Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.des Viehes, einzelnen Unfreien für ihr ganzes Leben über- Dieser Art war die Wirtschaft der Griechen, der Kar- In dem Herrenrecht des römischen Hausvaters, das des Viehes, einzelnen Unfreien für ihr ganzes Leben über- Dieſer Art war die Wirtſchaft der Griechen, der Kar- In dem Herrenrecht des römiſchen Hausvaters, das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0037" n="23"/> des Viehes, einzelnen Unfreien für ihr ganzes Leben über-<lb/> tragen, ſie konnten für dieſen Dienſt beſonders ausgebildet<lb/> werden. Und je angeſehener das Haus, je reicher der Herr,<lb/> je größer ſeine Wirtſchaft war, um ſo mannigfaltiger und<lb/> reicher konnte die Technik der Stoffgewinnung und Stoff-<lb/> veredelung ſich in ſeiner Wirtſchaft entfalten.</p><lb/> <p>Dieſer Art war die Wirtſchaft der Griechen, der Kar-<lb/> thager, der Römer. <hi rendition="#g">Rodbertus,</hi> der das ſchon vor<lb/> einem Menſchenalter geſehen hat, bezeichnet ſie als <hi rendition="#g">Oiken-<lb/> wirtſchaft</hi>, weil der οἶκος, das Haus, die Einheit der<lb/> wirtſchaftlichen Verfaſſung bedeutet. Der οἶκος iſt nicht<lb/> bloß die Wohnſtätte, ſondern auch die gemeinſam wirt-<lb/> ſchaftende Menſchengruppe; ihre Angehörigen ſind die<lb/> οἰκέται — ein Wort, das bezeichnender Weiſe im hiſtoriſchen<lb/> Sprachgebrauch ſeine Bedeutung auf die Wirtſchaftsſklaven<lb/> einſchränkt, auf welchen damals die ganze Arbeit des Hauſes<lb/> laſtete. Einen ähnlichen Sinn hat das römiſche <hi rendition="#aq">familia</hi>:<lb/> die Geſamtheit der <hi rendition="#aq">famuli,</hi> der Hausſklaven, des Geſindes.<lb/> Der <hi rendition="#aq">pater familias</hi> iſt der Sklavenherr, in deſſen Händen<lb/> der ganze Ertrag der Wirtſchaft zuſammenfließt; in der<lb/><hi rendition="#aq">patria potestas</hi> iſt die eheherrliche und väterliche Gewalt<lb/> mit dem Herrenrecht des Sklavenbeſitzers begrifflich ver-<lb/> ſchmolzen. Kein Hausangehöriger erwirbt für ſich ſondern<lb/> für den <hi rendition="#aq">pater familias</hi>; gegen jeden übt er die gleiche Ge-<lb/> walt über Leben und Tod.</p><lb/> <p>In dem Herrenrecht des römiſchen Hausvaters, das<lb/> ſich gleichmäßig über blutsfremde und blutsverwandte Haus-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0037]
des Viehes, einzelnen Unfreien für ihr ganzes Leben über-
tragen, ſie konnten für dieſen Dienſt beſonders ausgebildet
werden. Und je angeſehener das Haus, je reicher der Herr,
je größer ſeine Wirtſchaft war, um ſo mannigfaltiger und
reicher konnte die Technik der Stoffgewinnung und Stoff-
veredelung ſich in ſeiner Wirtſchaft entfalten.
Dieſer Art war die Wirtſchaft der Griechen, der Kar-
thager, der Römer. Rodbertus, der das ſchon vor
einem Menſchenalter geſehen hat, bezeichnet ſie als Oiken-
wirtſchaft, weil der οἶκος, das Haus, die Einheit der
wirtſchaftlichen Verfaſſung bedeutet. Der οἶκος iſt nicht
bloß die Wohnſtätte, ſondern auch die gemeinſam wirt-
ſchaftende Menſchengruppe; ihre Angehörigen ſind die
οἰκέται — ein Wort, das bezeichnender Weiſe im hiſtoriſchen
Sprachgebrauch ſeine Bedeutung auf die Wirtſchaftsſklaven
einſchränkt, auf welchen damals die ganze Arbeit des Hauſes
laſtete. Einen ähnlichen Sinn hat das römiſche familia:
die Geſamtheit der famuli, der Hausſklaven, des Geſindes.
Der pater familias iſt der Sklavenherr, in deſſen Händen
der ganze Ertrag der Wirtſchaft zuſammenfließt; in der
patria potestas iſt die eheherrliche und väterliche Gewalt
mit dem Herrenrecht des Sklavenbeſitzers begrifflich ver-
ſchmolzen. Kein Hausangehöriger erwirbt für ſich ſondern
für den pater familias; gegen jeden übt er die gleiche Ge-
walt über Leben und Tod.
In dem Herrenrecht des römiſchen Hausvaters, das
ſich gleichmäßig über blutsfremde und blutsverwandte Haus-
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