Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Danton. Das "und" dazwischen ist ein langes Wort, es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke ist lang, die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir zusammen kommen. Und wenn auch! -- den ehr- lichen Leuten kann man Geld leihen, man kann bei ihnen Gevatter stehn und seine Töchter an sie verheirathen, aber das ist Alles! Camille. Wenn du das weißt, warum hast du den Kampf begonnen? Danton. Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte der- gleichen gespreizte Katone nie ansehn, ohne ihnen einen Tritt zu geben. Mein Naturell ist einmal so. (Er erhebt sich.) Julie. Du gehst? Danton (zu Julie). Ich muß fort, sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf. -- (Im Hinausgehn) Zwischen Thür und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit ist noch nicht gegossen, der Ofen glüht, wir Alle können uns noch die Finger dabei ver- brennen. (Ab.) Danton. Das „und“ dazwiſchen iſt ein langes Wort, es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke iſt lang, die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir zuſammen kommen. Und wenn auch! — den ehr- lichen Leuten kann man Geld leihen, man kann bei ihnen Gevatter ſtehn und ſeine Töchter an ſie verheirathen, aber das iſt Alles! Camille. Wenn du das weißt, warum haſt du den Kampf begonnen? Danton. Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte der- gleichen geſpreizte Katone nie anſehn, ohne ihnen einen Tritt zu geben. Mein Naturell iſt einmal ſo. (Er erhebt ſich.) Julie. Du gehſt? Danton (zu Julie). Ich muß fort, ſie reiben mich mit ihrer Politik noch auf. — (Im Hinausgehn) Zwiſchen Thür und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit iſt noch nicht gegoſſen, der Ofen glüht, wir Alle können uns noch die Finger dabei ver- brennen. (Ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0016" n="12"/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Das „<hi rendition="#g">und</hi>“ dazwiſchen iſt ein langes Wort,<lb/> es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke<lb/> iſt lang, die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir<lb/> zuſammen kommen. Und wenn auch! — den ehr-<lb/> lichen Leuten kann man Geld leihen, man kann<lb/> bei ihnen Gevatter ſtehn und ſeine Töchter an ſie<lb/> verheirathen, aber das iſt Alles!</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker><hi rendition="#g">Camille</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn du das weißt, warum haſt du den Kampf<lb/> begonnen?</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte der-<lb/> gleichen geſpreizte Katone nie anſehn, ohne ihnen<lb/> einen Tritt zu geben. Mein Naturell iſt einmal ſo.</p><lb/> <stage>(Er erhebt ſich.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker><hi rendition="#g">Julie</hi>.</speaker><lb/> <p>Du gehſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker> <hi rendition="#g">Danton</hi> </speaker> <stage>(zu <hi rendition="#g">Julie</hi>).</stage><lb/> <p>Ich muß fort, ſie reiben mich mit ihrer Politik<lb/> noch auf. — <stage>(Im Hinausgehn)</stage> Zwiſchen Thür und<lb/> Angel will ich euch prophezeien: die Statue der<lb/> Freiheit iſt noch nicht gegoſſen, der Ofen glüht,<lb/> wir Alle können uns noch die Finger dabei ver-<lb/> brennen.</p> <stage>(Ab.)</stage> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [12/0016]
Danton.
Das „und“ dazwiſchen iſt ein langes Wort,
es hält uns ein wenig weit auseinander, die Strecke
iſt lang, die Ehrlichkeit verliert den Athem, eh wir
zuſammen kommen. Und wenn auch! — den ehr-
lichen Leuten kann man Geld leihen, man kann
bei ihnen Gevatter ſtehn und ſeine Töchter an ſie
verheirathen, aber das iſt Alles!
Camille.
Wenn du das weißt, warum haſt du den Kampf
begonnen?
Danton.
Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte der-
gleichen geſpreizte Katone nie anſehn, ohne ihnen
einen Tritt zu geben. Mein Naturell iſt einmal ſo.
(Er erhebt ſich.)
Julie.
Du gehſt?
Danton (zu Julie).
Ich muß fort, ſie reiben mich mit ihrer Politik
noch auf. — (Im Hinausgehn) Zwiſchen Thür und
Angel will ich euch prophezeien: die Statue der
Freiheit iſt noch nicht gegoſſen, der Ofen glüht,
wir Alle können uns noch die Finger dabei ver-
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/16>, abgerufen am 16.02.2025. |