Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
durchprobirt. Es ist auch gar nichts Pikantes mehr dran, es ist ganz gemein geworden. Dillon. Man muß Danton's Frau ein Billet zukom- men lassen. Laflotte. Und dann -- ich fürchte den Tod nicht, aber den Schmerz. -- Es könnte wehe thun, wer steht mir dafür? Man sagt zwar, es sei nur ein Augen- blick; aber der Schmerz hat ein feineres Zeitmaaß, er zerlegt eine Tertie. Nein! Der Schmerz ist die einzige Sünde, und das Leiden ist das einzige Laster; ich werde tugendhaft bleiben. Dillon. Höre, Laflotte, wo ist der Kerl hingekommen? Ich habe Geld, das muß gehen; wir müssen das Eisen schmieden, mein Plan ist fertig. Laflotte. Gleich, gleich! ich kenne den Schließer, ich werde mit ihm sprechen, du kannst auf mich zählen, Gene- ral, wir werden aus dem Loch kommen (für sich im Hinausgehen) , um in ein anderes zu gehen, ich in das weiteste, die Welt, -- er in das engste, das Grab.
durchprobirt. Es iſt auch gar nichts Pikantes mehr dran, es iſt ganz gemein geworden. Dillon. Man muß Danton’s Frau ein Billet zukom- men laſſen. Laflotte. Und dann — ich fürchte den Tod nicht, aber den Schmerz. — Es könnte wehe thun, wer ſteht mir dafür? Man ſagt zwar, es ſei nur ein Augen- blick; aber der Schmerz hat ein feineres Zeitmaaß, er zerlegt eine Tertie. Nein! Der Schmerz iſt die einzige Sünde, und das Leiden iſt das einzige Laſter; ich werde tugendhaft bleiben. Dillon. Höre, Laflotte, wo iſt der Kerl hingekommen? Ich habe Geld, das muß gehen; wir müſſen das Eiſen ſchmieden, mein Plan iſt fertig. Laflotte. Gleich, gleich! ich kenne den Schließer, ich werde mit ihm ſprechen, du kannſt auf mich zählen, Gene- ral, wir werden aus dem Loch kommen (für ſich im Hinausgehen) , um in ein anderes zu gehen, ich in das weiteſte, die Welt, — er in das engſte, das Grab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LAF"> <p><pb facs="#f0114" n="110"/> durchprobirt. Es iſt auch gar nichts Pikantes mehr<lb/> dran, es iſt ganz gemein geworden.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIL"> <speaker><hi rendition="#g">Dillon</hi>.</speaker><lb/> <p>Man muß Danton’s Frau ein Billet zukom-<lb/> men laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAF"> <speaker><hi rendition="#g">Laflotte</hi>.</speaker><lb/> <p>Und dann — ich fürchte den Tod nicht, aber<lb/> den Schmerz. — Es könnte wehe thun, wer ſteht<lb/> mir dafür? Man ſagt zwar, es ſei nur ein Augen-<lb/> blick; aber der Schmerz hat ein feineres Zeitmaaß,<lb/> er zerlegt eine Tertie. Nein! Der Schmerz iſt die<lb/> einzige Sünde, und das Leiden iſt das einzige<lb/> Laſter; ich werde tugendhaft bleiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIL"> <speaker><hi rendition="#g">Dillon</hi>.</speaker><lb/> <p>Höre, Laflotte, wo iſt der Kerl hingekommen?<lb/> Ich habe Geld, das muß gehen; wir müſſen das<lb/> Eiſen ſchmieden, mein Plan iſt fertig.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAF"> <speaker><hi rendition="#g">Laflotte</hi>.</speaker><lb/> <p>Gleich, gleich! ich kenne den Schließer, ich werde<lb/> mit ihm ſprechen, du kannſt auf mich zählen, Gene-<lb/> ral, wir werden aus dem Loch kommen <stage>(für ſich im<lb/> Hinausgehen)</stage>, um in ein anderes zu gehen, ich in<lb/> das weiteſte, die Welt, — er in das engſte, das Grab.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [110/0114]
durchprobirt. Es iſt auch gar nichts Pikantes mehr
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Dillon.
Man muß Danton’s Frau ein Billet zukom-
men laſſen.
Laflotte.
Und dann — ich fürchte den Tod nicht, aber
den Schmerz. — Es könnte wehe thun, wer ſteht
mir dafür? Man ſagt zwar, es ſei nur ein Augen-
blick; aber der Schmerz hat ein feineres Zeitmaaß,
er zerlegt eine Tertie. Nein! Der Schmerz iſt die
einzige Sünde, und das Leiden iſt das einzige
Laſter; ich werde tugendhaft bleiben.
Dillon.
Höre, Laflotte, wo iſt der Kerl hingekommen?
Ich habe Geld, das muß gehen; wir müſſen das
Eiſen ſchmieden, mein Plan iſt fertig.
Laflotte.
Gleich, gleich! ich kenne den Schließer, ich werde
mit ihm ſprechen, du kannſt auf mich zählen, Gene-
ral, wir werden aus dem Loch kommen (für ſich im
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/114>, abgerufen am 16.02.2025. |