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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.

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wohlhabenden Leute in den Städten auf den Wochen- und
Jahrmärkten direkt ihren Bedarf von den fremden Markt-
leuten zu kaufen pflegten. Der Arme konnte sich nicht auf
längere Zeit versorgen; er lebte, wie heute noch, "aus der
Hand in den Mund". Für ihn übernahm darum der
Kleinhändler das Halten von Vorräten zum allmählichen
Verschleiß.

Man kann drei Gruppen solcher Kleinhändler unter-
scheiden: Krämer, Hocken und Gewandschneider oder Gaden-
leute. Die letzteren waren in der ersten Hälfte der Stadt-
wirtschaftsperiode die angesehensten, da es in vielen Städten
keine einheimische Wollenweberei gab. Mit dem Heran-
wachsen einer solchen wurde ihre Thätigkeit auf den Ver-
trieb der feineren niederländischen Tücher, der Seiden- und
Baumwollstoffe beschränkt, oder sie machten im Kaufhause
den Webern Platz.

Der Großhandel war ausschließlich Wander- und
Markt- oder Meßhandel, und die meisten Städte werden
bis zum Ende des Mittelalters ansässige Großkaufleute
nicht in ihren Mauern gesehen haben. Ihm unterlagen
nur Güter, welche in dem engeren oder weiteren Zufuhr-
gebiet einer Stadt nicht produziert wurden. Ich weiß
deren nur fünf zu nennen: 1) Gewürze und Südfrüchte,
2) getrocknete und gesalzene Fische, welche damals allge-
meines Volksnahrungsmittel waren, 3) Pelze, 4) feine Tücher,
5) für die norddeutschen Städte: Wein. In einzelnen
Teilen Deutschlands dürfte auch das Salz hierher zu rechnen

wohlhabenden Leute in den Städten auf den Wochen- und
Jahrmärkten direkt ihren Bedarf von den fremden Markt-
leuten zu kaufen pflegten. Der Arme konnte ſich nicht auf
längere Zeit verſorgen; er lebte, wie heute noch, „aus der
Hand in den Mund“. Für ihn übernahm darum der
Kleinhändler das Halten von Vorräten zum allmählichen
Verſchleiß.

Man kann drei Gruppen ſolcher Kleinhändler unter-
ſcheiden: Krämer, Hocken und Gewandſchneider oder Gaden-
leute. Die letzteren waren in der erſten Hälfte der Stadt-
wirtſchaftsperiode die angeſehenſten, da es in vielen Städten
keine einheimiſche Wollenweberei gab. Mit dem Heran-
wachſen einer ſolchen wurde ihre Thätigkeit auf den Ver-
trieb der feineren niederländiſchen Tücher, der Seiden- und
Baumwollſtoffe beſchränkt, oder ſie machten im Kaufhauſe
den Webern Platz.

Der Großhandel war ausſchließlich Wander- und
Markt- oder Meßhandel, und die meiſten Städte werden
bis zum Ende des Mittelalters anſäſſige Großkaufleute
nicht in ihren Mauern geſehen haben. Ihm unterlagen
nur Güter, welche in dem engeren oder weiteren Zufuhr-
gebiet einer Stadt nicht produziert wurden. Ich weiß
deren nur fünf zu nennen: 1) Gewürze und Südfrüchte,
2) getrocknete und geſalzene Fiſche, welche damals allge-
meines Volksnahrungsmittel waren, 3) Pelze, 4) feine Tücher,
5) für die norddeutſchen Städte: Wein. In einzelnen
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[56/0070] wohlhabenden Leute in den Städten auf den Wochen- und Jahrmärkten direkt ihren Bedarf von den fremden Markt- leuten zu kaufen pflegten. Der Arme konnte ſich nicht auf längere Zeit verſorgen; er lebte, wie heute noch, „aus der Hand in den Mund“. Für ihn übernahm darum der Kleinhändler das Halten von Vorräten zum allmählichen Verſchleiß. Man kann drei Gruppen ſolcher Kleinhändler unter- ſcheiden: Krämer, Hocken und Gewandſchneider oder Gaden- leute. Die letzteren waren in der erſten Hälfte der Stadt- wirtſchaftsperiode die angeſehenſten, da es in vielen Städten keine einheimiſche Wollenweberei gab. Mit dem Heran- wachſen einer ſolchen wurde ihre Thätigkeit auf den Ver- trieb der feineren niederländiſchen Tücher, der Seiden- und Baumwollſtoffe beſchränkt, oder ſie machten im Kaufhauſe den Webern Platz. Der Großhandel war ausſchließlich Wander- und Markt- oder Meßhandel, und die meiſten Städte werden bis zum Ende des Mittelalters anſäſſige Großkaufleute nicht in ihren Mauern geſehen haben. Ihm unterlagen nur Güter, welche in dem engeren oder weiteren Zufuhr- gebiet einer Stadt nicht produziert wurden. Ich weiß deren nur fünf zu nennen: 1) Gewürze und Südfrüchte, 2) getrocknete und geſalzene Fiſche, welche damals allge- meines Volksnahrungsmittel waren, 3) Pelze, 4) feine Tücher, 5) für die norddeutſchen Städte: Wein. In einzelnen Teilen Deutſchlands dürfte auch das Salz hierher zu rechnen

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Zitationshilfe: Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/70>, abgerufen am 24.11.2024.