erzeugen kann, muß sie hervorbringen. Ihr einziger Re- gulator ist der Gebrauchswert. "Der Landwirt taugt nichts", sagt der ältere Plinius, "der da kauft, was eigene Wirtschaft ihm gewähren kann", und dieser Grundsatz ist noch viele Jahrhunderte nachher in Geltung geblieben.
Man darf sich durch die Thatsache anscheinend reichlichen Geldgebrauches in frühen historischen Perioden an der richtigen Auffassung dieser Wirtschaftsstufe nicht irre machen lassen. Geld ist nicht bloß Tauschmittel sondern auch Wert- maß, Zahlmittel und Mittel der Wertaufbewahrung. Zah- lungen aber ergeben sich massenhaft auch abseiten des Tausches (Geldbußen, Tribute u. dgl.). Dazu zirkulieren alle älteren Geldarten, lange Zeit selbst das Edelmetall, in der Ge- brauchsform, in der sie von der einzelnen Wirtschaft eben- sowohl zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung als zum tauschmäßigen Erwerb anderer Gebrauchsgüter verwendet werden können. Wo sie besonders wertbeständig sind, dienen sie in hervorragendem Maße der Schatzbildung. Dies gilt namentlich vom Edelmetall, das in günstigen Zeiten ebenso rasch die Form roher Prunkgeräte annahm, als es sie in ungünstigen wieder verlor. Daß endlich der Wert- messerdienst durch das Metallgeld versehen werden kann, auch wenn thatsächlich die Umsätze in anderen Gebrauchs- gütern erfolgen, ergibt sich aus den zahlreichen mittelalter- lichen Urkunden, in denen -- weit über den hier ins Auge gefaßten Zeitraum hinaus -- die Preise zum Teil in Geld, zum Teil in Pferden, Hunden, Wein, Getreide u. dgl. fest-
erzeugen kann, muß ſie hervorbringen. Ihr einziger Re- gulator iſt der Gebrauchswert. „Der Landwirt taugt nichts“, ſagt der ältere Plinius, „der da kauft, was eigene Wirtſchaft ihm gewähren kann“, und dieſer Grundſatz iſt noch viele Jahrhunderte nachher in Geltung geblieben.
Man darf ſich durch die Thatſache anſcheinend reichlichen Geldgebrauches in frühen hiſtoriſchen Perioden an der richtigen Auffaſſung dieſer Wirtſchaftsſtufe nicht irre machen laſſen. Geld iſt nicht bloß Tauſchmittel ſondern auch Wert- maß, Zahlmittel und Mittel der Wertaufbewahrung. Zah- lungen aber ergeben ſich maſſenhaft auch abſeiten des Tauſches (Geldbußen, Tribute u. dgl.). Dazu zirkulieren alle älteren Geldarten, lange Zeit ſelbſt das Edelmetall, in der Ge- brauchsform, in der ſie von der einzelnen Wirtſchaft eben- ſowohl zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung als zum tauſchmäßigen Erwerb anderer Gebrauchsgüter verwendet werden können. Wo ſie beſonders wertbeſtändig ſind, dienen ſie in hervorragendem Maße der Schatzbildung. Dies gilt namentlich vom Edelmetall, das in günſtigen Zeiten ebenſo raſch die Form roher Prunkgeräte annahm, als es ſie in ungünſtigen wieder verlor. Daß endlich der Wert- meſſerdienſt durch das Metallgeld verſehen werden kann, auch wenn thatſächlich die Umſätze in anderen Gebrauchs- gütern erfolgen, ergibt ſich aus den zahlreichen mittelalter- lichen Urkunden, in denen — weit über den hier ins Auge gefaßten Zeitraum hinaus — die Preiſe zum Teil in Geld, zum Teil in Pferden, Hunden, Wein, Getreide u. dgl. feſt-
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erzeugen kann, muß ſie hervorbringen. Ihr einziger Re-
gulator iſt der Gebrauchswert. „Der Landwirt taugt
nichts“, ſagt der ältere Plinius, „der da kauft, was eigene
Wirtſchaft ihm gewähren kann“, und dieſer Grundſatz iſt
noch viele Jahrhunderte nachher in Geltung geblieben.
Man darf ſich durch die Thatſache anſcheinend reichlichen
Geldgebrauches in frühen hiſtoriſchen Perioden an der
richtigen Auffaſſung dieſer Wirtſchaftsſtufe nicht irre machen
laſſen. Geld iſt nicht bloß Tauſchmittel ſondern auch Wert-
maß, Zahlmittel und Mittel der Wertaufbewahrung. Zah-
lungen aber ergeben ſich maſſenhaft auch abſeiten des Tauſches
(Geldbußen, Tribute u. dgl.). Dazu zirkulieren alle älteren
Geldarten, lange Zeit ſelbſt das Edelmetall, in der Ge-
brauchsform, in der ſie von der einzelnen Wirtſchaft eben-
ſowohl zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung als zum
tauſchmäßigen Erwerb anderer Gebrauchsgüter verwendet
werden können. Wo ſie beſonders wertbeſtändig ſind,
dienen ſie in hervorragendem Maße der Schatzbildung.
Dies gilt namentlich vom Edelmetall, das in günſtigen Zeiten
ebenſo raſch die Form roher Prunkgeräte annahm, als es
ſie in ungünſtigen wieder verlor. Daß endlich der Wert-
meſſerdienſt durch das Metallgeld verſehen werden kann,
auch wenn thatſächlich die Umſätze in anderen Gebrauchs-
gütern erfolgen, ergibt ſich aus den zahlreichen mittelalter-
lichen Urkunden, in denen — weit über den hier ins Auge
gefaßten Zeitraum hinaus — die Preiſe zum Teil in Geld,
zum Teil in Pferden, Hunden, Wein, Getreide u. dgl. feſt-
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/52>, abgerufen am 24.11.2024.
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