer<lb/> große Anhänglichkeit gezeigt. Ich gehe.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUC"> <speaker> <hi rendition="#g">Lucile.</hi> </speaker><lb/> <p>So ſchnell, mein Freund? Geh! Komm! Nur<lb/> das <stage>(ſie küßt ihn)</stage> und das! Geh! Geh! <stage>(Camille ab.)</stage><lb/> — Das iſt eine böſe Zeit. Es geht einmal ſo.<lb/> Wer kann da drüber hinaus? Man muß ſich faſſen <stage>(ſingt.)</stage></p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0075]
Camille.
Sei ruhig, Danton und ich ſind nicht Eins.
Lucile.
Die Erde iſt weit und es ſind viel Dinge dar-
auf, warum denn grade das eine? Wer ſollte mir’s
nehmen? Das wäre arg. Was wollten ſie auch
damit anfangen?
Camille.
Ich wiederhole dir: du kannſt ruhig ſein. Geſtern
ſprach ich mit Robespierre; er war freundlich. Wir
ſind ein wenig geſpannt, das iſt wahr; verſchiedene
Anſichten, ſonſt nichts!
Lucile.
Such’ ihn auf.
Camille.
Wir ſaßen auf einer Schulbank. Er war immer
finſter und einſam. Ich allein ſuchte ihn auf und
machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer
große Anhänglichkeit gezeigt. Ich gehe.
Lucile.
So ſchnell, mein Freund? Geh! Komm! Nur
das (ſie küßt ihn) und das! Geh! Geh! (Camille ab.)
— Das iſt eine böſe Zeit. Es geht einmal ſo.
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