Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
daß seine dünnen, auf der Tribüne herumzuckenden Finger Guillotinmesser sind? -- Und du, Barrere, der du gesagt hast: auf dem Revolutionsplatz werde Münze geschlagen. Doch ich will den alten Sack nicht aufwühlen, er ist eine Wittwe, die schon ein halbes Dutzend Männer hatte und die sie begraben half. Wer kann was dafür? Das ist so seine Gabe, er sieht den Leuten ein halbes Jahr vor dem Tode das hippokratische Gesicht an. Wer mag sich auch zu Leichen setzen und den Gestank riechen?" -- Also auch du, Camille? -- Weg mit ihnen! Rasch! nur die Todten kommen nicht wieder. Hast du die Anklage bereit? St. Just. Es macht sich leicht. Du hast die Anklage bei den Jakobinern gemacht. Robespierre. Ich wollte schrecken. St. Just. Ich brauche nur durchzuführen, die Fälscher ge- ben das Ei und die Fremden den Apfel. -- Sie sterben an der Mahlzeit, ich gebe dir mein Wort. Robespierre. Dann rasch, morgen! Keinen langen Todes-
daß ſeine dünnen, auf der Tribüne herumzuckenden Finger Guillotinmeſſer ſind? — Und du, Barrère, der du geſagt haſt: auf dem Revolutionsplatz werde Münze geſchlagen. Doch ich will den alten Sack nicht aufwühlen, er iſt eine Wittwe, die ſchon ein halbes Dutzend Männer hatte und die ſie begraben half. Wer kann was dafür? Das iſt ſo ſeine Gabe, er ſieht den Leuten ein halbes Jahr vor dem Tode das hippokratiſche Geſicht an. Wer mag ſich auch zu Leichen ſetzen und den Geſtank riechen?“ — Alſo auch du, Camille? — Weg mit ihnen! Raſch! nur die Todten kommen nicht wieder. Haſt du die Anklage bereit? St. Juſt. Es macht ſich leicht. Du haſt die Anklage bei den Jakobinern gemacht. Robespierre. Ich wollte ſchrecken. St. Juſt. Ich brauche nur durchzuführen, die Fälſcher ge- ben das Ei und die Fremden den Apfel. — Sie ſterben an der Mahlzeit, ich gebe dir mein Wort. Robespierre. Dann raſch, morgen! Keinen langen Todes- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ROB"> <p><pb facs="#f0057" n="53"/> daß ſeine dünnen, auf der Tribüne herumzuckenden<lb/> Finger Guillotinmeſſer ſind? — Und du, Barr<hi rendition="#aq">è</hi>re,<lb/> der du geſagt haſt: auf dem Revolutionsplatz werde<lb/> Münze geſchlagen. Doch ich will den alten Sack<lb/> nicht aufwühlen, er iſt eine Wittwe, die ſchon ein<lb/> halbes Dutzend Männer hatte und die ſie begraben<lb/> half. Wer kann was dafür? Das iſt ſo ſeine<lb/> Gabe, er ſieht den Leuten ein halbes Jahr vor dem<lb/> Tode das hippokratiſche Geſicht an. Wer mag ſich<lb/> auch zu Leichen ſetzen und den Geſtank riechen?“ —<lb/> Alſo auch du, Camille? — Weg mit ihnen! Raſch!<lb/> nur die Todten kommen nicht wieder. Haſt du die<lb/> Anklage bereit?</p> </sp><lb/> <sp who="#STJU "> <speaker><hi rendition="#g">St. Juſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Es macht ſich leicht. Du haſt die Anklage bei<lb/> den Jakobinern gemacht.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROB"> <speaker><hi rendition="#g">Robespierre</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich wollte ſchrecken.</p> </sp><lb/> <sp who="#STJU "> <speaker><hi rendition="#g">St. Juſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich brauche nur durchzuführen, die Fälſcher ge-<lb/> ben das Ei und die Fremden den Apfel. — Sie<lb/> ſterben an der Mahlzeit, ich gebe dir mein Wort.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROB"> <speaker><hi rendition="#g">Robespierre</hi>.</speaker><lb/> <p>Dann raſch, morgen! Keinen langen Todes-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0057]
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Finger Guillotinmeſſer ſind? — Und du, Barrère,
der du geſagt haſt: auf dem Revolutionsplatz werde
Münze geſchlagen. Doch ich will den alten Sack
nicht aufwühlen, er iſt eine Wittwe, die ſchon ein
halbes Dutzend Männer hatte und die ſie begraben
half. Wer kann was dafür? Das iſt ſo ſeine
Gabe, er ſieht den Leuten ein halbes Jahr vor dem
Tode das hippokratiſche Geſicht an. Wer mag ſich
auch zu Leichen ſetzen und den Geſtank riechen?“ —
Alſo auch du, Camille? — Weg mit ihnen! Raſch!
nur die Todten kommen nicht wieder. Haſt du die
Anklage bereit?
St. Juſt.
Es macht ſich leicht. Du haſt die Anklage bei
den Jakobinern gemacht.
Robespierre.
Ich wollte ſchrecken.
St. Juſt.
Ich brauche nur durchzuführen, die Fälſcher ge-
ben das Ei und die Fremden den Apfel. — Sie
ſterben an der Mahlzeit, ich gebe dir mein Wort.
Robespierre.
Dann raſch, morgen! Keinen langen Todes-
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